15 2 5 entgegenkommen oder nachlaufen ſollen. Sitzung vom 5. Mai 1909 die Fahrdämme um die Breite der Gleiſe zu ver⸗ breitern; die Mittelpromenade ſoll dann für die Folge ſtatt mit Kies mit Raſenſtreifen, etwa wie in der Hardenbergſtraße, belegt werden. Weitere erhebliche Gründe für die Ver⸗ legung der Straßenbahngleiſe habe ich aus der Vorlage nicht entnehmen können. Denn wenn z. B. geſagt wird, daß die Straßenbahn auf dieſer kleinen Strecke ſo ſehr viel ſchneller fahren kann, wenn ein eigener Straßenbahnkörper geſchaffen wird, ſo ſcheint mir das doch bei der Kürze der Ent⸗ fernung — es handelt ſich nämlich um die Strecke von der Rampe der Hochbahn bis zum Auguſte⸗ Viktoria⸗Platz, alſo bis zur Kirche — nicht ſehr erheb⸗ lich zu ſein 7 Es hat ſich auch in der Mitte meiner Freunde, und zwar bei der Mehrheit derſelben, eine ziemliche Oppoſition gegen dieſe Verlegung geltend gemacht aus dem Geſichtspunkte heraus, daß man doch den Anblick der ſchönen Straße nicht verſchandeln ſoll. (Sehr richtig!) — Ich ſuchte einen andern Ausdruck; aber ich fand keinen. — Ich muß dem beiſtimmen: die Straße iſt eine Zierde für Charlottenburg, und ich fürchte, daß die Straße ſehr viel weniger ſchön ausſehen wird, wenn die Promenade entfernt wird. Ich glaube auch, daß die Anlieger mit dieſer Abänderung nicht ſehr zufrieden ſein würden. Die Blumen⸗ ſtücke ſollen ja erhalten bleiben; aber die ſchöne Mittelpromenade geht verloren. Nun möchte ich aber nicht den Antrag ſtellen, die Vorlage abzulehnen; denn ich ſehe mich hier einer Vorlage gegenüber, für die die Tiefbau⸗ verwaltung und der Magiſtrat ſeit Jahren, ſeit dem Jahre 1906, wie ich aus den Akten erſehe, gearbeitet haben; daher halte ich es doch wohl für richtig, wenn ich Ihnen empfehle, einen Ausſchuß ein⸗ zuſetzen, um nähere Erklärungen vom Magiſtrat entgegenzunehmen, die vielleicht noch die Herren, die durchaus gegen die Vorlage ſind, umſtimmen könnten. Ich ſtelle alſo den Antrag, meine Herren, einen Ausſchuß von 11 Mitgliedern einzuſetzen, und bitte Sie, dieſem Antrag zuzuſtimmen. Stadtv. Stein: Meine Herren, als ich dieſe Vorlage las, da wußte ich wirklich nicht, was ich ſagen ſollte. (Heiterkeit.) Ich ſprach mit vielen Leuten, die in meiner Gegend da wohnen — ich wohne ja 20 Jahre dort—; wem ich das erzählte, der glaubte es einfach nicht. Die Straße ſo zu verſchandeln — wie hier ſchon geſagt worden iſt —, iſt cinfach unglaublich für mich ge⸗ weſen. Ich weiß ja, daß ſeit 9 oder § Jahren alle möglichen Vorſchläge beſprochen und bearbeitet worden ſind, wie den Übelſtänden dort abgeholfen werden ſoll; aber der Hauptübelſtand iſt auch wieder die berühmte Große Straßenbahn oder die Weſtliche Vorortbahn, die wieder etwas billiger arbeiten will. Was die Bahnen bis jetzt für uns getan haben, weiß ich nicht, wofür wir ihnen ſo (Sehr richtig!) Es iſt hier geſagt worden: die Tiefbaudeputation hat ſchon ſeit Jahren der Bahn Vorſchläge gemacht, um die Übelſtände, die ja zweifellos vorhanden ſind, abzuſtellen. Da iſt hier in der Vorlage eins geſagt: Um nun die Mittelpromenade als ſolche nicht aufgeben zu brauchen, ſchlugen wir der — nun, das ſchadet auch nichts. 195 Straßenbahngeſellſchaft vor, den Bahnkörper auf der nördlichen Dammhälfte, neben der vorhandenen Promenade einzurichten und letztere ſo zu verſchmälern, daß ſie nur eine Breite von 4 m mit daneben liegenden Raſenſtreifen von je 1,25 m erhalten ſollte. Na, das wäre ja eine andere Sache! Aber es kann doch überhaupt die ganze Mittelpromenade erhalten bleiben, wenn die beiden Straßenbahngleiſe auf die Nordſeite gelegt werden. Ob man ſie da nun ein⸗ baut und den Bürgerſteig auf der Nordſeite ver⸗ ſchmälert — ich glaube, das ginge auch; denn die Gehſeite iſt die Südſeite. Auf der Nordſeite gehen die Leute wenig, da iſt das Trottoir viel zu breit für den Verkehr, der ſich da entwickelt hat. Auf der Südſeite ſind die Läden, wo ſich das Publikum anſtaut und ſtehen bleibt, auf der andern Seite nicht. Alſo es wäre vielleicht möglich, die Mittel⸗ promenade zu erhalten und beide Gleiſe auf die Nordſeite zu legen und das Trottoir dort ent⸗ ſprechend zu verſchmälern. Jedenfalls, meine Herren, die Mittelvromenade aus dem Grunde abzuſchaffen, den der Magiſtrat angibt: ſie würde nicht benutzt, — na, des Abends um 8 Uhr ſtaut ſich das Publitum allerdings dort vor K. d. W. und all den ſchönen Läden, die da entſtanden ſind; aber nach 8 Uhr gehen die Leute ſehr gern auf der Mittelpromenade. Und dann, meine Herren, die Mittelpromenade iſt ein Spielplatz für uns im Oſten; wir haben im Oſten keinen Spielplatz für die Kinder; das Stück⸗ chen Wittenbergplatz genügt nicht. Offiziell iſt ſie ja kein Spielplatz; aber es ſind doch nicht alle Familien bei uns im Oſten in der Lage, Aktionäre vom Zoologiſchen Garten zu ſein, damit ſie ihre Kinder dorthin ſchicken können; eine ganze Menge muß ſich mit der Mittelpromenade begnügen. Und, meine Herren, ich muß ſagen: ich habe meine Freude daran. Ich ſitze ſehr häufig da auf der Bank und freue mich, wenn die Kinder Reifen ſchlagen und im Winter Schlitten fahren. Es kommt einem ja ein Reifen mal zwiſchen die Beine Das Vergnügen ſollen die Kinder doch haben. Ich kann nur auf das dringendſte bitten, dieſen Teil der Vorlage unter allen Umſtänden abzulehnen, d. h. daß die Mittelpromenade beſeitigt wird. Das andere — na, da laſſen Sie die Tiefbau⸗ deputation weiterarbeiten; dagegen habe ich nichts. (Heiterkeit.) Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, es iſt ſehr ſchwierig, für eine ſolche Vorlage, wie die vorliegende, eine Majorität herbeizuſchaffen; denn die Anſichten ſind über die Zweckmäßigkeit hier ſehr verſchieden. Wir ſehen es ja, wie viele verſchiedene Anſichten ſich bis jetzt in dieſer Ver⸗ ſammlung geltend gemacht haben, und ebenſo iſt es uns bei den Verhandlungen in der Tiefbau⸗ deputation und im Magiſtrat gegangen. Das kommt eben daher, daß die Sache zwei ſtarke Seiten hat. Je nachdem man mehr Wert auf die eine Seite als auf die andere legt, kommt etwas anderes heraus. Legt man darauf einen Wert, die Mittelpromenade in ihrer vollen Breite zu erhalten, und iſt dies ausſchlaggebend für die ganze Auffaſſung, dann wird man die Straßenbahngleiſe nicht in die Promenade legen, dann muß es bei dem gegenwärtigen Zuſtande verbleiben. Sagt man aber, wir wollen dem Verkehr mehr dienen und