1 96 Sitzung vom dafür ſorgen, daß die weiter von dem Zentrum Berlins entfernt gelegenen Stadtteile Charlotten⸗ burgs einen ſchnelleren Verkehr bekommen, wollen wir dieſen Stadtteilen die Möglichkeit geben, daß auch die Straßenbahnwagen dort etwas ſchneller verkehren können, ſo daß man von dort ſchneller mit der Straßenbahn nach der Stadt kommt, dann wird man ſich ſagen: ſo, wie die Straßenbahngleiſe jetzt liegen, iſt es ſchlecht, ſie müſſen verlegt werden. Legt man ferner großen Wert auf die Sicherheit des Verkehrs und auf die Verminderung des Geräuſches, das die Straßenbahnen während des Fahrens machen, dann muß man gleichfalls dazu kommen, die Straßenbahngleiſe aus dem Aſphalt heraus⸗ zulegen. Nun hatten wir uns bemüht, einen Entwurf aufzuſtellen, welcher möglichſt den beiderſeitigen Wünſchen gerecht wird. Es ſollte die Promenade, allerdings weſentlich eingeſchränkt, erhalten bleiben, und es ſollten außerdem noch für die Straßenbahn⸗ gleiſe beſondere Bahnkörper in der Mitte neben der Promenade geſchaffen werden. Bei dieſem Ent⸗ wurf mußte man die beiderſeitigen Fahrdämme in ihrer Breite ganz erheblich einſchränken, nämlich bis auf 8 m. Eine ſolche Breite iſt nach meiner Auf⸗ faſſung für den heutigen Verkehr allenfalls noch genügend: aber man weiß nicht, ob ſie für die ſpätere Zeit genügen wird. Als wir den ſoeben ſtizzierten Entwurf, nach welchem die Promenade in der Mitte auf 4 m verſchmälert und die Gleiſe neben dieſer Promenade auf einem beſondern Bahnkörper angeordnet werden ſollten, der Straßen⸗ bahngeſellſchaft übermittelten mit der Forderung, die Straßenbahngeſellſchaft ſolle für den Fall, daß der Verkehr eine Verbreiterung der Fahr⸗ dämme erfordere, die Koſten dafür übernehmen, hat die Straßenbahngeſellſchaft dieſe Bedingung mit Rückſicht auf die hohen Koſten abgelehnt. Wir ſtanden alſo vor der Frage ſoll es ſo bleiben wie es iſt, oder ſollen wir andere Mittel ſuchen? Die Rückſicht auf die Sicherheit und Schnelligkeit des Verkehrs veranlaßte uns, nach einem andern Ausweg zu ſuchen. Nach vielfachen Erwägungen ſchien uns die einzige Löſung diejenige, welche wir Ihnen in unſerer Vorlage unterbreitet haben. Und nun ſagt man: dadurch wird die Straße verſchandelt! Nun, geſtatten Sie, daß ich darüber doch eine ganz andere Auffaſſung habe, und die Herren, die mir in dieſem Augenblick nicht beipflichten wollen, werden ſich vielleicht auch noch überzeugen laſſen, wenn ſie ſich nach der Bismarckſtraße bemühen und die wunderbar ſchöne Anlage ſich anſehen, die wir dort geſchaffen haben. Da befindet ſich ein ſolcher Mittelſtreifen; innerhalb dieſes Mittelſtreifens liegen im Raſen die Straßenbahngleiſe, zu beiden Seiten der Straßenbahngleiſe ſind wunderſchöne gärt⸗ neriſche Anlagen, Blumenanlagen, geſchaffen wor⸗ den. Alle Welt beneidet uns um dieſe Anlagen, man iſt ſich darüber einig, daß ſie großartig ſind. Ahnliches ſoll nach unſerer Vorlage in der Tauent⸗ zien⸗ und Kleiſtſtraße innerhalb des Promenaden⸗ ſtreifens geſchaffen werden. Und nun ſprachen die Herren ihre Anſicht dahin aus, dadurch würde die Kleiſt⸗ und Tauentzienſtraße verſchandelt werden! Ich glaube aber, daß man über die Sache beſſer im Ausſchuß beraten kann, und empfehle auch, die Vorlage einem Ausſchuß zu überweiſen. Stadtv. Dunck: Meine Herren, ich freue mich, mit Herrn Kollegen Stein vollſtändig übereinzu⸗ 5. Mai 1909 Auch ich wohne ſeit 12 Jahren am Witten⸗ im Zentrum des Vertehrs, der uns Mir iſt ſeit einem Jahre betannt, daß die Vorlage kommen wird; ich war faſt täglich ein aufmerkſamer Beobachter des Vertehrs und fühle mich daher berufen, ein Urteil abzugeben. Wenn wir zunächſt den Fußgängerverkehr be⸗ trachten, ſo muß ich ſagen, daß der Kollege Stein recht hat, daß der Hauptfußgängerverkehr auf der Südſeite der Straße iſt, wo ſich das Kaufhaus des Weſtens befindet. Auf der Mittelpromenade aber iſt der Fußgängerverkehr unbedingt größer als auf der Nordſeite, wo er etwa nur ein Drittel des Ver⸗ tehrs auf der Südſeite ausmacht. Ich widerſpreche hiermit ausdrücklich dem Satz der Vorlage, worin ge⸗ ſagt iſt, daß die Mittelpromenade verhältnismäßig wenig benutzt werde. An dieſen ſchönen Maitagen habe ich geſehen, daß beſonders ältere Leute aus der Gegend ſich in der Mittagszeit auf die Bänte ſetzen und Sonne, Erholung, Zerſtreuung ſuchen, an ſchönen Sommertagen findet man dasſelbe Bild des Abends. Nachmittags ſpielen dort die Kinder, und bei unſerem Mongel an öffentlichen Spielplätzen in Charlottenburg iſt ihnen das wohl zu gönnen. 2% 421 44 1 Wenn wir den Fahrvertehr ins Auge faſſen, ſo müſſen wir ſagen, daß wir z w e i Straßendämme haben, von denen jeder einzelne faſt die Breite der Leipziger Straße hat, und jeder einzelne breiter iſt als die Königſtraße in Berlin mit ihrem enormen Verkehr; Vertehrsſtockungen treten meiſt ein, wo auf demſelben Damm nach zwei Richtungen ge⸗ fahren wird, oder wo Laſtwagen ſich ſchwerfällig bewegen und lange vor den Häuſern halten zum Auf⸗ und Abladen. Beides iſt hier nicht der Fall: auf jedem der beiden Straßendämme bewegt ſich der Verkehr nur nach einer Richtung. Laft⸗ wagen verkehren wenig; Engrosläger ſind nicht, und die Umſätze der Läden ſind nicht der Art, daß dort viel auf⸗ und abgeladen wird. Das Kaufhaus des Weſtens, das allein in Betracht kommt, läßt auf der Paſſauer Straße die Wagen hineinfahren und ſie auf der anderen Seite, der Ansbacher Straße hinausfahren, ſo daß die Tauentzienſtraße gar nicht in Mitleidenſchaft gezogen iſt. 12 Warum übrigens der Fußgängerverkehr auf der Mittelpromenade groß iſt, das liegt auch daran, daß der Untergrundbahnhof Wittenbergplatz dort mündet. Jeder, der nicht ſofort rechts oder links eine Seitenſtraße aufſuchen muß, geht noch ein Stück auf der Mittelpromenade hin. An den Martt⸗ tagen halten die Fuhrwerte von der Bordſchwelle des Wittenbergplatzes — leider haben wir ja noch immer den offenen Wochenmarkt — bis dicht an die Gleiſe der elettriſchen Bahn heran; jeder Paſfant, der die Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße in einer Rich⸗ tung paſſiert auf der Nordſeite, iſt genötigt, wenn er nicht auf Obſt⸗ und Gemüſereſten, zwiſchen Marktweibern und Schlächterbuden ſich hindurch⸗ winden will, nach der Mittelpromenade hinüber⸗ zugehen. Wäre ſie nicht vorhanden, würde ein ſolcher Paſſant Dienstags und Freitags genötigt ſein, zwe i Fahrdämme zu überſchreiten. Wir müßten dann die Mittelpromenade geradezu ſchaffen. Nun wird behauptet: der Straßenbahnverkehr wird erheblich abgekürzt. Meine Herren, die Straßenbahn fährt von der Gedächtniskirche bis zur Nettelbeckſtraße, wo die meiſten Linien ab⸗ ſchwenken, 1½ Minuten! 11 n 3. (Heiterkeit.) ſtimmen. bergplatz, alſo hier beſchäftigt.