Sitzung vom 26. Mai 1909 auf die Familienzulage nicht vorhanden ſein ſoll. i n Es wird, wenn man überhaupt das Prinzip der Familienzulage gutheißen will, zu prüfen ſein, ob in dieſer Beziehung nicht das Recht der ſtädtiſchen Angeſtellten noch verſtärtt werden ſoll, indem ihnen ein Rechtsanſpruch ausdrücklich gewährt wird. Alles in allem, meine Herren, iſt meine perſönliche Meinung die, daß dieſer Schritt, den der Magiſtrat uns hier zu machen vorſchlägt, ein Schritt nach vorwärts iſt, wenn ich auch zugebe, daß die Bedenken, die dagegen erhoben werden, nicht gegenſtandslos ſind, und wenn ich mich auch nicht der Einſicht verſchließe, daß es ein Verſuch iſt, bei deſſen Unternehmen Vorſicht und Mäßigung geboten iſt. Schließlich iſt noch zu erwähnen, daß in einer Beziehung die Stadt Charlottenburg alle andern Kommunen und auch Reich und Staat übertroffen hat, nämlich inſofern, als ſie Pen⸗ ſionären, Witwen und Waiſen Teu⸗ erungszulagen in Geſtalt von Zuſchüſſen auf ihre Penſion gewährt hat. Dadurch ſind Ausgaben von etwa 10 000 ℳ. in jedem der beiden Jahre 1908 und 1909 entſtanden, die bereits gezahlt ſind. Meine Herren, wenn die Magiſtratsvorlage eine Lücke aufweiſt, ſo iſt es die, daß ſie über die Deckung der Ausgaben, die hier not⸗ wendig ſind, eine völlige Klarheit nicht ſchafft. Sie wiſſen, daß wir für jedes der Jahre 1908 und 1909 für die Zwecke der Erhöhung der Gehälter eine Million eingeſetzt haben, und es iſt kein Zweifel, daß dieſe Beträge weſentlich überſchritten werden. Die Überſchreitung wird vom Magiſtrat für 1908 auf etwa 123 000 ℳ, für 1909 auf rund 140 000ℳ veranſchlagt. Aber dieſe Zahlen ſind noch nicht vollſtändig; denn in ihnen ſind nicht enthalten die Mehrbeſoldungen der ſtädtiſchen Betriebs⸗ arbeiter, die an ſich wiederum ungefähr dieſelbe Höhe erreichen werden. Noch langen für die jetzigen Gehaltserhöhungen zwar die Mittel, die wir bewilligt haben, die Million für 1908 und die Million für 1909, eben deshalb, weil die Gehalts⸗ erhöhung der Lehrer noch nicht in Betracht kommt; aber wir werden uns darüber keiner Täuſchung hingeben dürfen, wir werden dem Magiſtrat dankbar ſein müſſen, daß er uns jetzt bereits durch klare Zahlen vor Augen geführt hat, wie groß die ſchließliche Überſchreitung unſerer Mittel ſein wird, und wir werden daraus die unangenehme Konſequenz ziehen, daß wir in gewiſſem Sinne vor einem ungedeckten Defizit ſtehen. Wir alle werden den Willen haben, daß die Stadt Charlotten⸗ burg keine Schuldenwirtſchaft beginnt, und deshalb dürfen wir nicht Mittel bewiligen, für deren Deckung nicht geſorgt wird. Ich ſtelle als unſere einmütige Anſicht feſt, daß die Vorlage bei aller Beſchleunigung, die der Verabſchiedung zuteil werden wird — und wir hoffen, ſie ſchon in der nächſten Sitzung zu verabſchieden —, den Ausſchuß nicht verlaſſen wird, ohne daß Klarheit darüber geſchaffen iſt, in welcher Weiſe die Erhöhungen gedeckt werden. 3 Und hier, meine Herren, bin ich bei der Kehr⸗ ſeite der Medaille angelangt. Wir wiſſen wohl, daß, was des einen Freude, des andern Laſt iſt, und nur mit ſchwerem Herzen können wir uns da zu entſchließen, zu einer Mehr⸗ belaſtung der ſtädtiſchen Bürger⸗ ſchaft zu ſchreiten, wie ſie hier 225 Frage kommt. Aber gerade deshalb bedarf es der Betonung, daß wir mit den Erhöhungen der Gehälter und Löhne den ſtäd⸗ tiſchen Angeſtellten kein Geſchenk gewähren, ſondern lediglich einen Ausgleich für die Verteuerung al⸗ ler Lebensbedürfniſſe, unter der ſie leiden, einen Ausgleich, von dem ich ſogar dahingeſtellt ſein laſſen will, ob er reichlich ge⸗ nannt werden kann. In den durch die Erhöhungen verurſachten La⸗ ſten tritt abermals eine ſchwere Folge der einſeitigen Wirtſchafts⸗ politik zutage, die um ſo fühl bar er ſein muß, falls gleichzeitig in ſo vielen andern Beziehungen die Reichs⸗und Staatspolitif den Kom⸗ munen und ihren Bürgern Son⸗ derlaſten jeder Art auferlegt. Uns bleibt nichts übrig, als uns dem 3wange der Verhältniſſe zufügen, und zu dem Gerechtigkeitsſinne unſerer Mitbürger dürfen wir das Vertrauen haben, daß ſie dieſe Laſten, die, wie geſagt, nur mit ſchwerem Herzen von uns ihnen aufgebürdet werden, willig auf ſich nehmen werden in der Er⸗ kenntuis, daß ihr 3weck, die Er⸗ reichung einer befriedigenden La⸗ ge für unſere ſtädtiſchen Ange⸗ ſtellten, ein guter und erfreulich er i ſt. (Bravo!) Wie ich eingangs erklärt habe, wollte ich nur die Grundzüge dieſer Vorlage heute beſprechen, und ſelbſtverſtändlich klingen meine Ausführungen aus in dem Antrage, die Vorlage einem Ausſchuſſe von 15 Mitgliedern zu überweiſen. Eine umfang⸗ reiche Aufgabe wird der Ausſchuß zu löſen haben. Er wird namentlich auch alles, was die Angeſtellten wünſchen, noch eingehend zu prüfen haben. Aber das werden wir von vornherein nicht verkennen dürfen: eine weſentliche Anderung der Vorlage wird im Ausſchuß nicht erfolgen. Denn mit dem Magiſtrat und, wie ich von der Erkenntnis und Einſicht der Beteiligten ſelbſt hoffe, auch mit den ſtädtiſchen Angeſtellten ſind wir darin einig, daß die erſtrebte Fürſorge bis zur äußerſten Grenze der Leiſtungsfähigkeit der Stadtgemeinde geht. Auf der andern Seite aber, meine Herren, werden wir gern den Wünſchen des Magiſtrats entſprechen, die beantragten Mittel zu gewähren, wie es in der Vorlage heißt, „in Anerkenntnis des an allen Stellen und in allen Teilen bewieſenen Dienſt⸗ eifers und der Tüchtigkeit aller Beteiligten und in der Hoffnung, dadurch ihrer Dienſtfreudigkeit und Hingabe an die Stadt und deren große Auf⸗ gaben einen neuen Anſporn zu geben“. (Allſeitiges Bravo.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, ich möchte noch betonen, daß das Protokoll heute von den Herren Kollegen Dr Röthig, Vogel 1I und Wolffenſtein vollzogen wird. Stadtv. Zietſch: Meine Herren, als die Stadtverordnetenverſammlung mehrere Male Gc⸗