Sitzung vom Deckung dieſer Unterbilanz in Anſpruch genommen werden. Der Herr Referent aber hat durchaus recht, wenn er in dieſer Belaſtung, die dadurch der Bürger⸗ ſchaft zugemutet werden muß, eine Folge davon ſieht, daß die Wirtſchafts⸗ und Steuerpolitik, die wir heute im Reiche haben, die Lebenshaltung der unteren und mittleren Kreiſe der Bevölkerung er⸗ heblich verteuerte, wodurch dieſe Politik mit zu dieſen für die Bürgerſchaft unangenehmen Kon⸗ ſequenzen geführt hat. Ich unterſchreibe das voll⸗ ſtändig, will aber noch hinzufügen, daß ein großer Teil der Bürgerſchaft eben in dieſer jetzt notwendig werdenden Mehrbelaſtung die Früchte ſeines früheren politiſchen Verhaltens ernten muß. Meine Herren, wir haben trotz aller An⸗ erkennung der Vorlage aber auch reichliche Wünſche vorzubringen. Wir erkennen ohne weiteres die ziemlich ſtrenge Objektivität an, mit der der Magiſtrat bei der Feſtſetzung der Gehälter die ihm zur Verfügung ſtehende Summe auf die einzelnen Beamtenkategorien verteilt hat. Daß immer noch Wünſche beſtehen bleiben werden, daß einige Kategorien von Beamten oder Arbeitern noch weiter gehende Wünſche haben, als ſie hier berück⸗ ſichtigt werden konnten, das liegt, wie der Herr Referent ſchon geſagt hat, in der Natur der Sache. Auch wenn die Erhöhungen noch weiter gegangen ſein würden, ſo würden doch immer Petitionen eingereicht worden ſein, und beſondere Wünſche hätten ſich geltend gemacht. Ich will auch nicht heute auf die einzelnen Petitionen, die uns zu⸗ gegangen ſind, eingehen; aber ich kann ohne weiteres erklären, daß mir ein Teil der Petitionen berechtigt erſcheint, ſo daß es notwendig ſein wird, im Aus⸗ ſchuß des näheren darüber zu ſprechen. Die Wünſche, die wir dieſer Volage gegenüber noch geltend zu machen haben, beruhen in erſter Linie darauf, daß wir eine ſtärkere Berückſichtigung der Arbeiter, und zwar nicht nur der ſtändigen, ſondern auch der nichtſtändigen Arbeiter wünſchen. Sie werden mir hier entgegenhalten, die Vorlage ſei doch auf dem Prinzip aufgebaut, daß prozentual die Arbeiter ſtärter als die Beamten bedacht werden ſollen. Wenn Sie ſich die Summen, die auf den Kopf der einzelnen Zugehörigen der in Frage kommenden Kategorien entfallen, vorhalten, ſo finden Sie, daß pro Kopf auf die Beamten 541 ℳ, auf die Privatdienſtverpflichteten 527 ℳ und auf die ſtändigen Arbeiter 223 ℳ entfallen oder, pro⸗ zentual gerechnet, 12,74%, 18,83%0, 16,83%0. Da⸗ nach würde allerdings der ſtändige Arbeiter pro⸗ zentual beſſer geſtellt ſein als der Beamte, aber er iſt ſchlechter geſtellt als der Privatdienſtver⸗ pflichtete. Nicht nur der Lohnklaſſe nach, ſondern auch nach dem Anſehen, das er genießt, rangiert der Arbeiter bei weitem hinter dem Privatdienſt⸗ verpflichteten. Der Privatdienſtverpflichtete der Stadt kann, wenn nicht als ganzer, ſo doch zum mindeſten als halber Beamter betrachtet werden. Ziehen Sie die beiden Kategorien der Beamten und Privatdienſtverpflichteten zuſammen, ſo ergibt ſich ein Prozentſatz der Einkommenerhöhung von 15,78, der nur ſehr wenig hinter dem Erhöhungs⸗ prozentſatz der Arbeiterlöhne zurückſteht. Selbſt wenn man dieſes, in der Prozentziffer doch nur roh und ungenau zum Ausdruck kommende Über⸗ ewicht der Arbeiter gelten laſſen will, ſo fragt es ſich doch, ob tatſächlich die Arbeiter beſſer fahren als die Beamten und Privatdienſtverpflichteten. Meiner Auffaſſung nach ſtehen ſie hinter beiden Kategorien 26. Mai 1909 227 zurück. Die etwas geringere Prozentziffer der Beamtengehaltserhöhungen ergibt ſich zunächſt daraus, daß eine Reihe von Beamtenkategorien, die nur 1, 2, 3 oder 4 Perſonen zählen, einen niedrigen Prozentſatz in bezug auf die Erhöhung auf⸗ weiſen und daß dieſe niedrigen Prozentſätze für einzelne wenige Beamte die Durchſchnittsquote für die Beamtenſchaft erheblich herabdrücken, ſchein⸗ bar zugunſten der Arbeiter. Ziehen Sie aber die hauptſächlichſten Beamtenkategorien heraus, deren Zugehörige die größte Zahl der Beamten ſtellen, dann werden Sie finden, daß für 153 Stadt⸗ ſekretäre, Gehaltsklaſſe B IIIa, 17,60%% Auf⸗ beſſerung notiert werden muß, daß bei 205 Aſſiſtenten die Erhöhung 21,29%, bei 108 Diätaren 21,20%, dagegen bei 332 Kämmereiarbeitern, die als ſtändige Arbeiter betrachtet werden, nur 17,16% und bei 108 Krankenwärtern ſogar nur 12,10% beträgt. Für die Krankenwärter dürfte ja teilweiſe dasſelbe Moment bei der Bemeſſung der Einkommenserhöhung Geltung gehabt haben, das auch für die Krankenſchweſtern, die Pflegerinnen, gilt, daß ſie nämlich einen Teil ihrer Einkünfte in freier Wohnung, Nahrung und eventuell auch — das weiß ich allerdings nicht — in Kleidung beziehen. Für ſie könnte alſo die Teuerung nicht ſo unmittelbar in die Erſcheinung treten, wie für die andere Beamtenſchaft. (Sehr richtig!) Das iſt aber nur bedingt richtig: denn das Geld, das ſie außerdem noch bekommen, legen ſie doch ſchließlich nicht bloß in Vergnügungen an, ſondern ſie müſſen von dem baren Gelde auch wieder einen Teil ihrer Lebensbedürfniſſe beſtreiten, deren Koſten ebenſo wie für die Lebensmittel uſw. enorm in die Höhe gegangen ſind. Ich mache zum Beiſpiel darauf aufmerkſam, daß für Stiefel und Kleidung die Preiſe ganz erheblich geſtiegen ſind, manchmal noch weit über die Erhöhung der Lebensmittel⸗ preiſe hinaus. Wir würden daher wünſchen, daß eine gerechtere Berückſichtigung namentlich der Krankenwärter ſtattfindet, die doch auch durch ihren Beruf geſundheitlichen Schädigungen ſehr leicht ausgeſetzt ſind. Durch die Gegenüberſtellung von Beamten und Arbeitern will ich ſelbſtverſtändlich nicht zum Ausdruck bringen, daß wir die Gehaltserhöhung der Beamten herabſetzen wollen, ſondern wir bezwecken mit der Herbeiführung eines Ausgleichs, einer Annäherung nur, die Arbeiterlöhne weiter zu erhöhen, als es geſchehen iſt. Wenn infolgedeſſen die Mittel gar zu knapp werden ſollten, ſo daß man an eine Kürzung anderer hier vorgeſchlagener Sätze denken könnte, dann würden meines Er⸗ achtens nur die höheren und beſſer bezahlten Beamtenklaſſen dafür in Frage kommen. Wir ſtehen in Charlottenburg in bezug auf die Bezahlung der Beamten, beſonders der höheren Beamten, durch⸗ aus nicht ſchlecht da. Wir haben uns der Gehalts⸗ ſätze, die die höheren und mittleren Beamten beziehen, durchaus nicht zu ſchämen. Ich möchte mir erlauben, nur einige Vergleiche dafür anzu⸗ führen, die Ihnen zeigen werden, daß in dieſem Punkte Charlottenburg tatſächlich mit voran mar⸗ ſchiert. Betrachte ich gleich die erſte Poſition in der Vorlage, die den Direktor der ſtädtiſchen Steuerverwaltung betrifft, ſo finde ich, daß dieſer Beamte nach dem neuen Normaletat ein Gehalt von 7500 bis 10 000 ℳ beziehen ſoll. In derſelben Gehaltsklaſſe würden in Preußen, nach der neuen