256 zulagen zwiſchen Arbeitern und Beamten Gärung bei den Arbeitern hervorrufen muß, weil die Ar⸗ beiter zu der Auffaſſung kommen müſſen, daß ſie ungerecht behandelt worden ſind. Wie kann man in ehrlicher Überzeugung da uns den Vorwurf machen: wir wollen die Gärung heraufbe⸗ ſchwören? Alle unſere Anträge gehen doch darauf hinaus, jede ungerechte Ungleichheit zwiſchen Beamten und Arbeitern zu beſeitigen. Wir be⸗ dauern aufrichtig, daß durch die Ausſchußbeſchlüſſe eine ſtarke Gärung in die Kreiſe der Arbeiter hinein⸗ getragen werden kann. Aber unſeren Anträgen die gegenteilige Abſicht zu unterſchieben, das geht doch ſehr weit. Herr Kollege Meyer hat nun auch geſagt, daß Sie für die Reſolution, die ich jetzt vorgelegt habe, aus dem Grunde nicht ſtimmen können, weil ich nebenbei und vielleicht in etwas übertriebener Weiſe bemerkte: die Durchführung der in der Re⸗ ſolution niedergelegten Grundſätze eröffne Ihnen unbegrenzte Möglichkeiten, die Gelder noch an⸗ zulegen, die Sie ſonſt nicht unterbringen können. (Zuruf bei den Liberalen. Glocke des Vorſtehers). Vorſteher Kaufmann (unterbrechend): Ich bitte, keine Zwiegeſpräche zu halten. Wenn Sie etwas zu erwidern haben, bitte ich, nachher das Wort zu nehmen. Stadtv. Zietſch (fortfahrend): Herr Kollege Meyer hat jedenfalls geſagt, daß ihn meine Aus⸗ führungen, daß dieſe Reſolution Ihren verfüg⸗ baren Mitteln ein unbegrenztes Verwendungsfeld eröffnen würde, dazu führen werden, gegen die Reſolution zu ſtimmen. (Zurufe bei den Liberalen.) Meine Herren, Sie würden auch gegen die Reſo⸗ lution geſtimmt haben, wenn ich nicht ſo geſprochen hätte. Meine ganz nebenſächliche Bemerkung iſt Ihnen jetzt nur ein begründeter Anlaß nach außen hin, gegen die Reſolution ſtimmen zu können. Und noch eins. Wenn Herr Kollege Meyer ſagte: die Herren hätten in bezug auf die Er⸗ höhung der Gehälter der Magiſtratsmitglieder im Ausſchuß nur die Konſequenz ihres bisherigen Verhaltens gezogen, indem Sie die Gehälter der Beamten und Arbeiter aufgebeſſert haben, — dann freut mich im Grunde genommen dieſe logiſche Konſequenz. Ich wünſche nur, die Herren Liberalen würden dieſe logiſche Konſequenz auch dann in Nutzanwendung ſetzen, wenn ſie in den Deputationen in die Lage verſetzt werden, mit über die Erhöhung der Löhne der Betriebsarbeiter zu beſchließen. Stadtv. Stein: Der Herr Vorſteher hat gemeint, es müßte eventuell über meinen Antrag abgeſtimmt werden. Ich habe keinen Antrag geſtellt, meine Herren. Ich bin weit davon ent⸗ fernt, den Herren hier noch längere Ungelegen⸗ heiten machen zu wollen, daß ſie ſich hier noch lange überflüſſig aufhalten ſollen. Das iſt mir nicht ein⸗ gefallen. Ich habe meine Bedenken zur Sprache gebracht, und wenn dieſe Bedenken nur dadurch zerſtreut werden ſollen, daß man ſagt: wir haben immer ſo verfahren, — ja dann brauchen wir über⸗ haupt keine Geſchäftsordnung! Dann können wir immer nach der Uſance verfahren. Sitzung vom 9. Juni 1909 Vorſteher Kaufmann: Die Außerungen des Herrn Kollegen Stein können nicht darüber hinweg⸗ bringen, daß dem Ausſchuß und damit mir der Vorwurf gemacht wird, § 34 der Geſchäftsordnung verletzt zu haben. Ich bin es den Mitgliedern des Ausſchuſſes und mir ſchuldig, die Sache klar zu ſtellen. Im übrigen bitte ich, darauf aufmerkſam machen zu dürfen, daß ich auch nach der Faſſung der Magiſtratsvorlage den § 34 der Geſchäfts⸗ ordnung vollkommen gewahrt ſehe. Die Über⸗ ſchrift der Magiſtratsvorlage lautet: Vorlage betr. Neugeſtaltung der Gehalts⸗, Beſoldungs⸗ und Lohn⸗Normaletats für die ſtädtiſchen Beamten, Privatdienſtverpflich⸗ teten, Schweſtern und Arbeiter. Nun hat der Magiſtrat eine Gehaltsſkala nur für verſchiedene Kategorien der Beamten vorgelegt; er hat ſie nicht für die Beamten, die Magiſtrats⸗ mitglieder ſind, — denn daß die Magiſtratsmit⸗ glieder auch Beamte ſind, werden Sie nicht be⸗ ſtreiten — vorgelegt. Wir haben Anderungen in der vorgelegten Skala vorgenommen, wir haben die offen gelaſſene Skala für die Magiſtratsmit⸗ glieder, die vom Magiſtrat nicht aufgeſtellt war, unſererſeits durchgeführt, und ich glaube daher, daß unſer Vorgehen unter die Deckung des 8 34 der Geſchäftsordnung fällt. Nach dieſen Ausein⸗ anderſetzungen halte ich es allerdings nicht für notwendig, über die Auslegung des § 34 bezüglich des Vorgehens des Ausſchuſſes noch weiter ab⸗ ſtimmen zu laſſen. — In dieſer Beziehung ſind meine Ausführungen vom Plenum nicht bean⸗ ſtandet worden. Wir können daher nachher zur Abſtimmung über die Vorlage kommen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Meyer (Schlußwort): Meine Herren, es will mir ſcheinen, als wäre es eine Entweihung des Moments, in dem wir die bedeutungsvollen Beſchlüſſe zu faſſen im Begriff ſind, wenn ich auf die Ausführungen des Herrn Stadtv. Zietſch noch weiter im Schlußwort ein⸗ gehen wollte. Ich begnüge mich mit der Erklärung, daß wir uns davon nicht beirren laſſen in unſerer Überzeugung, daß die Vorlage, die wir heute an⸗ nehmen werden, ein weſentlicher Fortſchritt für die Angeſtellten der Stadt iſt; ich ſtelle feſt, daß das in dankenswerter Weiſe von den Beteiligten, die ſich hier unzugänglich der agitatoriſchen Be⸗ einfluſſung erwieſen haben, anerkannt iſt; und ich gebe unſerem Willen und unſerer Entſchloſſenheit Ausdruck, auf dieſem Wege weiter zu gehen zum Wohle unſerer ſtädtiſchen Angeſtellten. (Bravo) Borſteher Kaufmann: Wir kommen zur Ab⸗ ſtimmung. Ich denke, in folgender Weiſe zu ver⸗ fahren: ich laſſe zuerſt über diejenigen Anträge des Herrn Kollegen Zietſch abſtimmen, die über die Ausſchußanträge hinausgehen, oder die in den Ausſchußanträgen überhaupt nicht berührt ſind; nach dem Ergebnis dieſer Abſtimmung können wir über die Ausſchußanträge in ihrer Geſamtheit abſtimmen mit Ausnahme der Familienzulage, über die ich beſonders abſtimmen laſſen werde; dann werde ich die Reſolution des Herrn Kollegen Zietſch zur Abſtimmung bringen, die ich vor der Abſtimmung noch einmal vorleſen werde, und über die von den Herren Kollegen Zietſch, Klick, Bartſch,