Sitzung vom 9. Juni 1909 Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ich werde die Anfrage auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen. Wir kommen zu Punkt 2 der Tagesordnung Antrag der Stadtv. Stein u. Gen. betr. Baum⸗ beſtand in der Kleiſt⸗ und Tauentzienſtraße. — Druckſache 156. Antragſteller Stadtv. Stein: Meine Herren, dieſer Antrag iſt eine Fortſetzung des Antrags, den ich damals eingebracht hatte; er bezieht ſich darauf, daß es doch wünſchenswert iſt, unſere ſchöne Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße, die wir vor 14 Tagen alle in ihrer Blütenpracht bewundert haben, uns ſo zu erhalten. Es iſt die Rede davon, daß neben der Untergrundbahn in der Kleiſt⸗ und Tauentzienſtraße, ſei es für Wilmersdorf, Schöne⸗ berg oder für uns, weitere Bahnen unterirdiſch gebaut werden. Wenn dieſe Bahnen dicht an die jetzt beſtehende Mittelbahn anſchließen, dann iſt es allerdings ſehr fraglich, ob die Bäume, die ſchon mit Rückficht darauf, daß wenig Erde für ſie vor⸗ handen iſt, gewählt worden ſind, dieſe ſchwediſchen Ebereſchen, dann weiter beſtehen können. Es wäre natürlich zu machen, wenn die neuen Bahnen, falls ſie überhaupt gebaut werden ſollten, ſoweit abgerückt werden, daß genügend Platz in den Wölbungen oder über den Wölbungen dieſer Tunnels bleibt, der den Bäumen das Beſtehen ermöglichte. Aus dieſem Grunde habe ich mit den Unterzeichneten den Antrag geſtellt: Stadtverordnetenverſammlung wolle be⸗ ſchließen: den Magiſtrat zu erſuchen, bei einer etwaigen Anlage neuer Untergrundbahnen in der Kleiſt⸗ und Tauentzienſtraße dafür zu zu ſorgen, daß der dortige Baumbeſtand er⸗ halten bleibe. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, wir ſind mit den Herren Antragſtellern durchaus der Anſicht, daß die Bäume unſerer Straßen nicht nur ein großer Schmuck ſind, ſondern daß ſie auch zur Geſundung der ganzen Lebens⸗ verhältniſſe unſerer Stadt dienen. Wir ſind infolge⸗ deſſen beſtrebt, ſie zu erhalten, wo es nur irgend möglich iſt. Wir werden auch, wenn der Bau der Untergrundbahnen, über den noch nicht entſchieden iſt, in der Kleiſt⸗ und Tauentzienſtraße ſtattfinden ſollte, beſtrebt ſein, wo es irgend techniſch möglich iſt, dafür einzutreten, daß der Baumſchmuck der Straßen erhalten wird. (Der Antrag der Stadtv. Stein und Gen. wird angenommen.) 4 Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Der Herr Berichterſtatter beantragt, den Punkt 3, Vorlage betr. Erhöhung der Kurkoſtenſätze in den ſtädtiſchen Krankenhäuſern, von der Tagesordnung heute abzuſetzen mit Rück⸗ ſicht auf die vorgerückte Zeit. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, nehme ich an, daß die Ver⸗ ſammlung damit einverſtanden iſt. — Dies iſt der Fall. Wir kommen zu Punkt 4: 261 Vorlage betr. Erweiterungsbauten auf Gas⸗ werk II. — Druckſache 158. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, ich kann Ihnen die Annahme dieſer Vor⸗ lage glatt empfehlen. Es handelt ſich bei der Auf⸗ ſtellung der neuen Reuterkühler, die in der Gas⸗ anſtalt beabſichtigt wird, um dasſelbe Thema, über das wir uns hier bereits öfter unterhalten haben, nämlich um die Erforderniſſe, die dadurch auf der Gasanſtalt nötig werden, daß der Gas⸗ konſum ſtetig und ziemlich ſchnell ſteigt. Die Kühler, die hier eingebaut, reſp. vergrößert werden ſollen, ſind nach altbewährtem Syſtem vorge⸗ ſchlagen, und es iſt deswegen kein Grund vor⸗ handen, dem Wunſche des Magiſtrats nicht zu entſprechen. Der zweite Teil der Vorlage bezieht ſich auf die Schaffung einer Reſerve. Ich halte auch dieſe für dringend notwendig und die Art und Weiſe, in der ſie projektiert iſt, für nützlich und zweck⸗ mäßig. Die Vorlage iſt von der Deputation eingehend geprüft worden. Ich kann ihre Annahme ohne Aus⸗ ſchußberatung und ohne Veränderung empfehlen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: 1. a) Die Erhöhung der 6 Reuter⸗Kühler im Kondenſationsgebäude I, b) die Neuaufſtellung von 2 Reuter⸗Kühlern im Kondenſationsgebäude 11 und c) die Aufſtellung eines Kohlenbehälters am Nordgiebel des Retortenhauſes II und der Umbau des hydrauliſchen Fahrſtuhls im Retortenhauſe I1I1 auf Gaswerk II1 werden genehmigt. II. Die erforderlichen Koſten zu a = 23 000 ℳ, zu b 31 000 ℳ, zu = 10 000 ℳ, zu⸗ ſammen 64 000 ℳ, werden aus Anleihe⸗ mitteln bewilligt.) (Eine große Zahl von Stadtverordneten hat ſich während der Beratung des letzten Punktes aus dem Saale entfernt.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Anlage einer Baumſchule auf dem Rieſelgelände. — Druckſache 159. Stadtv. Zander (zur Geſchäftsordnung): Ich zweifle für die weiteren Vorlagen die Beſchluß⸗ fähigkeit der Verſammlung an. (Pauſe.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ich bitte die Herren Beiſitzer, feſtzuſtellen, ob wir noch beſchluß⸗ fähig ſind oder nicht. (Geſchieht. — Inzwiſchen iſt eine große Zahl von Stadtverordneten wieder im Saale erſchienen.) Es iſt feſtgeſtellt worden, daß wir beſchluß⸗ fähig ſind. (Große Heiterkeit.) Wir fahren in unſeren Verhandlungen fort. Wir waren bei Nummer 5.