Sitzung vom 23. Juni 1909 haben, 11 Beſchlüſſen zugeſtimmt und einen abge⸗ lehnt hat, ſo widerlegt ſich der Vorwurf, es ſei hier nicht mit dem nötigen Ernſt gehandelt, von ſelbſt. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher Kaufmann: Herr Kollege Hirſch beantragt die Einſetzung einer gemeinſchaftlichen Kommiſſion auf Grund des § 36 der Städte⸗ ordnung, und dieſer Kommiſſion dann wohl dieſe Vorlage zu überweiſen. (Die Verſammlung lehnt den Antrag ab.) Ich ſtelle dann feſt, daß die Verſammlung Kenntnis genommen hat. Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Kokstransportanlage und Lade⸗ und Ausſtoßmaſchinen für das Gaswerk II1. — Druckſache 179. Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, das alte Retortenhaus in der Gasanſtalt 11 iſt in den letzten Jahren mehr oder weniger aus⸗ hilfsweiſe in Betrieb geweſen. Die maſchinellen Einrichtungen zur Beſchickung der Ofen waren hydrauliſch, dieſe Einrichtung hat ſich in früheren Jahren keineswegs bewährt, ſondern war ziemlich teuer. Man iſt, da ein Teil dieſes Retortenhauſes nur aushilfsweiſe in Anſpruch genommen wurde, in den letzten Jahren dazu übergegangen, die Be⸗ ſchickung der Retorten durch Handbetrieb vorzu⸗ nehmen. Auch das hat ſich natürlich als ſehr teuer herausgeſtellt. Da nun aber mit der Zunahme des Gasverbrauchs in Charlottenburg dieſes Retorten⸗ haus immer mehr in Anſpruch genommen werden muß und 30 Ofen vermutlich noch 10 Jahre ſtand⸗ halten, ſo tritt an die Stadtverordnetenverſammlung die Frage heran, ob es nicht Zeit iſt, dieſen Betrieb wirtſchaftlicher zu geſtalten. Das iſt der Zweck der Vorlage. Nach der Vorlage wird beantragt, eine Koks⸗ transportanlage und je 2 Lade⸗ und Ausſtoß⸗ maſchinen mit elektriſchem Antrieb für das Retorten⸗ haus 1 auf Gaswerk II zu genehmigen. Die erforderlichen Mittel ſind aus Anleihen zu decken und betragen 100 000 . Der Antrieb dieſer Maſchinen ſoll auf elek⸗ triſchem Wege erfolgen. Aus den Akten geht hervor, daß durch dieſe maſchinelle Einrichtung mit elek⸗ triſchem Antrieb eine Erſparnis an Arbeitslöhnen in Höhe von etwa 36 000 ℳ jährlich eintreten wird, ſo daß die Anlage in einigen Jahren amortiſiert wird. Hierbei ſind allerdings die Koſten der elektriſchen Kraft nicht berückſichtigt; doch dieſe Koſten ſind ziemlich gering und betragen ſchätzungs⸗ weiſe, einſchließlich der erforderlichen Reparaturen, 1000 ℳ jährlich. In üÜbereinſtimmung mit der Deputation für die Gaswerke beantragt der Magiſtrat, die Mittel zu bewilligen. Ich bitte um Annahme der Vorlage. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Die Beſchaffung und Aufſtellung a) einer Kokstransportanlage, 271 b) von je 2 Lade⸗ und Ausſtoßmaſchinen mit elektriſchem Antrieb für das Retortenhaus 1 auf Gaswerk II wird genehmigt. Die erforderlichen Mittel zu a) 56 000 ℳ, zu b) 44000 ℳ, zuſammen 100 000 ℳ, werden aus Anleihen bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Punkt § der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Verlegung eines Hauptgasrohres. — Druckſache 180. Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, die Klagen der Bewohner im Süden und Südoſten der Stadt über mangelhaften Gasdruck ſind in den letzten Jahren immer ſtärker geworden und ſind auch nicht ohne Recht erhoben worden. Das Gas konnte nämlich nur ungefähr unter einem Druck von 40 mm Waſſerſäule in jenen entfernten Gegenden der Stadt abgegeben werden, während der normale Druck ein ſolcher von etwa 55 bis 60 mm Waſſerſäule ſein würde. Um dieſen ſehr geringen Druck von 40 mm zu erreichen, war nötig, von der Gasanſtalt I11 mit einem ſehr ſtarken Druck das Gas in die Röhren zu bringen, wobei außerdem die alte Gasanſtalt in den Stunden des größten Bedarfs vollſtändig in Anſpruch genommen wurde. Da nun die alte Gasanſtalt immer weniger in Betrieb genommen werden und ſchließlich in ab⸗ ſehbarer Zeit überhaupt eingehen ſoll, anderſeits aber eine weitere Zunahme des Verbrauchs an Gas erwartet werden kann, ſo würde es erforderlich ſein, um in jenen Gegenden der Stadt einen Mindeſtdruck von 40 mm zu erzielen, einen immer ſtärkeren Druck durch die Rohre zu geben. Dadurch würde natürlich der Übelſtand, der bis jetzt beſteht, nicht beſeitigt ſein, im Gegenteil, er würde vielleicht ſtärker zum Ausdruck kommen. Gleichzeitig aber beſteht die Gefahr der Zu⸗ nahme des Gasverluſtes, der durch Verſtärkung des Drucks begünſtigt wird. Was der Gasverluſt für uns bedeutet, das können Sie aus dem Hin⸗ weis entnehmen, daß wir im Jahre 1909 nach dem Etat der Gasverwaltung mit einem Gas⸗ verluſt — für die ganze Stadt freilich — von 2 700 000 obm rechnen; das heißt rund 270 000 ℳ. Wenn die Gefahr des Gasverluſtes immer größer wird, ſo iſt es zweifellos nicht von der Hand zu weiſen, daß wir Vorſorge treffen müſſen, die Zu⸗ nahme dieſes Gasverluſtes nach Möglichkeit zu vermeiden. Es ſind alſo Vorkehrungen nötig, um den erforderlichen normalen Gasdruck in jenen Gegenden, den ſüdlichen und füdöſtlichen der Stadt, zu erzielen und den Gasverluſt zu ver⸗ mindern. Das eine Mittel wäre, im Süden oder Süd⸗ oſten der Stadt eine Gasanſtalt zu bauen oder einen Gasbehälter aufzuſtellen. Beide Vor⸗ kehrungen würden erheblich teurer ſein als das, was der Magiſtrat Ihnen vorſchlägt, nämlich von der neuen Gasanſtalt aus ein neues großes Rohr von 1000 mm Dicke in jene Gebiete zu führen, um direkt das Gas dorthin zu leiten. Nach den Kalkulationen der Betriebsdirektion und der Gas⸗ deputation iſt eine Summe von 567 000 ℳ er⸗ forderlich, um ein großes neues Hauptgasrohr direkt in das Verbrauchsgebiet zu legen. Die zweckmäßige Stelle, wo dann durch Druckleger das Gas in das eigentliche Hauptnetz übergeleitet wird,