272 iſt der Savignyplatz; dort wird das Gas durch Druckleger auf den normalen Druck gebracht. Meine Herren, es wäre ja möglich geweſen — es iſt in der Gasdeputation darüber beraten worden —, dieſes an und für ſich zunächſt teure Projekt auf eine Reihe von Jahren zu verteilen oder viel⸗ mehr zunächſt einmal ein kleineres Projekt zur Ausführung zu bringen, das ſich weſentlich billiger ſtellt. Aber wir ſind nach den reiflichſten Über⸗ legungen in mehreren Sitzungen der Baudepu⸗ tation zu der Überzeugung gekommen, Ihnen trotzdem vorzuſchlagen — oder ich will ſagen, da ich hier als Referent ſpreche: ich ſchließe mich dieſem Antrage der Gasdeputation an, Ihnen vorzu⸗ ſchlagen, ſogleich das große Projekt auszuführen, weil es, unter Berückſichtigung der Zukunft, das wirtſchaftlich vorteilhafteſte iſt, und weil wir auch bei Ausführung des kleinen Projekts nach den Mitteilungen der Betriebsdirettion nicht mit Sicher⸗ heit darauf rechnen können, daß die Gefahr des Gasverluſtes beſeitigt wird. Außerdem kommen uns die heutigen Konjunkturverhältniſſe zunutze, durch die ja bekanntlich Eiſen unter den normalen Preis geſunken iſt, ſo daß es auch aus dieſem Grunde zweckmäßig erſcheint, heute ſchon das große Projekt auszuführen und eine Anlage zu ſchaffen, durch die dann an das geſamte Gebiet ſüdlich der Spree das Gas unter dem gleichmäßigen normalen Gas⸗ druck von etwa 60 mm abgegeben werden würde. Ich beantrage die Annahme der Vorlage. Stadtv. Dr. Frank: Meine Herren, es iſt ja ſonſt üblich, bei derartigen großen Vorlagen eine Kommiſſion zur Vorprüfung zu ernennen. Ich möchte Sie im Intereſſe der ſtädtiſchen Finanzen bitten, im vorliegenden Falle von dieſer Übung abzuſehen. Der Herr Referent hat die Gründe, welche beſtimmend waren, Ihnen dies teure Projekt vorzuſchlagen, ſchon dargelegt. Hier tritt wirklich der Fall ein, daß die ſcheinbare Erſparnis durch eine vorläufig weniger koſtende Anlage ſich weſent⸗ lich teurer ſtellen würde, und zwar nicht bloß im ganzen, ſondern auch im Einzelbetrieb. Der Herr Referent hat ſchon auf das eigen⸗ tümliche Moment hingewieſen, daß es gerade in der jetzigen Zeit möglich iſt, die ſehr bedeutenden Koſten, die mit der Beſchaffung dieſer Hochdruck⸗ leitung verbunden ſind, weſentlich zu reduzieren, weil wir die Rohre heute ungefähr 20 bis 25% unter Normalpreis beſchaffen können. Ich glaube nicht, daß, ſobald in den Induſtrieverhältniſſen eine Beſſerung eintritt, die Werke noch geneigt ſein werden, zu ſolchen direkt Verluſt bringenden Preiſen zu liefern. Es kommt aber noch ein anderes Moment von allgemeiner wirtſchaftlicher Bedeutung hinzu. Dieſe auch im Prinzip neue Anlage, die wir hier ſchaffen wollen, wird weſentlich dazu beitragen, den Gaskonſumenten eine ſehr fatale Laſt, die ihnen jetzt auferlegt werden ſoll, zu erleichtern. Die Lichtſteuer ſind wir ja glücklich losgeworden; aber an ihre Stelle ſoll die famoſe Steuer auf Glühſtrümpfe kommen, die auch eine weſentliche Belaſtung der Konſumenten bedeutet. Dadurch, daß wir die Möglichkeit ſchaffen, einen gleich⸗ mäßigen Druck in der ganzen Stadt anzuwenden, können wir eine ungleich beſſere Ausnutzung der Glühlichtbeleuchtung ohne Mehrkoſten für die Kon⸗ ſumenten bewirken und ihnen nach dieſer Richtung Sitzung vom 23. Juni 1909 hin eine Erleichterung ſchaffen, welche die Laſt der neuen Steuern mindert. Aber die Hauptſache iſt, daß dieſe Anlage, wie ſie jetzt projektiert iſt, tatſächlich für alle Zeit — ich kann das mit aller Beſtimmtheit hier er⸗ klären und kann es auch zahlenmäßig belegen, falls es gewünſcht wird — uns eine gleichmäßigere Haltung des Gasdruckes durch das ganze Stadt⸗ gebiet ſichert. Es kommt dann noch ein fernerer Geſichtspunkt hinzu, welcher in der Gasanſtalts⸗ deputation noch nicht berührt iſt und mit den Technikern der Verwaltung noch weiter durch⸗ gerechnet werden ſoll, daß wir möglicherweiſe dann beſondere Kompreſſorenanlagen, welche für die Beleuchtung des Kurfürſtendamms mit Preß⸗ gas geplant ſind, auch ſparen können. Aus allen dieſen Gründen — und ich bin ſehr gern bereit, noch jede weitere Auskunft, ſowohl privatim, wie hier in der Offentlichteit, zu erteilen — möchte ich die geehrte Verſammlung bitten, die Sache als ſchleunige zu behandeln und ſie heute gleich zu erledigen. Ich glaube mich keiner Uberhebung ſchuldig zu machen, wenn ich ſage, daß in der Kommiſſion nichts an dem Proſpekt verbeſſert werden würde. Die Sache ſteht zahlen⸗ mäßig und techniſch abſolut feſt, und es kann ſich für uns nur darum handeln, ob wir eine bedeutende Erſparnis, die wir jetzt durch raſche Vergebung der Rohre noch realiſieren können, zum Nutzen der Stadt noch haben können, oder ob wir erſt daran gehen wollen, wenn die Eiſenkonjunktur und die Rohrpreiſe ſich wieder gebeſſert haben. Die ſogenannte billigere Anlage wird uns auch aus andern Gründen weſentlich teurer. Der Herr Referent hat ſchon geſagt, daß bei teilweiſer Benutzung der alten Rohre die Verluſte ſehr be⸗ deutende ſein werden, denn wir würden bei dieſer angeblich billigeren Anlage mindeſtens mit dem Verluſt von 1% Gas zu rechnen haben, was einem Geldwert von 65 000 ℳ Gas pro Jahr gleichkommt. Ich glaube, daß dieſe Zahl allein ſchon genügt, um die Verſammlung zu beſtimmen, eine abſolut zu⸗ verläſſige und für alle Zeiten brauchbare Anlage zu bewilligen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: a) Die Verlegung eines Hauptgasrohres von 1000 mm Durchmeſſer vom Gasbehälter 111 des Gaswerks II1 nach dem Savigny⸗ platz wird nach dem vorgelegten Plane genehmigt. p) Die auf 567 000 ℳ veranſchlagten Koſten werden aus Anleihemitteln bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Es iſt folgende Anfrage von Herrn Kollegen Hirſch und einer genügenden Anzahl von Kollegen eingegangen: Die Unterzeichneten richten an den Ma⸗ giſtrat die Anfrage, welche Schritte getan ſind, um feſtzuſtellen, wie es möglich war, daß auf der Gasanſtalt I ein der Verwaltung nicht bekanntes unterirdiſches Rohr exiſtierte, das zu der verhängnisvollen Exploſion am 19. Mai Anlaß gegeben hat, und ob die Verwaltung ſich vergewiſſert hat, daß nicht noch andere ähnliche ihr nicht betannte Rohrleitungen vorhanden ſind. 4 nt