Sitzung vom 23. Juni 1909 277 Frage kommenden Lehrer einen Erſatz für die aus⸗ geſſen, hervorzuheben, daß ja Berlin nach den bisher fallende Familienzulage zu ſchaffen, ſo begnügen wir uns einſtweilen mit dieſer Andeutung und hoffen, daß der Magiſtrat in ſeinen Bemühungen Erfolg haben wird. Auf die in den Petitionen zum Ausdruck ge⸗ langten Wünſche und Forderungen, die ſich in erſter Linie darauf beziehen, wie die cinzelnen Beſoldungsklaſſen gegeneinander abgeſchätzt worden ſind und nach der Anſicht der betreffenden Inhaber dieſer Gehaltsbezüge abgeſchätzt werden ſollen, möchte ich auch heute im einzelnen nicht eingehen; dazu wird der Ausſchuß der geeignete Ort ſein, um des weiteren darauf zu ſprechen kommen zu können. Nur auf eine mir prinzipiell wichtig erſcheinende Forderung möchte ich eingehen, die in der Petition der Lehrerinnen für die höheren Schulanſtalten zum Ausdruck kommt, nämlich daß, entſprechend einem Miniſterialreſkript, auch hier in Charlotten⸗ burg der Grundſatz befolgt werden möchte, daß bei Bemeſſung der Gehälter für weibliche Lehr lräfte 80 % der Beſoldungsſätze für männliche Lehrer in Anſatz gebracht werden ſollen. Es werden ſicherlich erhebliche Bedenten dieſer Forderung entgegengeſtellt werden; trotz alledem ſtehen wir auf dem Boden dieſer Forderung und erkennen ihre Berechtigung an. Nun noch einige Worte über die in Charlotten⸗ burg vorgeſchlagene Gehaltsregelung der Lehrer im Vergleich mit den ſchon beſtehenden Einrich⸗ tungen in anderen Gemeinden. Der Magiſtrat ſagt, wie der Herr Referent ſchon hervorgehoben hat, man müſſe ſich gegen die „vorbehaltloſe Gleich⸗ macherei“ in dieſer Beziehung wenden, man dürfe dieſes Wettrennen zwiſchen den einzelnen Ge⸗ meinden nicht mitmachen. Der Magiſtrat handelt meiner Anſicht nach in der Betonung dieſes Stand⸗ punktes in bezug auf die Beſoldungsverhältniſſe der Lehrer ganz konſequent. Wenn auch dieſe Auf⸗ faſſung des Magiſtrats in der Begründungsſchrift zur Beſoldungsvorlage für die Beamten und ſtädtiſchen Arbeiter nicht ausdrücklich ausgeſprochen war, ſo war doch aus den Reden der Herren vom Magiſtrat herauszuhören — und auch der ganze Aufbau der Beſoldungsſätze für die Beamten und Arbeiter hat das ergeben —, daß man ſich im Ma⸗ giſtrat dagegen geſträubt hat, die in anderen Ge⸗ meinden geltenden Sätze ohne weiteres auch für Charlottenburg gelten zu laſſen. Nur im Ausſchuß ſind von ſeiten der Ausſchußmitglieder Wünſche geäußert worden, verſchiedene Beamtenkategorien mit denen in anderen Gemeinden gleichzuſtellen. So konſequent hier der Magiſtrat gehandelt hat, ſo konſequent, wünſche ich, möchte auch die Mehrbheit der Stadtverordnetenverſammlung handeln. Die Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung hat in letzter Sitzung bei der Beſchlußfaſſung über die Erhöhung der Magiſtratsgehälter ſich von der Er⸗ wägung leiten laſſen, daß in Schöneberg und in anderen Gemeinden beſſere Gehälter als bei uns gezahlt werden. Wir haben darüber heute nicht weiter zu ſprechen, die Diskuſſion iſt abgeſchloſſen. Ich wünſche nur, daß die Auffaſſung, die die Mehr⸗ heit der Stadtverordnetenverſammlung in bezug auf die Erhöhung der Magiſtratsgehälter beſeelte, auch dann zum Ausdruck und zur Geltung gelange, wenn es ſich darum handelt, die Lehrer in ihren Bezügen mit den Gehältern der Lehrer in Schöne⸗ berg, Wilmersdorf, Friedenau, teilweiſe auch in Berlin, gleichzuſtellen. Ich will dabei nicht ver⸗ in den Zeitungen erſchienenen Notizen die Rektoren an den Gemeindeſchulen und auch die Lehrer nicht zu demſelben Endgehalt kommen läßt, wie es in Charlottenburg der Fall iſt. Wir ſtehen aber doch hinter Wilmersdorf und Schöneberg zurück; be⸗ züglich der ordentlichen Lehrer an den Höheren Mädchenſchulen ſind wir von Friedenau, Schöne⸗ berg, Groß⸗Lichterfelde, Wilmersdorf und Berlin überflügelt. So wenig man nun in irgendein geiſt⸗ loſes Konkurrenzlaufen bei der Feſtſetzung der Lehrergehälter hineinzurennen braucht, ſo möchte ich hier doch wünſchen, daß den Forderungen der Lehrer Rechnung getragen und damit herbeigeführt wird, daß Charlottenburg ſeine in dieſer Beziehung bisher innegehabte erſte Stelle auch für die Zukunft behauptet. Es kann doch ſehr leicht der Fall ſein, daß, was man bei den Magiſtratsmitgliedern befürchtet hat, auch bei der Lehrerſchaft eintritt, daß nämlich tüchtige Lehrkräfte von Charlottenburg fortgehen oder, was noch viel ſchlimmer iſt, daß ſich beſonders tüchtige Lehrer gar nicht mehr hierher melden werden. (Sehr richtig!) Das hielte ich für einen ſehr großen Rückſchlag, den wir erhalten würden. Die Stadtverwaltung in Charlottenburg hat ja ſeit jeher ihren größten Stolz darin geſetzt, die beſten Lehrkräfte heran⸗ ziehen zu können. Die haben wir aber nicht be⸗ kommen, weil Charlottenburg eine ſchöne Stadt iſt oder weil in der Verwaltung Herren ſitzen, die liebenswürdig ſind und ſchöne Augen haben, (Heiterkeit) ſondern in erſter Linie deshalb, weil die Bezahlung der Lehrer in Charlottenburg bisher eine beſſere war als in anderen Gemeinden. Die Möglichkeit, auch dieſen Anreiz, tüchtige Lehrkräfte nach Char⸗ lottenburg zu bekommen, ſollten wir nicht aus der Hand geben. Wir brauchen die anderen Gemeinden nicht zu überflügeln, müſſen aber zum mindeſten dieſelben Sätze den Lehrern bieten, die in Schöne⸗ berg und Wilmersdorf geboten werden; denn meine Freunde ſtehen auf dem Standpunkt: Was man der Lehrerſchaft gibt, gibt man dem Volke und damit in erſter Linie unſeren Kindern! (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, aus den Worten des Herrn Referenten klang allerdings eine gewiſſe Enttäuſchung gegenüber der Magiſtrats⸗ vorlage über die Lehrerbeſoldung heraus, und ich nehme an, daß er ſich da zum Interpreten der Ge⸗ fühle gemacht hat, die auch die Lehrerſchaft be⸗ ſeelen und die ihm wohl durch dieſe oder jene Zu⸗ ſchriften und Deputationen zu Ohren gekommen ſein mögen. Es liegt mir deshalb vorweg daran, zu betonen, daß der Magiſtrat genau mit demſelben Wohlwollen, ja, ich will ſagen, genau mit derſelben Hochachtung unſerer Lehrerſchaft gegenüberſteht wie jederzeit, mit der Hochachtung und dem Wohl⸗ wollen, das er in ſeiner Petition vom November vorigen Jahres an die Häuſer des preußiſchen Land⸗ tages zum Ausdruck gebracht hat und das er erſt im März dieſes Jahres auf dem Brandenburgiſchen Städtetage, der im Rathauſe zu Berlin tagte, gegen mancherlei Angriffe zu verteidigen Gelegen⸗ heit genommen hat. Die Vorlage, die Ihnen hier gemacht worden iſt, nimmt für ſich in Anſpruch, daß ſie aus denſelben Grundſätzen der Gerechtigkeit, der Billigkeit und der Anerkennung der Leiſtungen