278 unſerer Lehrerſchaft gefloſſen iſt wie die Vorlage, die Sie am 21. Mai dieſes Jahres bekommen haben. Ich will jetzt auf diejenigen Ausführungen der beiden Herren Vorredner eingehen, die mir für die erſte Generaldiskuſſion von einer Bedeutung zu ſein ſcheinen. Das iſt in erſter Linie die Frage der Konkurrenz mit den Nachbargemeinden. Meine Herren, wenn ich das Wort Konkurrenz gebrauche und für zuläſſig halte, ſo geſchieht das nur unter dem Geſichtspunkte, den Herr Stadtv. Zietſch am Schluſſe ſeiner Ausführungen hervor⸗ gehoben hat, daß vermieden werden muß, daß durch höhere Gehälter in andern Gemeinden der Zuzug der beſten Kräfte ſich dorthin lenkt bzw. von uns dorthin abgeleitet wird. Dieſer Aufgabe iſt ſich der Magiſtrat durchaus bewußt geweſen, und er glaubt, durch die Sätze, die in der Vorlage auf⸗ geſtellt worden ſind, jeder Befürchtung nach dieſer Richtung hin vorgebeugt zu haben. Wir rekrutieren unſere Lehrerſchaft, ſeien es die Oberlehrer, ſeien es die Lehrer an den Gemeindeſchulen, aus der ganzen Monarchie, und es iſt infolgedeſſen nicht notwendig, um die Frage der Konkurrenz zu prüfen, nur über die nächſten Nachbargrenzen zu ſchauen und zu ſehen, ob vielleicht Wilmersdorf oder Schöneberg in dieſer oder jener Altersſtufe und für dieſe oder jene Lehrerklaſſe etwas mehr zahlt, ſondern wir müſſen uns einen Überblick über die Geſamtheit des in Frage kommenden Zuzugs verſchaffen und uns die Frage vorlegen: wohin kann ſich dieſer Zufluß richten? Meine Herren, wenn Schöneberg und Wilmersdorf noch ſo viel weiter über unſere Sätze hinausgehen ſollten, ſo würde doch die Gefahr, daß ſie uns unſere tüchtigen Lehrkräfte wegnehmen, erheblich überſchätzt ſein, wenn man meinte, wir müßten nun unter allen Umſtänden dasſelbe zahlen. Gott ſei Dank produ⸗ ziert unſere Monarchie ſo viele tüchtige Oberlehrer und Lehrer, daß die paar Leute, die nach Schöne⸗ berg oder Wilmersdorf gehen, unter keinen Um⸗ ſtänden den Wert derjenigen, die hierher kommen, beeinfluſſen oder herabſetzen. Was ſollten dann die andern Städte ſagen, vor allen Dingen auch Berlin, das nach meinen Informationen erheblich hinter den von uns vorgeſchlagenen Sätzen zurückbleiben will, das einen viel höheren Prozentſatz von Lehr⸗ kräften braucht, wenn es fürchten müßte, daß es keinen tüchtigen Lehrer mehr bekäme, wenn nun Charlottenburg ſich auch noch auf die Seite von Schöneberg und Wilmersdorf ſchlüge. Davon kann abſolut nicht die Rede ſein. Dieſes Argument iſt alſo an ſich zwar ſachlich erwägenswert, trifft aber nicht zu. Aus den Kreiſen der Lehrerſchaft wird aber die Frage von einem ganz andern Geſichtspunkte aus behandelt. Dort hört man ſehr oft: ja, das iſt an ſich alles wunderſchön, und wir würden auch mit dem zufrieden ſein, was die Vorlage vorſieht und was wir bisher bekommen haben, aber in Schöneberg und Wilmersdorf bekommen unſere Kollegen mehr; wir finden uns alſo in Charlotten⸗ burg nicht genügend eingeſchätzt. Meine Herren, das kann unter keinen Umſtänden ein Geſichtspunkt ſein, der ausſchlaggebend iſt — die einzelnen Gründe dafür werde ich im Ausſchuß noch aus⸗ einanderſetzen —, um ſo weniger, als die Gefahr des Abzuges unſerer Lehrkräfte in dieſe Nachbar⸗ gemeinden außerordentlich gering iſt. Das Wort, das Herr Stadtv. Zietſch auch gebraucht hat: wir ſollten uns nicht überflügeln laſſen, ſollten Gewicht Sitzung vom 23. Juni 1909 darauf legen, daß wir à tout prix die erſte Stellung auf dem Gebiete der Lehrerbeſoldung wie bisher einnehmen, kann ich unter keinen Umſtänden an⸗ erkennen. Das würde geradezu ruinös auf die Gemeindefinanzen wirken, das würde — ohne jede Kritik — lediglich eine Überbietung ſein, und dazu die Hand zu bieten, lehnt der Magiſtrat nach⸗ drücklichſt ab. Wir glauben dadurch nicht nur im Intereſſe unſerer Verwaltung, ſondern auch im Intereſſe der Gemeindeverwaltungen von ganz Groß⸗Berlin zu handeln, wenn wir dieſen Satz mit Entſchiedenheit vertreten. Meine Herren, was nun den von uns dar⸗ geſtellten Vergleich mit den Beamten betrifft, ſo will ich zunächſt zugeben, daß der Magiſtrat vielleicht ein bißchen zu fleißig geweſen iſt, daß er mehr hat beweiſen wollen, als zu beweiſen nötig geweſen wäre. (Sehr richtig!) Zugegeben. Preisgegeben auch eine ganze Reihe von einzelnen Worten und Ausdrücken; es hätte an der Vorlage vielleicht noch mancherlei gefeilt, vielleicht auch weggeſtrichen werden können — Sie wollen das entſchuldigen mit der Haſt, in welcher dieſe Vorlage hat hergeſtellt werden müſſen; da läuft einem beim Schreiben manches aus der Feder bzw. beim Diktieren manches aus dem Munde, was man, wenn man die Vorlage einige Tage noch hätte in den Kaſten legen und dann noch ein⸗ mal durchleſen können, nicht geſagt haben würde. Das ändert aber lediglich an den einzelnen Worten etwas; von dem Sinn der Vorlage bin ich nichts zurückzunehmen in der Lage, wobei ich allerdings ohne weiteres zugebe, daß, wie jeder Vergleich, dieſer Vergleich ganz beſonders hinkt. Meine Herren, dieſen Vergleich haben wir aber nicht gemacht, ſondern den macht die Lehrer⸗ ſchaf t. Nicht wir haben die Theſe aufgeſtellt des unbedingten Vergleichs mit den mittleren Be⸗ amten, ſondern das hat die Lehrerſchaft getan, und wir haben bisher dieſem Standpunkte lediglich gewiſſe Konzeſſionen gemacht. In dem Augenblick aber, wo er mit ſolcher Schärfe und unter dem Motto einer unbedingten Standesfrage an uns herantrat, haben wir es für notwendig erachtet, dem Vergleich etwas genauer einmal zu Leibe zu gehen und ihn in etwas detalllierter Darſtellung durchzudenken und durchzurechnen. Es iſt möglich, daß dabei etwas zu viel Präziſion aufgewendet worden iſt. Ich möchte doch aber ein paar Worte hinzu⸗ fügen darüber, daß der Vergleich mit den Aſſi⸗ ſtenten und Sekretären, wie der Herr Referent geſagt hat, der Wertſchätzung der Lehrer⸗ ſchaft nicht in genügendem Maße gerecht werde. Meine Herren, dieſe Analogie haben wir auch bisher in unſerer Verwaltung ſtets gezogen; ſie wird in anderen Verwaltungen gezogen, ſie iſt mündlich und ſchriftlich, hier in der Verſammlung wiederholt erörtert worden, ohne daß irgendwelche Bemerkungen und Ausſtellungen dieſerhalb von Ihnen oder der Lehrerſchaft gemacht worden ſind. Ich möchte auf die Verhandlungen, die hier im Herbſte vorigen Jahres ſtattgefunden haben, Bezug nehmen, in denen ich ausgeführt habe: Es iſt ſchon im Abgeordnetenhauſe hervor⸗ gehoben worden, daß die Stadt Charlotten⸗ burg im weſentlichen bereits den Wünſchen der Lehrer gerecht wird, indem ſie in ihren Normaletats eine Analogie wenigſtens