Sitzung vom 23. Juni 1909 heblich, welchen Beamtengehältern dieſe entſprechen. Unſer Magiſtrat aber perhorreſziert die Maximal⸗ gehälter. Meine Herren, ich frage mich: iſt es denn ſo etwas Ausſchweifendes, ſo etwas Koloſſales, was in Schöneberg geſchehen iſt? Wenn ich ſehe, daß der ganze Unterſchied zwiſchen der Schöneberger und unſerer Skala ſich in drei Stufen auf 100 und in weiteren vier Stufen auf 50 ℳ beläuft, dann muß ich doch ſagen, daß das ein ſo enormer Unter⸗ ſchied, wie man nach den Ausführungen des Herrn Bürgermeiſters denken ſollte, nicht iſt. Ich gebe, wie geſagt, dem Herrn Bürgermeiſter zu, daß wir unbeeinflußt von ſchematiſcher Gleichmacherei hier vorgehen können. Aber wir werden, wie er es ja auch für möglich gehalten hat, einen Ausgleich finden müſſen, der die Geſichtspunkte berückſichtigt, die ich vorhin dargelegt habe. Zum Schluß hat der Herr Bürgermeiſter geſagt, daß die Begründung der Vorlage des Magiſtrats, die er zu meiner Freude in großen Teilen ſanft fallen gelaſſen hat, (Heiterkeit) doch inſofern das Richtige treffe, als ſie die Wünſche der Beteiligten berückſichtige, als ſie eine Konzeſſion — ſo ſagte der Herr Bürgermeiſter wörtlich — an die von den Lehrern ſelbſt erſtrebte Gleich⸗ ſtellung mit den mittleren Beamten iſt. Meine Herren, das ſcheint auf den erſten Blick ſchlagend. Ich meine aber: wenn heute die Lehrerſchaft ver⸗ langt, mit den Sekretären der allgemeinen Staats⸗ verwaltung verglichen zu werden — das iſt, wie die Herren Kollegen mir beſtätigen werden, der all⸗ gemeine Wunſch der preußiſchen Lehrerſchaft, der auch dem Abgeordnetenhauſe gegenüber erhoben worden iſt —, dann iſt das doch etwas weſentlich anderes, als wenn ſie den Vergleich mit den mittleren Staatsbeamten allgemein anſtrebt. Jenen Wunſch der Lehrer kann man nicht dadurch be⸗ friedigen, daß man ſie mit einer geringer beſoldeten Kategorie der mittleren Staatsbeamten vergleicht, als mit der ſie verglichen werden wollen. Der Herr Bürgermeiſter hat uns allerdings darauf hinge⸗ wieſen, daß der Vergleich in der Vorlage teilweiſe derart iſt, daß er die Lehrer den Stadtsſekretären gleichſtellt. Er hat aber das charakteriſtiſche Wört⸗ chen „faſt“ hinzugefügt Ich wiederhole, ich ſelber urgiere den Vergleich nicht, ich weiß wohl, daß er ſich aus materiellen Gründen nicht immer ſo durch⸗ führen läßt, wie man es grundſätzlich wünſchen ſollte; Tatſache aber bleibt, daß in der Begründung der Vorlage, wie der Herr Bürgermeiſter ſelbſt geſagt hat, in peinlich, vielleicht zu peinlich genauer Weiſe ausgeführt iſt, daß die Lehrer mit den un⸗ geprüften Sekretären zu vergleichen ſind (Bürgermeiſter Matting: Und den geprüften!) — Die Begründung baſiert auf dem Vergleich mit der Aſſiſtentenklaſſe! (Bürgermeiſter Matting: Nein!) — Wie dem auch ſei, wir werden uns hoffentlich darüber wie über die anderen wichtigen Fragen im Ausſchuß mit dem Magiſtrat einigen. Aus der heutigen Debatte und aus den Erklärungen des Magiſtrats wird ja die Lehrerſchaft entnommen haben, daß ihr das Wohlwollen der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung ſicher iſt und der Magiſtrat ſelbſt eine un⸗ günſtige Auslegung der Begründung von ſich weiſt. Magiſtrat und Stadtverordnetenverſammlung wer⸗ den im Ausſchuß nicht nur Gelegenheit haben, 281 ſondern, wie ich beſtimmt erwarte, auch Gelegenheit nehmen, dieſes Wohlwollen praktiſch zu betätigen. (Bravo!) (Die Verſammlung beſchließt nach dem An⸗ trage des Berichterſtatters die Uberweiſung der Vor⸗ lage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt zu Mitgliedern des Ausſchuſſes die Stadt⸗ verordenten Bollmann, Dr Borchardt, Dr Frentzel, Gredy, Hirſch, Dr Hubatſch, Kaufmann, Kern, Meyer, Neukranz, Otto, Schwarz, Wöllmer, Zander und Zietſch.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, ich möchte Ihnen bei dieſer Gelegenheit mitteilen, daß ich die Abſicht hatte, nächſten Dienstag eine außer⸗ ordentliche Sitzung einzuberufen. Es würde dann die Folge ſein, den Ausſchuß, den wir eben ge⸗ wählt haben, Donnerstag und Freitag tagen zu laſſen Von dem Fortgange unſerer Arbeiten heute hoffe ich aber, daß wir den größten Teil der Tages⸗ ordnung erledigen werden, ſo daß es ſich erübrigen wird, Dienstag eine außerordentliche Sitzung anzu⸗ beraumen. Ich behalte mir, je nachdem wie heute das Penſum erledigt werden wird, vor, zu beſtim⸗ men, wann die nächſten Sitzungen ſein werden, ob eine außerordentliche Sitzung noch ſtattfinden wird oder nicht. Von Herrn Kollegen Hirſch und einer ge⸗ nügenden Anzahl von Stadtverordneten iſt folgen⸗ der Antrag eingegangen: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle beſchließen, den Magiſtrat um Erhebungen über die Urſachen der bei dem Neubau des Charlottenburger Waſſerwerks auf den Nonnenwieſen zwiſchen den Arbeitern und der ausführenden Firma ausgebrochenen Diffe⸗ renzen und um Mitteilung des Ergebniſſes der Erhebungen zu erſuchen. Ich werde den Antrag auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſtellen. Wir kommen zu Punkt 13 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Regulierung der Joachimsthaler Straße zwiſchen Hardenbergſtraße und Stadtbahnpfeiler 19. Druckſachen 161, 184. Für den verhinderten Herrn Kollegen Dzia⸗ loszynski iſt Herr Kollege Bergmann Bericht⸗ erſtatter. Berichterſtatter Stadtv. Bergmann: Meine Herren, wir ſind wohl alle darüber einig, daß die Joachimsthaler Straße an ihrem Endpunkt, am Bahnhof Zoologiſcher Garten, dringend der Re⸗ gulierung bedarf. Die vorgeſehene Anderung be⸗ ſeitigt zwar nicht alle Schäden und erfüllt nicht alle Wünſche, es fehlt uns eben die Verlängerung der Joachimsthaler Straße und der Faſanenſtraße nach der Richtung des Bahnhofes Tiergarten; beide Projekte ſind aber vorläufig unausführbar, weil aller Wahrſcheinlichkeit nach — man könnte ſagen, mit Beſtimmtheit — die Zuſtimmung der Krone wegen Beibehaltung des Hippodroms und der Reitwege nicht zu erhalten iſt. Wir müſſen leider konſtatieren, daß wir von der Kaiſer⸗Wilhelm⸗ Gedächtniskirche bis zum Knie keine Durchfahrt⸗ ſtraße nach dem Norden reſp. nach Moabit haben. Der Entwurf 4, wie er uns vorliegt, ſieht eine