Sitzung vom 23. Juni 1909 295 den Zweck, für den der Vertreter entſandt wird, nicht, weil die Entſendung das Privilegium des etwas geleiſtet wird, (Stadtv. Holz: Beſtreitet ja kein Menſch!) das erkennt der Erlaß nicht an. Nach meinen Er⸗ fahrungen wird aber gerade nach dieſer Rchtung hin auf den Kongreſſen ſehr viel geleiſtet. Die perſönliche Fühlungnahme der einzelnen Perſonen dort kommt den Kommunen, dem Staate, dem Reiche ſehr zugute. Nun werden Sie ſagen: es genügt, wenn einer die perſönliche Fühlung nimmt. Darüber kann man natürlich verſchiedener Anſicht ſein; (Stadtv. Holz: Iſt ſogar beſſer!) das kommt auf die einzelnen Fälle an, was zu ſehen iſt, was zu beſprechen iſt uſw. Wenn Sie nach dieſer Richtung hin eine Beſchränkung für Charlottenburg eintreten laſſen wollen, dann müſſen Sie aber doch die notwendigen Grundlagen dafür beſchaffen. Die richtigen Grundlagen dafür haben wir gar nicht. Denn ſobald die Kongreſſe nicht im Auslande ſtattfinden, iſt der Magiſtrat ſouverän: er entſendet die Herren, ohne daß wir etwas davon erfahren. Ich glaube auch, daß nach der Richtung hin in unſerer Kommune etwas zu viel geſchieht, wie in anderen Kommunen auch und im Staate und im Reiche ebenfalls. (Stadtv. Holz: Hört, hört!) So weit gebe ich Ihnen recht, und ich würde es mit Freude begrüßen, wenn uns der Magiſtrat Gelegen⸗ heit geben würde, vielleicht bei der nächſten Etats⸗ beratung eine Überſicht zu erhalten über die Dienſt⸗ reiſen, die von Magiſtratsmitgliedern und andern Kommunalbeamten gemacht werden, damit wir einen Überblick gewinnen, wieviel Kongreſſe und in welchem Umfange dieſe beſucht werden. Wir werden vielleicht zu der Anſicht kommen, daß eine Reihe von Kongreſſen gleicher Art beſucht werden. (Stadtv. Holz: Na alſo!) Nun greifen Sie aber dieſen Kongreß heraus, der uns in der Vorlage gebracht wird. Der Herr Bürgermeiſter hat allerdings eine Begründung für die Entſendung der drei Vertreter, die die Magi⸗ ſtratsvorlage vorſieht, auch nicht gegeben; er hat eigentlich eine Begründung nur für zwei Vertreter gegeben: außer für den Vertreter für die Geſund⸗ heitspflege wies er auf den beſonderen Dezernenten für die Bearbeitung der Frage des Wohnungs⸗ amtes hin. Nun kann man allerdings nicht ver⸗ kennen, daß auch der Dezernent für das Geſund⸗ heitsweſen vollkommen informiert iſt über die Frage des Wohnungsamtes, da er ja auch, ſoviel ich mich erinnere, einen Teil des in den Akten be⸗ findlichen Berichtes über den Beſuch der Städte mit gemacht hat; er wäre wohl auch in der Lage, bei der Entſendung zu dem jetzigen Kongreß einen Bericht darüber zu machen. Immerhin würde dieſe Tätigkeit aber vielleicht zu umfangreich wer⸗ den, da es ſich um verſchiedene wichtige Fragen handelt, und ich möchte mir daher den Vorſchlag erlauben, den Mittelweg zu gehen und nicht die Mittel für 3 Vertreter zu bewilligen, ſondern für 2. Der Magiſtrat beantragt 3, Herr Kollege Holz 1 Vertreter: da nehmen wir am beſten das Mittel und einigen uns auf 2 Vertreter. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, wenn meine Ausführungen Lücken gehabt haben, ſo mußten ſie ſie deshalb haben, weil ich nicht auf die einzelnen Perfonen, die etwa entſandt werden ſollten, eingehen wollte. Ich konnte das deshalb, Magiſtrats iſt, und ich ſeiner Entſchließung nicht vorgreifen kann, obgleich ſie ja nach den bisherigen Gepflogenheiten ſchon ziemlich ſicher iſt. Meine Herren, es hat bisher zur ſtändigen Regel gehört, zwei Dezernenten zu entſenden, von denen wenigſtens der eine regelmäßig Herr Stadt⸗ baurat Bredtſchneider geweſen iſt, ſchon deshalb, weil er nicht nur Vorſtandsmitglied des Vereins iſt, ſondern zugleich auch zu dem gleichzeitig tagen⸗ den Kongreß der Stadtingenieure für den Tiefbau entſendet wird. Die Verbindung dieſes Kongreſſes mit dem Geſundheitspflegekongreß hat ſich ſehr erſprießlich erwieſen. Dadurch ſind eigentlich zwei Vertreter ohne weiteres ſchon gegeben, und es bleibt eben nur der dritte Vertreter für das Woh⸗ nungsweſen übrig, ſo daß ich nur noch einmal bitten kann, die vom Magiſtrat beantragte Summe für drei Vertreter zu bewilligen. Stadtv. Hirſch: Auch ich möchte Sie bitten, ſich gegenüber dieſer Vorlage, die doch wahrhaftig nicht von ſo ungeheurer Tragweite iſt, nicht, wie Herr Kollege Stadthagen es tut, aufs Feilſchen und Handeln zu verlegen, ſondern ruhig die geforderte Summe zu bewilligen. Mit dem meiſten, was Herr Kollege Stadthagen geſagt hat, kann ich voll⸗ ſtändig übereinſtimmen. Auch ich habe das Gefühl, daß manchmal, recht oft zu ſehr unnötigen Zwecken, Vertreter des Magiſtrats delegiert werden, häufig handelt es ſich dabei aber auch um Delegationen, die von der Studtverordnetenverſammlung be⸗ ſchloſſen werden. Zu höfiſchen und byzantiniſchen Feſtlichteiten brauchen wir keine Vertreter zu ent⸗ ſenden; wohl aber halte ich es für notwendig, daß wir Vertreter entſenden zu wiſſenſchaftlichen Kon⸗ greſſen, wo wirklich ernſtlich gearbeitet wird und auch Sachen beraten werden, die der Stadt zum Nutzen gereichen können. Wenn Herr Kollege Holz ſagt: es iſt nieman⸗ dem verwehrt, auf eigene Koſten hinzureiſen, ſo vergißt Herr Kollege Holz, daß wir von den Mit⸗ gliedern des Magiſtrats unmöglich verlangen können, daß ſie dienſtliche Aufwendungen aus eigener Taſche beſtreiten, auch ſchon deshalb nicht, weil nicht alle Mit⸗ glieder des Magiſtrats in der Lage ſind, Wähler erſter Klaſſe zu ſein, ſo daß es ihnen leicht wird, auf eigene Koſten zu reiſen. (Stadtv. Holz: Vom Magiſtrat habe ich nicht ge⸗ ſprochen!) Dann hat Herr Kollege Holz gemeint, wir als Sozialdemokraten ſeien verpflichtet, ihm zu folgen. (Stadtv. Holz: Zur Sparſamkeit!) Ich wüßte nicht, daß Herr Kollege Holz einge⸗ ſchriebenes Mitglied unſerer Partei iſt, geſchweige denn daß er irgendeine Führerrolle in unſerer Partei innehat, ſo daß wir verpflichtet wären, ihm zu folgen. Aber ſelbſt wenn er Führer in der Partei wäre, ſo würde für uns noch keine Ver⸗ pflichtung daraus erwachſen, ihm auf dieſem falſchen Wege zu folgen. Wenn Herr Kollege Holz ſagt, wir müßten ihm deshalb folgen, weil er Spar⸗ ſamteit predigt, ſo vergißt er ganz, daß er hier Sparſamkeit am unrechten Ort predigt. Die paar Mark, die wir hier für die Beſchickung des Kon⸗ greſſes ausgeben, können tauſendfach wieder ein⸗ gebracht werden, indem wir die Erfahrungen, die dort gemacht werden, uns zunutze machen. Ich bitte wirklich, nicht in unnütze Debatte ſich zu ver⸗