304 Sitzung vom 30. Juni 1909 Wir kommen zu Punkt 4 der Tagesordnung: ſtehenden Baufluchtlinien es nicht geſtatten, den Wahl eines Beiſitzers. Anſtelle des Herrn Dr de Gruyter iſt ein anderer Beiſitzer zu wählen. Stadtv. Otto: Ich ſchlage vor, Herrn Kollegen Dunck zum Beiſitzer zu wählen, und beantrage zugleich, die Wahl durch Zuruf vorzunehmen, was nach der Geſchäftsordnung zuläſſig iſt. Vorſteher Kaufmann: Erfolgt ein Wider⸗ ſpruch gegen die Akklamationswahl? — Das iſt nicht der Fall. Dann ſtelle ich feſt, daß Herr Kollege Dunck durch Akklamation zum Beiſitzer gewählt worden iſt. Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Nachbewilligung von Mitteln für Schulzwecke. — Druckſache 205. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Ausgabe beim Ord. Kapitel 11 Ab⸗ ſchnitt 25 für 1908 (Beſchaffung von Ein⸗ richtungsgegenſtänden für das Schulhaus Brauhofſtraße 14) aus den laufenden Mitteln des Jahres 1908 im Betrage von 1251,61 wird genehmigt.) Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verlängerung der Kanaliſations⸗ leitung in der Platanenaller. — Druckſache 206. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a. Der Verlängerung der Kanaliſationsleitung auf der Nordſeite der Platanenallee bis zur Weſtgrenze des Grundſtücks Platanen⸗ allee 13 wird zugeſtimmt. b. Die Koſten zu a in Höhe von 500 ℳ ſind aus Anleihemitteln zu entnehmen und beim Extraordinarium des Sonderetats 1 für 1909 in Sollzugang zu ſtellen.) Den Punkt 7 bitte ich vorläufig auszuſetzen, weil der Anfragende, Herr Kollege hr Borchardt, erſt ſpäter zur Sitzung kommt und es wohl die Courtoiſie verlangt, daß wir ſeine Anweſenheit abwarten. Dann iſt der Wunſch geäußert worden, wenn die Verſammlung damit einverſtanden wäre, die Vorlage betreffend den Reichskanzlerplatz jetzt zu erledigen, weil ein daran beteiligter Herr früher die Verſammlung verlaſſen muß. — Ein Wider⸗ ſpruch erfolgt nicht. Wir gehen dann zu Punkt 10 über: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Abänderung der Fluchtlinien am Reichstanzler⸗ platz. — Druckſachen 192, 230. Berichterſtatter Stadtv. Wolffenſtein: Meine Herren, im Ausſchuſſe war allgemein gegen eine Stimme die Auffaſſung vertreten, daß die be⸗ Reichskanzlerplatz als Abſchluß des großen Straßen⸗ zuges des Kaiſerdammes monumental zu geſtalten. Die jetzigen Verhältniſſe ſind geradezu widerſinnig bezüglich der Straßen, die in den Platz einmünden. Die Fluchtlinien ſind nach den alten Eigentums⸗ verhältniſſen geregelt worden. Die Beſitzver⸗ hältniſſe haben ſich aber vollſtändig geändert. Die Straßen ſchneiden ziemlich regellos ein. Es iſt nun verſucht worden, durch einen neuen Bebauungs⸗ plan Ordnung in das Chaos hineinzubringen. Daß ein Platz, der ſo groß iſt, wie der Reichs⸗ kanzlerplatz, in den die Straßen ſo willkürlich einſchneiden, und auf dem eine Bebauung mit Bauwichen vorgeſehen iſt, einen äußerſt ungünſtigen Eindruck machen muß, liegt klar auf der Hand. Deswegen hat der Ausſchuß in ſeiner Mehrheit den Vorſchlag des Magiſtrats mit Freude begrüßt. Es iſt eine geſchloſſene Bauweiſe vorgeſehen, da ſchon durch die Verbindung mit dem Kaiſerdamm an die eine Seite des Platzes die geſchloſſene Bauweiſe heranreicht. Der Platz iſt außerdem der höchſt gelegene Platz des ganzen Straßenzuges und erfordert demnach eine monu⸗ mentale Geſtaltung. Vor der förmlichen Feſtſetzung der Baufluchtlinien ſoll noch einmal die Ver⸗ ſammlung gefragt werden. Es handelt ſich dann um die Koſtenfrage. Die Tiefbaudeputation hat beſchloſſen, der Vorlage unter der Vorausſetzung zuzuſtimmen, daß die Koſten von den Anliegern getragen werden. Der Magiſtrat hat ſich vorſichtiger ausgedrückt: er werde das möglichſte verſuchen, die Koſten auf die Anlieger abzuwälzen. Ich glaube, wir können es der Geſchicklichkeit unſeres Herrn Syndikus überlaſſen, das zu erreichen. Ich möchte Sie bitten, die Vorlage des Magiſtrats anzunehmen. Stadtv. Freund: Meine Herren, ich war der einzige, der ſich in dem Ausſchuſſe, der ſich mit dieſer Frage zu beſchäftigen hatte, gegen die Magiſtratsvorlage erklärt hat; meine Freunde haben ſich dem angeſchloſſen. Wir finden nicht, daß in der Begründung der urſprünglichen Magiſtrats⸗ vorlage überhaupt etwas enthalten iſt, was die Anderung der Baufluchtlinien an dem Reichs⸗ kanzlerplatz als dringend notwendig erſcheinen ließe. Es iſt da ſehr viel von äſthetiſchen Rückſichten die Rede, von monumentalen Bauten uſw., die die Anderung der Baufluchten erfordern ſollen; das hat aber abſolut keine Bedeutung. Ich erſuche Sie, in die Berliner Straße zu gehen und von der Ecke der Spreeſtraße aus das Rathaus zu ſuchen — das iſt doch gewiß ein monumentales Gebäude in der Stadt Charlottenburg —: Sie ſehen es wegen der die Straße ſchmückenden Bäume nicht. Sie können links und rechts in der Berliner Straße auf und ab ſchauen, Sie werden von den Gebäuden, die an der Straße ſtehen, abſolut nichts ſehen. Selbſt das Charlottenburger Schloß kommt kaum zum Vorſchein, wenn Sie nach der Richtung hin⸗ ſehen. So wird es ſich geſtalten, wenn der Reichs⸗ kanzlerplatz dermaleinſt, wie ich annehme, mit Baumreihen an den Straßen verſehen ſein wird, wenn er ſeinen gärtneriſchen Schmuck uſw. erhalten hat; dann können Sie den Reichskanzlerplatz be⸗ trachten, von welcher Seite Sie wollen, Sie werden nicht bemerten, mit was für Gebäuden der Platz umgeben iſt. Alſo die Gründe, die für die Abände⸗ rung der Fluchtlinien am Reichskanzlerplatz in der