306 der Zifſer 1 hinzugefügt wird: „falls die Anlieger für ſämtliche entſtehenden Koſten aufkommen.“ Stadtv. Harniſch: Meine Herren, hier wurde geſagt, wir ſtehen vor einem Sprung ins Dunkle, und damit wurden die Koſten in Zuſammenhang gebracht. Wir ſtehen nicht vor einem Sprung ins Dunkle, und die Koſten können uns wohl ſpäter berühren, aber jetzt noch nicht. Wir bekommen die⸗ ſelbe Vorlage noch einmal, aber detailliert. Dann haben wir vollſtändig Zeit, zu ſagen: das koſtet uns zuviel, wir würden eventuell nur bis zu der und der Summe dafür übrig haben. Wenn geſagt wird, es geſchehe jetzt zuviel an dem Platz — ja, meine Herren, wann ſoll denn etwas geſchehen? Soll ſpäter umgebaut werden, wenn die Gegend ſo entwickelt iſt wie in der Bismarckſtraße, ſo daß man die eine Seite wieder herunterreißen muß? Das Ende der Bismarckſtraße muß gerade jetzt, wo noch etwas gemacht werden kann, die nötige Ausgeſtaltung erfahren. Es iſt geſagt worden, der Platz iſt ſehr ſchön. Wie häßlich er iſt, meine Herren, ſieht man nicht, weil die ſchönen Blumen dort ſtehen. Wenn aber an der Front erſt die Häuſer ſtehen werden, dann wird klar werden, wie verzwickt die jetzige Grund⸗ rißdispoſition iſt, und dann werden Sie erſt ſehen, wie der Platz ausſieht. Herr Kollege Freund meinte, es ſtehen die ſchönen Bäume ja dort, man ſehe von den Häuſern nichts. Ja, meine Herren, erſtens würden die Bäume nur für ein halbes Jahr als Deckung in Frage kommen, und zweitens wollen wir doch nicht ſo lange warten, bis die Linden ſo h ausſehen wie in der Berliner Straße. Wir können hundert Jahre warten, bis mit den Bäumen der nötige Schutzwall geſchaffen iſt, um den Schandfleck zu verdecken. Meiner Anſicht nach iſt es jetzt die höchſte Zeit, entſprechend vorzugehen, wo es noch möglich iſt und auch nicht zuviel koſtet. Es wurde hier auch geſagt, daß das nur eine künſtleriſche Frage iſt. Nein, das iſt nicht nur eine künſtleriſche Frage, ſondern mindeſtens in ebenſo hohem Maße eine techniſche Frage. Die Verkehrs⸗ verhältniſſe ſind dort ſo, daß ſie nicht viel un⸗ günſtiger ſein können. Außerdem kommt dazu, daß die Verbindungsſtraße vom Kaiſerdamm nach der Brücke jetzt nicht glatt durchgeht, ſondern allerlei Knicke macht. Wenn die neue Kantſtraße ihrer Bedeutung entſprechend voll zur Geltung kommen ſoll, dann iſt es unbedingt nötig, daß ein neuer Straßenzug nach dem Reichskanzlerplatz ge⸗ legt wird, deſſen Verlängerung die Reichsſtraße bildet. Das iſt nur möglich, wenn wir den Platz ändern. Nur durch eine Veränderung des Platzes kann das erreicht werden. Alles das kann man jetzt ſo klar nicht ſehen, da man den Platz ſelbſt überhaupt nicht ſehen kann; er iſt ſehr ſchön mit Blumen be⸗ ſtanden, es iſt abſolut unmöglich, zu ſehen, wie es ſich ſpäter machen wird, wenn er umbaut ſein wird. Alſo die Sache iſt nicht nur künſtleriſch in höchſtem Grade von Wichtigkeit, ſondern mindeſtens dreimal unterſtrichen — auch vom techniſchen Stand⸗ punkte aus. Daß nur die Anlieger den Vorteil haben, möchte ich ſehr bezweifeln. Dann könnte man ebenſo gut ſagen: wir dürfen überhaupt keine Plätze anlegen, weil nur die Leute, die an den Plätzen wohnen, Vorteil davon hätten. Die Anlieger haben nicht allein den Vorteil, ſondern die Allgemeinheit hat die größte Freude daran. Außerdem iſt der Koſten Sitzung vom 30. Juni 1909 beitrag, den die Anlieger zahlen ſollen, ſo bemeſſen, daß er dem Vorteil entſpricht, den die Anlieger davon haben werden. Und, wie geſagt, wenn ſich das nicht decken ſollte, wenn die Koſten ſo hoch werden ſollten, daß wir uns vor ihrer Höhe ſcheuen, dann können wir jederzeit noch ſagen: nein, daraus wird nichts. Es iſt alſo kein Sprung ins Dunkle, den wir machen ſollen, ſondern es iſt eine ganz klare Sache. Durch unſeren Beſchluß ſoll dem Magiſtrat über⸗ haupt die Möglichteit gegeben werden, zu arbeiten. Ohne dieſen Beſchluß iſt es nicht möglich für den Magiſtrat, erſt einmal die Grundlage für das Projekt auszuarbeiten. Ich halte es alſo für ganz bedenkenfrei, wenn wir dem Antrage in beiden Punkten zuſtimmen, und ſehe darin nicht eine Belaſtung, die auf den Stadtſäckel fällt. Falls ſich ſpäter Bedenken in dieſer Beziehung herausſtellen ſollten, ſo ſind wir in der Lage, uns noch einmal damit zu beſchäftigen und abzuwinken. Ich bitte Sie alſo ſehr, die Magiſtratsvorlage anzunehmen. Stadtſyndikus Dr. Maier: Meine Herren, im Ausſchuſſe iſt die Angelegenheit, die wir heute be⸗ raten, bereits ſehr eingehend erörtert worden. Das Plenum iſt nach meinem Dafürhalten nicht der Ort, Grundſätze aufzuſtellen, nach denen man Fluchtlinienpläne zu geſtalten hat. Die Anſichten ſind im weſentlichen abgeſchloſſen, und in dieſen Anſichten kommt zum Ausdruck, daß äſthetiſche Rückſichten bei der Aufſtellung von Bebauungs⸗ plänen in hervorragendem Maße Rückſicht zu finden aben. Meine Herren, Sie ſelbſt haben, ſoweit die Ausgeſtaltung der Bismarckſtraße und des Kaiſer⸗ damms in Betracht kommt, die äſthetiſchen Rück⸗ ſichten als etwas Hervorragendes anerkannt und haben uns die Mittel zur Verfügung geſtellt, durch die wir den äſthetiſchen Rückſichten Rechnung tragen ſollen. Wenn Sie konſequent ſein wollen, dann müſſen Sie dieſe äſthetiſchen Rückſichten nicht bloß in der Bismarckſtraße und dem Kaiſerdamm walten laſſen, ſondern auch auf den Abſchluß des Kaiſer⸗ damms im Reichskanzlerplatz übertragen. Es wird bei dem Reichskanzlerplatz, der auf einem Höhe⸗ punkt liegt, weſentlich darauf ankommen, daß er wirklich ein Abſchluß wird, eine Geſchloſſenheit in der Bebauung darſtellt. Der gegenwärtige Reichs⸗ kanzlerplatz iſt eigentlich kein geſchloſſener Platz, ſondern ein Zuſammenlauf von zwei Rieſenſtraßen, der Reichsſtraße und dem Kaiſerdamm, von denen die eine 50 m, die andere 42 m breit iſt. Es handelt ſich alſo bei der heutigen Geſtaltung des Reichs⸗ kanzlerplatzes im weſentlichen um eine platzartige Erweiterung dieſer beiden außerordentlich breiten Straßen. Nun haben Sie gefragt, warum denn früher nicht darauf Rückſicht genommen worden iſt. Früher waren die Eigentumsverhältniſſe an dem Reichs⸗ kanzlerplatz ſo verſchiedenartig geſtaltet, daß wir bei der Aufſtellung des Fluchtlinienplanes auf dieſe Eigentumsverhältniſſe Rückſicht nehmen mußten, um den Fluchtlinienplan mit der nötigen Be⸗ ſchleunigung zur Aufſtellung zu bringen. Inzwiſchen haben ſich die Eigentumsverhältniſſe verändert, und wir ſind nunmehr in der Lage — hoffen wenigſtens, in der Lage zu ſein —, auf Grund dieſer veränderten Eigentumsverhältniſſe die Umgeſtal⸗ tung des Reichskanzlerplatzes herbeizuführen. Mit der Umgeſtaltung des Reichskanzlerplatzes zu einem geſchloſſenen Platze geht Hand in Hand