Sitzung vom 30. Juni 1909 14,78 % pro Kopf und Jahr. giſtratsvorlage vorgeſehene Mehrbedarf erhöht ſich dadurch allein für das laufende Jahr für die Lehrer um mehr als 10 500 ℳ auf 231 700 ℳ, für die Rektoren auf 19 600 ℳ. Kurz geſagt, wir ſtanden im Ausſchuſſe und wir ſtehen heute vor der Frage, ob wir dieſe wahrlich nicht gering zu achtenden Vorteile in den ſicheren Hafen bringen oder durch Beharren auf unſern prinzipiellen Forderungen das Erreichte gefährden wollen. Nach den Er⸗ klärungen des Magiſtrats unterliegt es keinem Zweifel, daß, wenn wir über das Kompromiß hinausgehen, eine Verabſchiedung vor den Ferien nicht mehr herbeigeführt wird. Schon das bedeutet die Nichterfüllung des dringenden Wunſches der Lehrerſchaft, bald zu wiſſen, woran ſie iſt. Aber auch nach den Ferien wäre eine Verſtändigung mit dem Magiſtrat auf der Grundlage unſerer prinzipiellen Wünſche nicht zu erwarten. Kommt es dann zu keiner Einigung, dann iſt das Geſchick der Lehrerſchaft in die Macht der preußiſchen Staatsregierung gegeben, und dann würde ihr im günſtigſten Falle nach geraumer Zeit kaum mehr zuteil werden, als was ihr nach der urſprünglichen Magiſtratsvorlage geboten war. Die Mehrheit des Ausſchuſſes hat es mit ihrem Verantwortlich⸗ keitsgefühl nicht zu vereinbaren vermocht, die Lehrerſchaft von Charlottenburg dieſen Eventuali⸗ täten auszuſetzen, und ſich deshalb für die friedliche Löſung entſchieden, die neben der Vermeidung eines der Selbſtverwaltung nachteiligen Konfliktes die Gewähr einer ſchleunigen Durchführung der Auf⸗ beſſerung in ſich ſchließt. Wir hoffen und wir bitten Sie, daß Sie in Würdigung dieſer realen Momente unſern Beſchlüſſen beitreten. Meine Herren, über die ſonſt beſchloſſenen Anderungen kann ich mich kurz faſſen. Die Er⸗ höhung der erſten beiden Gehaltsſtufen bei den techniſchen Lehrerinnen in Klaſſe 9 iſt eine Konſequenz der geſetzlichen Vorſchrift über die Differenz zwiſchen der Lehrerbeſoldung an den höheren Schulen und den Gemeindeſchulen. Die Erhöhung der letzten Stufe des Gehalts der Ge⸗ meindeſchullehrerinnen erfolgte, um nicht in ihr hinter den ſtaatlichen Höchſtſätzen zurückzubleiben. Die Gründe der in allen Fällen zugunſten der Lehrer⸗ ſchaft vorgenommenen Anderungen im Texte der Beſoldungsordnung und in den Ausführungs⸗ beſtimmungen ergeben ſich von ſelbſt. Das gleiche gilt für die Refolution wegen Anrechnung der penſionsfähigen Dienſtzeit der Lehrkräfte an den Fortbildungsſchulen auf das Penſionsdienſtalter im öffentlichen Schuldienſt. Nur auf eine Anderung muß ich noch ein⸗ gehen, weil ich hier einen Antrag zu ſtellen habe, der über die Ausſchußanträge hinausgeht. Wir haben, wie Sie aus dem Protokoll erſehen haben, in Klaſſe XvIII — Lehrerinnen an der Mädchenfortbildungsſchule eine Anderung vorgenommen, indem wir dieſe Kategorie der Klaſſe vIII gleich ſtellten. Maßgebend hierfür war, daß für die Tätigkeit dieſer Kategorie die dortigen Sätze angemeſſen ſind. Nun waren die höheren Sätze in der Magiſtratsvorlage für die einzige jetzige Inhaberin einer ſolchen Stellung mit Rückſicht auf individuelle Eigenſchaften, auf ihre frühere Tätigteit und ihre Anciennität im Privat⸗ ſchuldienſt eingeſetzt worden. Wir haben, um dieſer Lehrerin dennoch die höhere Beſoldung zu ſichern, eine Beſtimmung in die Ausführungs⸗ 311 Der von der Ma⸗ beſtimmungen aufgenommen hinſichtlich des Über⸗ ganges von der Beſoldung nach der Stundenzahl auf die Beſoldung nach dem Etat. Aber wir müſſen, um das Ziel ganz zu erreichen, noch im Abſchnitt E der Ausführungsbeſtimmungen Vorſorge dafür treffen, daß ihr und natürlich auch etwaigen anderen Damen, die in dieſe Kategorie eintreten, die im außerpreußiſchen öffentlichen Schuldienſt zu⸗ gebrachte Zeit, vor allen Dingen der Dienſt im Privatſchuldienſt, angerechnet werden kann. Im Einverſtändnis mit dem Magiſtrat beantrage ich deshalb in Gemeinſchaft mit den Herren Kollegen Zietſch, Dr Hubatſch und Zander: Im Abſchnitt E der Ausführungsbeſtim⸗ mungen zur Lehrerbeſoldungsordnung auf Seite 313 Spalte 2 der Vorlage letzte Zeile hinter „Ziffer 3“ einzufügen: „„ bei den aus dem Schuldienſt hervorgegangenen Lehrerin⸗ nen (Klaſſe XVIII) wie zu 4 Ziffer 4.“ Meine Herren, ich bin hiermit am Ende meines Berichtes angelangt und möchte mit einer Be⸗ merkung ſchließen, die ſich nicht allein auf die Lehrer, ſondern auf alle Angeſtellten der Stadt, deren Gehaltsreviſion nunmehr beendet iſt, bezieht. Wir haben in angeſtrengter Arbeit alles daran geſetzt, um ſo weit als möglich die berechtigten Wünſche zu befriedigen. Wir hoffen, daß wir zum guten Teile die ſchwierige Aufgabe gelöſt haben. Wir täuſchen uns aber auch nicht darüber, daß es ſelbſt dem beſten Willen nicht gelingen konnte, auf dieſem Gebiete Tadelloſes zu leiſten, daß es nie gelingen kann, Tauſenden von Beamten, Privatangeſtellten, Arbeitern und Lehrern gegenüber eine volle, all e berechtigten Wünſche befriedigende Gerechtigkeit walten zu laſſen. Wir dürfen uns jedoch ſagen, meine Herren, daß unſere ſtädtiſchen Angeſtellten auch Bürger der Stadt ſind, die ihre Intereſſen im Rahmen der Intereſſen des Gemeinwohls zu ver⸗ folgen wiſſen, und wir dürfen ihrem Bürgerſinn vertrauen, daß ſie den Geſichtspunkten, von denen aus wir unſere Beſchlüſſe gefaßt haben, Würdigung und Anerkennung zollen werden. (Allſeitiges Bravo.) Stadtv. Zietſch: Meine Herren, als ich in der vorigen Sitzung andeutete, daß zweifellos die zweite Leſung ein ganz anderes Bild in den Aus⸗ führungen und in der Auffaſſung des Herrn Refe⸗ renten über die endgültige Geſtaltnug der Lehrer⸗ beſoldungsvorlage ergeben würde, da habe ich mich — ich will es offen geſtehen — noch mit der ſchwachen Hoffnung getragen — weil ja in der erſten Leſung von dem Herrn Referenten ſo ſehr energiſch der Standpunkt vertreten worden war, daß unbedingt gefordert werden müßte, daß die Charlottenburger Lehrerſchaft zum mindeſten im Gehalt mit der Lehrerſchaft in den andern Vor⸗ orten gleichgeſtellt werden ſollte —, daß ich mich in dieſer meiner Annahme täuſchen möchte. Und ich muß Ihnen ſagen, daß dieſe Enttäuſchung für mich eine ſehr angenehme geweſen wäre. Die Ausſchußberatungen haben aber in nur zu weit gehendem Maße meine damals geäußerten Be⸗ fürchtungen beſtätigt. Es iſt heute ein ganz anderes Bild, das ſich vor uns entrollt, als in der erſten Leſung. Heute hörten wir aus den Worten des Herrn Referenten keine mißbilligenden Außerungen mehr darüber herausklingen, daß die Lehrer ideell und auch materiell in der Begründungsſchrift des Magiſtrats im Vergleich mit den Sekretären und