Sitzung vom 30. Juni 1909 Bürgermeiſters ohne weiteres erklärlich. Durch die Zuſtimmungserklärung der Lehrer, ſich mit einer über die Gehaltsvorlage des Magiſtrats hinausgehenden geringeren Erhöhung zu begnügen, waren wir mit einem Teile der liberalen Herren einfach in die Lage gebracht worden, uns zu ſagen: haben wir denn nun noch ein Intereſſe daran, über die Wünſche der Lehrerſchaft hinauszugehen und noch mehr zu fordern, als die Lehrer ſelbſt zu erlangen ſtrebten? Ich kann ohne weiteres ſagen: ſoweit die augenblicklich in Charlottenburg amtierende Lehrerſchaft in Frage kommt, war für meine Freunde und für mich eine Notwendig⸗ keit nicht gegeben, über die Wünſche der Lehrer hinausgehen zu müſſen. Aber wir haben ja nicht nur die Wünſche und Intereſſen der jetzt am⸗ tierenden Lehrer zu vertreten, ſondern ich wies ſchon in der erſten Leſung darauf hin, daß uns nicht deswegen an einer Gleichſtellung der Charlotten⸗ burger Lehrer mit den Wilmersdorfer bzw. Schöne⸗ berger Lehrern gelegen ſei, weil wir fürchten, daß die jetzt amtierenden Lehrer in andere Gemeinden übergehen und uns verlaſſen könnten, ſondern deswegen — darin ſehen wir die Hauptgefahr einer niedrigeren Bemeſſung der Gehälter in Char⸗ lottenburg gegenüber anderen Gemeinden —, weil wir fürchten, daß, wenn wir weniger bezahlen, wir um ſo ſchwerer neue, tüchtige Kräfte hierher bekommen werden. Dieſe Gefahr bleibt für uns auch für die Zukunft beſtehen, wenn die Ausſchuß⸗ anträge angenommen werden. Deswegen ergab ſich für uns, im Intereſſe der Ergänzung und Erneuerung der Lehrerſchaft in Charlottenburg, die wir doch auch künftig nur aus den allerbeſten Kräften zuſammengeſetzt ſehen wollen, die Not⸗ wendigkeit, über die durch das Kompromiß ein⸗ geengten Forderungen und Wünſche der Lehrer hinauszugehen. Es iſt ſchon in der erſten Leſung geſagt und auch im Ausſchuß wiederholt unterſtrichen worden, wir ſollten uns nicht in eine übertriebene Kon⸗ kurrenz mit den Vororten einlaſſen. Wenn ich die Vororte zunächſt einmal ausſcheide und nur Berlin in Vergleich zu Charlottenburg ſtelle, dann wird vielleicht auch heute vom Magiſtrat unſeren weitergehenden Anträgen gegenüber eingewendet werden: ſeht nach Berlin, in Berlin ſind jetzt die Lehrergehälter beſchloſſen worden, und ſie bleiben weſentlich hinter dem zurück, was auf Grund der Ausſchußanträge und der Magiſtrats⸗ vorlage in Charlottenburg künftig gezahlt werden ſoll! Meine Herren, man kann darin Berlin und Charlottenburg nicht gut in Vergleich ſtellen. Gewiß, Berlin kann den Standpunkt einnehmen und kann ſagen: wir haben nicht nach den Vor⸗ orten zu ſehen, wir brauchen uns nicht nach den Gehältern, die dort gewährt werden, zu richten, Berlin iſt Reſidenzſtadt. (Zuruf: Wir auch! — Heiterkeit.) — Ja, aber doch nur nebenbei. (Heiterkeit.) Ich will nicht auf die Geſchichte eingehen, wie Charlottenburg Reſidenzſtadt geworden iſt. — Berlin iſt aber doch die Hauptſtadt des Reiches, iſt die eigentliche Reſidenzſtadt und hat ohne weiteres für jeden, der das Beſtreben beſitzt, nach einer größeren Stadt, namentlich einer Hauptſtadt, zu kommen, einen größeren Anreiz als Charlottenburg. (Widerſpruch. — Zuruf: Iſt die linke Seite anders als die rechte?) 313 Jedenfalls iſt dieſer Vergleich zwiſchen Berlin und Charlottenburg nicht gut zu ziehen. Hinter Schöne⸗ berg und Wilmersdorf bleiben wir aber, auch wenn die Ausſchußanträge angenommen worden ſind, zurück. Hier möchte ich eine berichtigende Erklärung einflechten, wozu mich die Ausführungen des Herrn Bürgermeiſters in der letzten Sitzung veranlaſſen. Der Herr Bürgermeiſter hat damals geſagt: „Der Herr Stadtverordnete Zietſch fordert ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß wir à tout prix an der Spitze aller anderen Gemeinden ſtehen, alle anderen Gemeinden mit unſeren Gehaltsſätzen für die Lehrerſchaft überflügeln ſollen.“ Ich habe ſchon Gelegenheit genommen, das im Ausſchuß richtig zu ſtellen; da die Bemerkung aber von dem Herrn Bürgermeiſter im Plenum gemacht worden iſt, möchte ich auch hier in der Vollverſammlung betonen, daß mir eine ſolche Forderung durchaus fern gelegen hat. Ich habe nicht geſagt, Charlottenburg müſſe an erſter Stelle marſchieren, ſondern ich habe geſagt — das ſtand auch im untorrigierten Stenogramm —: Char⸗ lottenburg darf ſich von anderen Gemeinden nicht überflügeln laſſen, wir müſſen ebenſoviel zahlen, wie in anderen weſtlichen Vorortgemeinden Berlins gezahlt wird, wenn dieſe über unſere Sätze hinaus⸗ gehen. Mit meinen Freunden geſtatte ich mir nun, Ihnen einige Anträge zu unterbreiten, die wir ſchon im Ausſchuß geſtellt haben, die aber dort ab⸗ gelehnt worden ſind. In erſter Linie komme ich auf eine Sache zurück, die im Ausſchuß zu erregten Debatten ge⸗ führt hat: ſie betrifft die Verbeſſerung der Gehalts⸗ poſition für die Oberlehrer. Die Oberlehrer be⸗ kamen nach der Magiſtratsvorlage Zulagen in den einzelnen Gehaltsſtufen von 400, 400, 400, 400, 600, 800 und in der letzten Gehaltsſtufe von 1000 ℳ. Dieſe Gehaltszulagen haben der Mehrheit des Ausſchuſſes nicht genügt, man iſt darüber hinaus⸗ gegangen und hat folgende Zulagen beſchloſſen: 400, 400, 500, 500, 700, 900 und in der letzten Klaſſe wieder 1000 ℳ. Es kommt daher ein Mehr für das Jahr 1908 von 4900 ℳ, für das Jahr 1909 von 5100 ℳ heraus, ſo daß, auf den einzelnen Oberlehrer gerechnet, in den zwei Jahren durch den Ausſchußbeſchluß ein Mehr an Gehaltserhöhung von rund 80 ℳ. entfällt. Man hat angeführt, daß die Oberlehrer in Charlottenburg bisher immer beſſergeſtellt geweſen ſeien, um 200 bis 500 ℳ, als die Oberlehrer in den korreſpondierenden ſtaatlichen Anſtalten in Berlin. Und man betonte ferner: wir haben in Charlottenburg ſeit je das Recht für uns in Anſpruch genommen, uns die allerbeſten Lehrkräfte auszuſuchen, während die ſtaatlichen Lehranſtalten jeden einſtellen müſſen ohne Rückſicht auf ſeine beſſere oder geringere Qualität, je nach⸗ dem er in der Anwärterliſte aufgeführt iſt. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß die Gehalts⸗ erhöhung für die Oberlehrer, wie die Ma⸗ giſtratsvorlage ſie vorſah, den weitgehendſten An⸗ ſprüchen der Oberlehrer Genüge leiſten kann. Für meine Freunde war darum kein Anlaß gegeben, aus der Erwägung heraus, daß der Staat nun zu einer beſſeren Bezahlung ſeiner Oberlehrer gekommen iſt, daß endlich erreicht worden iſt, was die ſtaatlichen Oberlehrer ſeit Jahren erſtrebt haben, mit den ſtädtiſchen Oberlehrern in Charlottenburg gleich⸗ geſtellt zu werden, für die Charlottenburger Lehrer die Berechtigung herzuleiten, bei ihnen über