318 Sitzung vom 30. Juni 1909 druck gebracht. Ich habe damals nach der Antwort Regierung, ſagt er, wäre hier gewiſſermaßen der des Herrn Bürgermeiſters feſtſtellen können, daß er ſie ſelbſt „ſanft fallen gelaſſen“ hat, wogegen er allerdings proteſtiert hat; ich will heute nicht den Proteſt wieder hervorrufen und bloß mit Be⸗ friedigung feſtſtellen, daß er nicht auf die Be⸗ gründung zurückgekommen iſt. Auch im Aus⸗ ſchuſſe iſt von keinem Teile, weder vom Magiſtrat noch von irgendeiner Fraktion, auf dieſe Ver⸗ gleichung zurückgekommen worden. (Sehr richtig!) Ja, meine Herren, was wollen wir denn mehr? Wenn wir das erreicht haben, was wir erreichen wollten, dann liegt doch wahrlich kein Anlaß vor, noch einmal hier die abgetane Geſchichte wieder aufzurühren. (Sehr gut!) Meine Herren, wir — Herr Kollege Zietſch hat immer vorhin von den Liberalen geſprochen; ich betone es: ich ſpreche nicht für die liberale Fraktion, ſondern für die große Mehrheit des Ausſchuſſes — wir müſſen ja leider darauf verzichten, es dem Herrn Kollegen Zietſch recht zu machen; (Stadtv. Crüger: Leider? — Heiterkeit.) denn wie wir's machen, iſt es ihm nicht recht. Auf der einen Seite wirft er uns vor, daß wir,umfallen“, und auf der andern Seite wirft er uns vor, daß wir „feſt wie eine Mauer“ geſtanden haben — je nach⸗ dem es gerade paßt. (Sehr richtig! — Stadtv. Zietſch: Das iſt auch ſehr richtig!) Herr Kollege Zietſch hat es ſo dargeſtellt, als ob die Wünſche der Lehrer du rchunſere Beſchlüſſe be⸗ friedigt worden ſind, und daran die Bemerkung von einem Kompromiß zwiſchen uns und der Lehrerſchaft geknüpft. In weiterer Verfolgung des Gedankenganges iſt hier dann ſogar das Wort von einem Geſchäft gefallen. (Stadtv. Hirſch: Wer hat es denn geſagt?) — Von einer Seite — (Stadtv. Hirſch: Von Ihrem Freund Zander! — Heiterkeit.) — Meine Herren, wir wollen die Sache ſachlich behandeln; ſie iſt meiner Anſicht nach zu wichtig, um auf ſolche perſönlichen Dinge einzugehen. — Ich halte mich für verpflichtet, im Intereſſe der Lehrerſchaft feſtzuſtellen, daß weder die Wünſche der Lehrerſchaft durch den Ausſchuß befriedigt worden ſind, noch daß ein Kompromiß zwiſchen ihr und uns abgeſchloſſen worden iſt, und noch viel weniger, daß das Wort Geſchäft irgendeine Daſeins⸗ berechtigung in dieſem Fall hat. (Sehr gut!) Die Wünſche der Lehrerſchaft habe ich in meinem vorigen Referat zum Ausdruck gebracht. Die Wünſche gingen auf Gehälter, wie ſie Schöneberg und Wilmersdorf zahlen, und in dieſem Sinne haben wir auch die Wünſche vertreten, weil wir ſie für berechtigt gehalten haben. Wir haben uns nachher mit dem Magiſtrat auf geringere Sätze geeinigt, aber nicht in dem Bewußtſein, daß die Lehrer damit zufrieden ſind, ſondern daß das das äußerſte iſt, was wir für die Lehrer ſchließlich erwirken konnten, und daß das den Lehrern erwünſchter iſt als der Konflikt. Die eigentlichen Wünſche der Lehrerſchaft aber ſind weiter gegangen, als es uns möglich war ſie zu erfüllen. Herr Kollege Zietſch hat nun allerdings be⸗ zweifelt, daß ein Anlaß dazu vorhanden war, ſich mit dem Magiſtrat zu einigen. Die Furcht vor der ſchwarze Mann geweſen, obwohl keineswegs feſt⸗ ſtände, daß im Konfliktsfalle die Regierung geringere Sätze als in den anderen weſtlichen Kommunen annehmen würde. Ich wundere mich über dieſen Optimismus des Herrn Kollegen Zietſch. Er ſelbſt legt ja ſoviel Gewicht auf die Eigenſchaft Berlins als Reſidenzſtadt; wie kann er da von der Regierung, der man doch dieſelbe monarchiſche Auffaſſung zutrauen darf, erwarten, daß ſie in Charlottenburg die Gehälter höher geſtaltet als in Berlin? In Berlin bekamen die Lehrer nach der Vorlage des Magiſtrats, auf 32 Jahre berechnet, eine geringere Summe im Vergleich zu uns von 5690 ℳ, die Rektoren 7291 ℳ. Durch die geſtrigen Beſchlüſſe der Berliner Stadtverordnetenverſammlung iſt zwar eine weſentliche Beſſerung zugunſten der Lehrkräfte eingetreten; immerhin wird der Unter⸗ ſchied zwiſchen unſeren Gehältern und den Berliner noch außerordentlich erheblich zuungunſten der Berliner Gehälter ſein, und deshalb wird mir Herr Kollege Zietſch vielleicht doch recht geben, daß da die Sorge, die Regierung würde im Konfliktsfalle ſich mehr dazu neigen, uns die Berliner Sätze feſtzuſetzen als diejenigen von Schöneberg und Wilmersdorf, keine übertriebene oder gar falſche war. (Sehr richtig!) Herr Kollege Zietſch hat ferner den Antrag geſtellt — ich glaube wenigſtens, mich nicht zu irren —, den er ſchon im Ausſchuß geſtellt hatte, die Ge⸗ hälter für die weiblichen Lehrkräfte durchgängig ſo zu bemeſſen, daß ſie 80 Prozent der Gehälter für die männlichen Lehrkräfte betragen. Er hat beſtritten, daß die weiblichen Kräfte eine geringere Unter⸗ haltspflicht hätten als die männlichen und auf die Fälle hingewieſen, in denen auch die unverheirateten Lehrerinnen Eltern, Geſchwiſter zu ernähren hätten. Gewiß, Herr Kollege Zietſch, das iſt zweifellos richtig. Wenn aber Herr Kollege Zietſch mit uns gerade bei der Familienzulage vor einigen Wochen geſagt hat: man darf nicht Ausnahmefälle betrachten, ſondern muß den Regelfall ins Auge faſſen, — wenn Herr Kollege Zietſch damals mit der Mehrheit die Familienzulage gewährt hat, weil in der Regel der Familienvater mit ſeinem Gehalt ſchlechter auskommt als der Jung⸗ geſelle, dann darf er doch hier nicht die Ausnahme in den Vordergrund ſtellen, um die Magiſtrats⸗ vorlage anzugreifen. (Stadtv. Zietſch. Das ſind keine Ausnahmen!) Meine Herren, wir haben im Ausſchuß — das trage ich hier noch nach — gerade anerkannt, daß der Magiſtrat in der Bemeſſung der Proportion zwiſchen den Gehältern der männlichen und weib⸗ lichen Lehrkräfte mit großer Sorgfalt das Richtige getroffen hat, indem er in den erſten Stufen über den Miniſterialerlaß, von dem Herr Kollege Zietſch vorhin geſprochen hat, hinausgegangen iſt, während in den letzten Stufen der Prozentſatz geringer wird, ganz entſprechend den tatſächlichen Verhältniſſen, die in der Regel vorliegen. Weiter beantragt Herr Kollege Zietſch die Reduktion der Gehälter der Oberlehrer einerſeits, die Erhöhung der Gehälter der Rektoren und der Gemeindeſchullehrer andererſeits. Hier trennen ſich allerdings ganz und gar die Wege, die der Aus⸗ ſchuß in ſeiner Mehrheit eingeſchlagen hat, und die Wege des Herrn Kollegen Zietſch. Die Mehrheit des Ausſchuſſes iſt davon ausgegangen, für all e