333 man das auch zu anſtändigen Lohn⸗ gemeſſenen Arbeitsbedingungen tun. Dann hat Herr Kollege Wöllmer gebeten, von einer Ausſchußberatung Abſtand zu nehmen. Sie ſehen, meine Herren, was man davon hat, wenn man den Wünſchen ſeiner politiſchen Gegner entgegenkommt. Wäre ich meiner Überzeugung gefolgt, dann hätte ich ohne weiteres für Ablehnung der Vorlage plädiert; nun habe ich den Herren einen Gefallen tun wollen, habe auf Ihren Wunſch Ausſchußberatung vorgeſchlagen, — jetzt heißt es auf einmal: wir wollen keinen Ausſchuß. Ich möchte Sie doch bitten, meine Herren, ſelbſt auf die Gefahr, daß der Sommer vorbeigeht, dieſe Vorlage, bei der es ſich nicht nur um ein Experiment handelt, ſondern wo die Gefahr beſteht, daß dieſes Experiment verewigt wird, zunächſt gründlich in einem Ausſchuſſe vorzuberaten, ehe Sie ſich auf ein ſolches Experiment einlaſſen. (Der Antrag auf Ausſchußberatung wird ab⸗ gelehnt. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Für die verſuchsweiſe Beſchäftigung be⸗ ſchränkt erwerbsfähiger Perſonen in der ſtädtiſchen Verwaltung werden 16 000 4 aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 14 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Aufhebung der Gemeindebeſchlüſſe über den Ban einer Zentralmarkthalle an der Niebuhrſtraße. — Druckſache 197. Berichterſtatter Stadtv. Jolenberg: Meine Herren, ich verzichte auf die Erklärung, daß ich mich kurz faſſen will. Ich beſchränke mich vorläufig auf die Bitte, die Magiſtratsvorlage einem Aus⸗ ſchuſſe von 15 Mitgliedern zu überweiſen, der ſie prüſen und darüber beſchließen ſoll, ob und even⸗ tuell auf welchem anderen Gelände eine Markthalle zu erbauen iſt. Sollte ſich an dieſen meinen Antrag eine Diskuſſion knüpfen, ſo werde ich mir erlauben, im Laufe der Diskuſſion dasjenige zu ſagen, was ich mir eben verſagt habe. (Bravo!) Stadtv. Klick: Meine Herren, meine Freunde werden ja dem Antrage des Herrn Referenten zuſtimmen und die Sache noch weiter im Ausſchuß beraten. Ich ſelbſt habe ſeinerzeit in der be⸗ treffenden Deputationsſitzung für die Aufhebung der in der Vorlage genannten Beſchlüſſe, die uns der Magiſtrat zur Annahme empfiehlt, geſtimmt. Es war an dem Tage mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen, daß das Berliner Projekt an der Paulſtraße zur Ausführung gelangen würde, wenn⸗ gleich Zweifel geäußert wurden, daß die Berliner Stadtverordnetenverſammlung eine Vorlage des Magiſtrats akzeptieren würde, die jährlich zirka 1 Million Zuſchuß erfordern würde. Wie Ihnen bekannt ſein wird, iſt das Berliner Projekt glatt unter den Tiſch gefallen, und der Berliner Magiſtrat iſt erſucht worden, eine Markthalle für Engroshandel mit Obſt und Gemüſe in der Lands⸗ berger Allee, im äußerſten Oſten Berlins, zu er⸗ bauen. Daraus würden ſich erſchwerende Umſtände für die Lebensmittelverſorgung der Charlotten⸗ burger ergeben; den Händlern würden dadurch Sitzung vom 30. Juni 1909 und an⸗ große Opfer an Zeit und Geld auferlegt werden, und dies würde naturgemäß eine Preisſteigerung der Lebensmittel zur Folge haben. Wenn der Magiſtrat jetzt noch Bezug nimmt auf die Größenverhältniſſe der Charlottenburger Halle, ſo muß ich bemerken, daß in der Vorlage von 1905 dieſe als ausreichend erachtet wurden. Wir haben ein Gelände von zirka 30 000 am zur Verfügung, das mit Einſchluß des Eiſenbahn⸗ terrains ſich auf 50 000 qm erhöht, während die ganze Berliner Zentralmarkthalle mit den an⸗ gemieteten Stadtbahnbögen nur etwa 21 000 qm umfaßt. Wenn Berlin ſo lange Jahre hindurch den großen Verkehr in der Zentralmarkthalle bewältigt hat, allerdings mit dem Hindernis der Aufſtellung der Wagen, das ja bei unſerem Projekte wegfallen würde, ſo tann Charlottenburg um ſo eher mit dem Bau einer Halle vorgehen, als wir nicht dieſe große Bevölkerung zu verſorgen haben; es kommen außer Charlottenburg nur die angren⸗ zenden Teile von Berlin, ferner Wilmersdorf, Schöneberg, Grunewald und Halenſee in Frage. Das Terrain würde an und für ſich alſo geeignet ſein. Ich meine aber auch, daß wir im Ausſchuß die Sache beſſer beſprechen können, (ſehr richtig!) und glaube, daß wir zu einer andern Stellungnahme gegenüber der Magiſtratsvorlage gelangen werden. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Jolenberg (Schluß⸗ wort): Ich bin der Meinung, daß dasjenige, was Herr Kollege Klick hier ausgeführt hat, ſehr gut im Ausſchuß verhandelt werden kann, und bitte Sie deshalb nochmals, meinem Antrage ſtatt⸗ zugeben. (Die Verſammlung beſchließt nach dem An⸗ trage des Berichterſtatters die Überweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadt⸗ verordneten Bergmann, Dr Borchardt, Brode, Dzia⸗ loszynski, Guttmann, Haack, Jachmann, Jolenberg, Kaufmann, Klick, Rackwitz, Dr Röthig, Ruß, DrStadt⸗ hagen, Zietſch. Vorſteher Kaufmann: Punkt 15 der Tages⸗ ordnung: Borlage betr. Ablöſung eines Borkaufsrechts. Druckſache 207. Berichterſtatter Stadtv. Holz: Meine Herren, die Vorlage koſtet Geld, 3000 ℳ — deshalb nur wenige Worte. Es handelt ſich um die Beſeitigung eines Vorkaufsrechts an einem Grundſtück, das die Stadt vor einigen Jahren vom Fiskus gekauft hat. Ich habe die Akten geprüft. Die Akten er⸗ geben nach der Vorprüfung, die der Magiſtrat bereits vorgenommen hat, daß es ſich allerdings um eine ſehr zweifelhafte Rechtsfrage handelt. Wie der Magiſtrat mit Recht hervorhebt, iſt das Vortaufsrecht eingetragen, und bei der Abzweigung auch nur eines Teils dieſes Grundſtücks aus dem Eigentum der Stadt Charlottenburg würde dieſes Vortaufsrecht große Schwierigkeiten machen. Da die Forderung der Kirchengemeinden urſprünglich 10 00 ℳ war, ſo halte ich den Preis von 3000 ℳ für billig. Ich bitte um Annahme der Vorlage.