Sitzung vom 30. Juni 1909 fügen. Es läßt ſich ſo und auch in anderer Weiſe machen. Sie können ja beſchließen, wie Herr Kollege Borchardt will; wir ſetzen von Hauſe aus drei Tage an und laſſen dann nachher event. eine Sitzung ausfallen. Dagegen muß ich mich dann aber verwahren, daß man nachher doch ſagt, es wäre genug Stoff geweſen. Es muß dem Vorſteher überlaſſen werden, zu beurteilen, wann eine Sitzung anzuſetzen iſt. Ich füge mich gern den Wünſchen der Verſammlung und habe in dieſer Beziehung keinen Wunſch. Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, ich glaube, wir bleiben bei dem bisherigen Modus und über⸗ laſſen es dem Stadtverordnetenvorſteher, wann es nötig wird, eine außerordentliche Sitzung ein⸗ zuberufen. Heute ſchon eine größere Reihe von Sitzungstagen feſtzulegen, ſcheint mir nicht an⸗ gemeſſen zu ſein, zumal ja der Stadtverordneten⸗ vorſteher immer in der Lage iſt, außergewöhnliche Sitzungen einzuberufen. Wenn Herr Kollege Hirſch ſich darüber beſchwert fühlt, daß, wie er ſich ausdrückte, einige ſeiner Anträge oder Anträge ſeiner Freunde heute „abgewürgt“ worden ſind durch den Schluß der Beratung, den wir herbei⸗ geführt hätten, — — (Stadtv. Hirſch: Ich habe von Ihnen gar nicht geſprochen! Sie ſind ausnahmsweiſe entſchuldigt!) — Ausnahmsweiſe? — Herr Kollege Hirſch hat ſich jedenfalls darüber beſchwert gefühlt, daß die Majorität Schlußanträge geſtellt hat, um die Debatten abzukürzen. Das geſchieht jedenfalls nur deshalb, um ſolche Reden hintanzuhalten, die, wie Herr Kollege Hirſch ſie ſelbſt bezeichnet, im Hinblick auf die Wahlen gehalten werden. Wenn wir noch mehr Sitzungstage feſtſetzen als üblich, dann würde das in noch viel größerem Maße in die Erſcheinung treten. (Sehr gut!) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, ich hatte eigentlich angenommen, daß es kein partei⸗ politiſcher Antrag wäre, ſondern daß es ſich um eine Angelegenheit handelte, über die wir uns ohne Parteirückſicht unterhalten könnten. Aus dem Beſtreben der Herren, zu ſo ſpäter Stunde noch einen derartig neuen Vorſchlag zur Annahme zu bringen, entnehme ich aber, daß es Ihnen darauf ankommt, in den Monaten vor den Wahlen recht viele Wahlreden zum Fenſter hinaus zu halten, (Heiterkeit) womit Sie heute ſchon den Anfang gemacht haben. Wenn Herr Kollege Hirſch mich als denjenigen gemeint hat, der von einer Fraktion dagelaſſen worden ſein ſoll, um Schlußanträge zu ſtellen, ſo irrt er ſich. Einmal war nicht nur ich von meiner Fraktion da, ſondern der Vorſteher⸗Stellvertreter pr Hubatſch auch noch, und außerdem pflege ich mich nicht von der Fraktion dalaſſen zu laſſen, um Schlußanträge zu ſtellen. Es iſt auch niemanden meiner Fraktionsfreunde eingefallen, mir einen derartigen Auftrag zu erteilen. Stadtv. Dr. Frentzel: Ich möchte Herrn br Borchardt nur darauf aufmerkſam machen, daß die Befolgung ſeines Vorſchlags in anderer Be⸗ ziehung möglicherweiſe zu großen Inkonvenienzen führen würde. Jede Woche Plenarſitzung würde bedeuten auch jede Woche Fraktionsſitzung, und da die Sonnabendabende erfahrungsmäßig für 347 ſämtliche weiteren Sitzungen ausfallen, ſo würden in jeder Woche nur noch drei Tage für Deputations⸗ und Ausſchußſitzungen übrig bleiben. Da wahr⸗ ſcheinlich, um die Sitzungen zu füllen, das Beſtreben vorherrſchen würde, möglichſt viel Anträge in Aus⸗ ſchüſſe zu verweiſen, würde die Anzahl der Aus⸗ ſchüſſe auch noch ſteigen, und es würde ſich ſtatt einer Erleichterung der Geſchäfte eine Erſchwerung ergeben. Bereits jetzt tagt z. B. immer des Montags die Krankenhausdeputation; ſie würde alſo, wenn jeden Montag Fraktionsſitzung ſein würde, in Kolliſion mit dieſer Sitzung kommen. Es laſſen ſich noch viele andere Beiſpiele dafür anführen. Ich glaube auch, daß es ſehr leicht in der Hand derjenigen Herren iſt, welche das Beſtreben haben, unſere Sitzungen abzukürzen, wenn ſie ſich in ihren Aus⸗ führungen etwas beſchränken und nicht immer die⸗ ſelben Dinge drei⸗ und vierfach wiederholen würden. Ich glaube nicht, daß ſie dadurch an Wirkſamkeit und Kraft gewinnen. (Sehr richtig!) Stadtv. Dr. Borchardt: Obwohl Worte, die wiederholt werden, an Wirkſamkeit und Kraft nicht immer gewinnen, möchte ich Herrn Kollegen Dr Frentzel bitten, ſeine Rede doch bei Gelegenheit des Antrags auf Vermehrung der Zahl der Stadt⸗ verordneten zu wiederholen, der uns ja auch ge⸗ legentlich wieder beſchäftigen wird. Die Argumente, die Herr Kollege Frentzel hier angeführt hat, über die Unzuträglichkeiten, die ſich aus der vermehrten Zahl der Sitzungen ergeben würden, ſprechen ganz deutlich für eine Vermehrung der Zahl der Stadt⸗ verordneten. (Zuruf: Im Gegenteil!) Weiter möchte ich Herrn Kollegen Frentzel darauf aufmerkſam machen, daß ich nicht beantragt habe, an jedem Mittwoch einen Sitzungstag zu halten, und zwar beantrage ich, um beſtimmte Zahlen zu nennen, zwiſchen den §. und 22. Sep⸗ tember, zwiſchen den 6. und 20. Oktober, zwiſchen den 10. und 24. November, zwiſchen den 8. und 22. Dezember je einen Sitzungstag einzuſchieben. Herr Kollege Wöllmer und Herr Kollege Stadthagen haben es verſtanden, in einen Antrag, der rein aus der Situation geboren wurde, partei⸗ politiſche Rückſichten hineinzulegen. Sie entnehmen dem Umſtande, daß wir „hartnäckig“, wie Herr Kollege Dr Stadthagen ſich ausdrückte, auf dem Antrage beſtehen, daß wir ein Bedürfnis haben, in den Sitzungen außerordentlich viel zum Fenſter hinaus zu reden. Zunächſt möchte ich Herrn Kollegen Dr Stadthagen darauf aufmerkſam machen, daß es ein eigentümliches „hartnäckiges“ Beſtehen auf einem Antrage iſt, wenn man ihn auf den erſten Widerſpruch hin um die Hälfte fallen läßt. Die Anregung, jeden Mittwoch einen Sitzungstag ab⸗ zuhalten, habe ich auf den erſten Widerſpruch hin, der ſich geltend machte, dahin abgeändert, daß eben nur drei Sitzungstage im Monat ſtattfinden ſollen. Herrn Kollegen Stadthagen gebe ich durchaus nicht vollſtändig unrecht, wenn er meinte, daß wir Stadtverordneten auch Reden halten, die nicht immer nur beſtimmt ſind zur Überzeugung der anderen Herren, ſondern die auch beſtimmt ſind, nach draußen hin gehört zu werden. Dazu ſind eben unſere Sitzungen öffentlich. Sonſt brauchten wir nur geſchloſſene Konventikel abzuhalten. Gerade die Sfſentlichkeit der Verhandlungen bedingt ja, daß auch auf die Offentlichkeit gewirkt werden ſoll,