Sitzung vom 8. September 1909 genügend großes hätte. Meine Herren, daß bei uns eine Kirchhofsnot oder ein Geländehunger beſteht, das weiß jeder Terrainintereſſent; wir haben ſoviel darüber er⸗ örtert, und von Ihrer Seite wenigſtens iſt es ſo deutlich zum Ausdruck gelangt, daß der Preis dabei gar keine Rolle ſpielt, daß jeder, der nur irgendwie in der Lage geweſen wäre, uns ein ſolches Gelände anzubieten, es uns auch offeriert hätte. Wir haben tatſächlich ſeit der letzten Verhandlung auch einige Angebote noch erhalten; aber auch dieſe Angebote haben ſich als vom Standpunkt des Magiſtrats unannehmbar erwieſen, ſie weiſen durchweg Preiſe auf, die mindeſtens bis zu 4000 ℳ erreichen — ſogar bis zu 25 000 und 30 000 ℳ gehen ſie in der Nähe von Reinickendorf —, die aber vor allen Dingen den Mangel haben, daß die Verkehrsverbindungen in keiner Weiſe geſichert ſind. Selbſt für diejenigen Gelände, die an der Döberitzer Heerſtraße hinter Spandau liegen, kann heute in keiner Weiſe ſchon feſtgeſtellt werden, in welcher Weiſe ſpäter der Vertehr geregelt werden ſoll und wird. So lange dieſe Schwierigkeit beſteht, ſo lange werden Sie dem Magiſtrat nicht zum Vorwurf machen können, daß er Ihre Wünſche nicht erfüllt. Denn ultra posse nemo obligatur. An unſerem guten Willen hat es wahrhaftig nicht gefehlt — die Verſicherung iſt Ihnen wiederholt abgegeben worden, und ich glaube, den Glauben haben Sie alle. Wir haben einfach nicht die Möglichkeit gehabt, Ihre Wünſche, die auch die unſeren waren, durch⸗ zuſetzen. Stadtv. Vogel 1: Meine Herren, Sie haben eben gehört, daß von dem Magiſtrat weiter nichts in Ausſicht geſtellt wird als Stahnsdorf. Privatim iſt mir mitgeteilt worden: es ſoll die Leichenver⸗ brennung gefordert werden. Was den Stahnsdorfer Friedhof betrifft, ſo haben wir eben gehört, daß es ein konfeſſioneller Friedhof werden ſoll, im Gegenſatz zu dem Kom⸗ munalfriedhof, den Berlin hat. Außerdem haben ja auch noch einige andere, ſogar ganz kleine Ge⸗ meinden Gemeindefriedhöfe; da iſt Niederſchön⸗ hauſen und Niederſchöneweide; ich weiß nicht, ob es noch mehr ſind. Ich bin der Meinung, daß, wenn ſo kleine Gemeinden einen Gemeindefriedhof haben können, dann Charlottenburg auch dazu in der Lage iſt. Was die Leichenverbrennung anbetrifft, ſo hat ſie viele Vorzüge; das läßt ſich nicht beſtreiten. Aber es geht damit, ich möchte ſagen, wie mit dem Selbſtſtillen der Säuglinge: das hat auch gegen die Kuhmilchernährung der Säuglinge viele Vor⸗ züge, aber deshalb kann man die Kuhmilcher⸗ nährung doch nicht ganz auf die Seite werfen; das würde viele Schädigungen nach ſich ziehen. Des⸗ halb können wir auch von der Errichtung des Ge⸗ meindefriedhofs nicht abſehen, weil die größte Mehrzahl der Menſchen ſich nicht verbrennen laſſen kann, der Koſten wegen. Ich könnte Ihnen die Koſten mitteilen; aber das würde zu weit führen. Daß wirklich das Bedürfnis für den Ge⸗ meindefriedhof vorliegt, kann man ſchon daraus erſehen, daß im Laufe der letzten 5 Jahre eine ganze Reihe von Petitionen an den Magiſtrat gerichtet worden ſind — von Mitgliedern dieſer Verſamm⸗ lung: Protze, Bollmann, früher Dr Penzig die alle den Gemeindefriedhof haben wollten, und 373 Gelände zur Verfügung geſtellt in der Sitzung vom 21. Dezember 1904 iſt ausdrück⸗ lich der Antrag angenommen worden: Der Magiſtrat wird dringend erſucht, ſo ſchnell als möglich von der Aufſichtsbehörde die Genehmigung zur Anlage eines Ge⸗ meindefriedhofs zu erlangen. Sie ſehen: das Verlangen iſt durchaus da, den Gemeindefriedhof zu errichten. Und wir wollen auch einen ordentlichen, wirk⸗ lich ſchönen Gemeindefriedhof haben. Was ſind denn die ſchönſten Gemeindefriedhöfe Deutſch⸗ lands? Das ſind die Waldfriedhöfe bei München und in Osdorf bei Hamburg. (Sehr richtig!) Und, meine Herren, iſt es denn unmöglich für uns, einen ebenſo ſchönen Waldfriedhof zu errichten? Wir haben die Jungfernheide. Die Jungfernheide iſt zum Teil ſumpfig, aber zum Teil hat ſie auch ganz gutes Terrain. Das Terrain zwiſchen dem Geneſungsheim und dem Spandauer Schiffahrts⸗ kanal im Jagen 6 — das iſt das höchſt gelegene iſt ſehr ſchön trocken und dazu geeignet. Es ſind auch noch andere Terrains da, auf der andern Seite des Geneſungsheims, nach dem Königsweg zu; auch da um dem Spielplatz herum. Aber haupt⸗ ſächlich Jagen 6 zwiſchen dem Geneſungsheim und dem Spandauer Schiffahrtskanal iſt viel beſſer ge⸗ eignet als z. B. die Kirchhöfe in Britz: die haben viel ſchlechteres Terrain. Und was die Genehmigung durch den Ober⸗ präſidenten betrifft, ſo liegt ihre Verweigerung hauptſächlich daran, daß die Genehmigung nicht für ſumpfiges Terrain, wie z. B. die Mäckeritz⸗ wieſen, erteilt wird und dann nicht für zur Be⸗ bauung erſchloſſenes Terrain, wie den früheren Exerzierplatz. Dagegen für das trockene Gelände der Jungfernheide würde die Genehmigung wohl erteilt werden. Und wir können uns kein beſſeres Terrain wünſchen. Es iſt ſo nahe gelegen. Von der End⸗ tation der Straßenbahn 54, Schönhauſer Allee nach der Jungfernheide, ſind noch 1100 m bis zur Jung⸗ fernheide. Dieſer Teil des Tegeler Weges wird doch früher oder ſpäter bebaut, wird reguliert, und dann kann die Straßenbahn weiter geführt werden. Die Entfernung iſt auch ſonſt ganz gering. Es läßt ſich, wie geſagt, nichts Beſſeres wünſchen. Wir haben die Jungfernheide ſeit Ende 1904. Was bis jetzt geſchehen iſt, iſt, daß zwei Dutzend hölzerne Bänke hingeſtellt worden ſind: ſonſt iſt abſolut nichts geſchehen. Die Jungfernheide ſoll Volkspark werden. Es iſt bald Zeit. Aber dadurch, daß der Gemeindefriedhof dahin kommen würde, würde dieſer 3weck nicht verhindert; deswegen kann ſie auch noch Volkspark werden. Sie wird dann kein Rummelplatz; im Gegenteil, in ſittlicher Beziehung wird die Gegend durch den Gemeinde⸗ friedhof ſicher gehoben. Und dann: der Herr Kämmerer wird den Ein⸗ wurf wegen der Bezahlung des Gemeindefriedhofs nicht mehr machen. Dieſer iſt unſer Eigentum! Aus allen dieſen Gründen möchte ich bitten, die Frage einer gemiſchten Deputation zu überweiſen, und zwar mit Einſchluß der Tiefbau⸗ und Part⸗ deputation, damit dieſe das Gelände anſehen und dann denjenigen Teil bezeichnen, der auch ihrer Meinung nach der beſtgeeignete iſt. Denn dabei bleibe ich: einen ſchöneren Friedhof können wir uns —, nicht wünſchen als die Jungfernheide, wenn im Frühjahr die Eichen im erſten Grün ſind. Dann