Sitzung vom 8. Es wird auf Schöneberg und Wilmersdorf verwieſen. In Schöneberg allerdings fließen die Einnahmen nicht an einen Pächter, ſondern die Gemeinde Schöneberg hat die Märkte in eigene Regie genommen und erzielt wöchentlich bei 6 Märkten eine Einnahme von 80 000 ℳ, während unſer Pächter bei 11 Märkten nur die Summe von 52 500 ℳ bezahlt. Meine Freunde hatten ſeinerzeit bei der Neuverpachtung angeregt, daß Charlotten⸗ burg analog dem Vorgehen von Schöneberg und Wilmersdorf die Marktſtandgelderhebung in eigene Regie übernehmen möge; dieſer Antrag wurde damals abgelehnt. Wir ſind der Meinung, daß, wenn die Vor⸗ lage angenommen wird, eine bedeutende Erhöhung der Einnahme des Pächters ſich ergeben wird. Aus dieſem Grunde glauben wir, daß damals bei der Neuverpachtung ein bedeutend höheres Gebot gemacht worden wäre, wenn dieſe Einrichtung ſchon in Ausſicht geſtanden hätte. Wir können nun nicht ohne weiteres dem neuen Pächter zugeſtehen, daß er ohne ein Aquivalent an die Stadtgemeinde dieſe Mehreinnahme erzielt, um ſo weniger, als er ſchon von einzelnen Standinhabern 10 bis 75 §, mehr erhebt, als der frühere Pächter erhoben hat. Zur Klärung dieſer Frage bitten wir um die Ein⸗ ſetzung eines Ausſchuſſes von 9 Mitgliedern. Stadtrat Boll: Meine Herren, ich bitte, ohne Ausſchußberatung dem Antrage des Magiſtrats ſtattzugeben. Die Beſchwerden einzelner Markt⸗ beſucher werden Sie bei jedem Wechſel des Pächters haben; bei Krüger iſt das teilweiſe der Fall geweſen, bei Fricke und bei allen anderen auch. Die Sache hat ſich dann immer ſo erledigt, daß, wenn die neuen Pächter nicht mit den Marktſtandinhabern fertig werden konnten, Krüger wieder die Pachtung übernahm; er hatte ein beſonderes Geſchick, mit den Leuten fertig zu werden. Der jetzige Pächter gibt ſich auch alle Mühe, mit ihnen fertig zu werden. Welche Anforderungen die Marktſtandinhaber ſtellen, ergibt ſich aus dem Vorgehen der Fiſch⸗ frauen. Die Fiſchfrauen haben für den Fiſchkübel, den ſie hinſtellen, 5 5 zu zahlen; ſie machten das nun ſo, daß ſie über die Kübel Bretter legten und dadurch ihren Stand bedeutend vergrößerten. Nun wurden ſie von uns verurteilt, nicht nur 5 für den Kübel, ſondern auch den Tarifſatz für den neuen erweiterten Stand zu bezahlen. Gerade dieſe Vorlage will dieſen Streitigkeiten ein Ende machen. Im Ausſchuß würde an dieſen Tatſachen auch nichts zu ändern ſein. Es kommt darauf an, daß wir möglichſt bald einen vom Bezirksausſchuß genehmigten Tarif in Händen haben. Das neue vorgeſchlagene Verfahren, wie es in Schöneberg, Wilmersdorf, Rixdorf ſchon ſeit Jahren geübt wird, können wir bei uns erſt ein⸗ führen, wenn der jetzige Pachtvertrag, der ſeit dem 1. April erſt in Geltung iſt, abgelaufen iſt; dann werden wir der Frage näher treten, ob die Markt⸗ ſtandgelder in der Weiſe zu erheben ſind wie in Schöneberg uſw. Augenblicklich iſt das nicht zu machen. Daß der Pächter dabei ſehr viel verdient, iſt ein Irrtum des Herrn Referenten. Der Mann klagt im Gegenteil Stein und Bein — infolge des Widerſtandes der Marktſtandbeſucher, der immer auftritt, wenn ein neuer Pächter die Marktſtand⸗ September 1909 375 gelderhebung übernimmt. Unſer Tarif iſt ſo billig, daß er weit hinter den Preiſen zurückbleibt, die in anderen Vororten zu zahlen ſind. Ich bitte Sie, um möglichſt bald die Sache aus der Welt zu bringen und Ruhe auf dem Markt zu ſchaffen, unſeren Anträgen ohne Ausſchuß⸗ beratung ſtattzugeben. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Klick (Schlußwort): An und für ſich haben wir gegen die Regelung ja gar nichts; wir ſehen in der Einführung der Monats⸗ ſtände nur ein Moment, durch das dem Pächter von unſerer Seite ganz ungerechtfertigterweiſe ein Mehrverdienſt verſchafft wird, und das wollen wir nicht. Wenn ich vorhin ſagte, daß die Gemeinde Schöneberg an 6 Markttagen 80 000 ℳ erzielt, ſo habe ich das angeführt, um im Ausſchuß Auf⸗ klärung darüber zu erbitten, wieviel Stände Char⸗ lottenburg überhaupt auf ſeinen Märkten zu ver⸗ geben hat gegen Schöneberg. Meines Wiſſens hat Schöneberg nicht ſo viel Stände wie Charlotten⸗ burg, mit Ausnahme des Marktes auf dem Winter⸗ feldtplatz, zu vergeben. Allerdings erhebt Schöneberg einen höheren Tarif als Charlottenburg. Aus dieſem Grunde bitte ich Sie, meinen Antrag, die Vorlage einem Ausſchuß zu überweiſen, anzunehmen. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 9 Mitgliedern.) Borſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Es iſt noch keine Vorſchlagsliſte eingegangen; ich werde ſie nachher bekannt machen. Punkt 8 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Nenban der Gotzkowskybrücke. — Druckſachen 189, 243. Berichterſtatter Stadtv. Klick: Meine Herren, der von Ihnen eingeſetzte Ausſchuß ſollte prüfen, ob Charlottenburg überhaupt die Verpflichtung hätte, ſowohl zum Bau der Gotzkowskybrücke als zu ihrer Unterhaltung irgend etwas beizutragen. Der Ausſchuß hat die Vorlage eingehend beraten und feſtgeſtellt, daß Charlottenburg ein mindeſtens ebenſo großes, wenn nicht noch größeres Intereſſe an dem Bau der Brücke hat als die Gemeinde Berlin. Infolgedeſſen iſt es nicht mehr als recht und billig, daß wir auch zu den Koſten der Brücke beitragen und auch die entſtehenden Unterhaltungskoſten, die uns zu einem Drittel zur Laſt fallen ſollen, tragen. Ich bitte Sie daher namens des Ausſchuſſes, der Magiſtratsvorlage Ihre Zuſtimmung zu geben. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Aus⸗ ſchuſſes, wie folgt: 1. Der Magiſtrat wird ermächtigt, mit der Stadtgemeinde Berlin wegen anteiliger Über⸗ nahme der Koſten für den Neubau und die Unterhaltung der Gotzkowskybrücke einen Ver⸗ trag auf der Grundlage des abgedruckten Ent⸗ wurfs abzuſchließen. Die für den Neubau erforderlichen Mittel von AI. 401 000 ℳ ſind dem durch das Extraordi⸗