386 nötig haben, daran denten wollen, die beſtehende Untergrund⸗ bahn in irgendeiner Weiſe nach Charlottenburg weiterzuführen, u. a. z. B. nach dem Kurfürſten⸗ damm. Es erfolgte die Ablehnung des Wilmersdorfer Projektes unſererſeits. Aber wir gingen weiter, wir leiſteten auch poſitive Arbeit, indem wir der Gemeinde Wilmersdorf drei Vorſchläge unter⸗ breiteten. Wir ſagten: wir wollen damit einver⸗ ſtanden ſein und unſere kleinbahngeſetzliche Zu⸗ ſtimmung geben, wenn du bis zum Wittenbergplatz gehſt mit einem Pendelbetrieb und dort einen beſonderen Bahnhof einrichteſt — alſo ungefähr das, was jetzt Schöneberg am Nollendorfplatz tun will. Wir ſagten weiter: wir erlauben dir, unter unſerer Traſſe hindurchzugehen,eventuell durch dieNettelbeck⸗ ſtraße hindurch das Gleisdreieck aufzulöſen —, oder endlich — das war der ernſteſte und am meiſten zu beachtende Vorſchlag —: wir ſtellen dir unſere Untergrundbahn zur Verfügung, geſtatten dir, dieſelbe mit zu benutzen, und erlauben dir, vor der Leibnizſtraße vom Olivaerplatz her deine Traſſe in unſere Bahn einmünden zu laſſen. Meine Herren, es ſind ſeitdem Monate ver⸗ gangen, und trotzdem glaube ich, daß dieſes Pro⸗ jekt, das wir zuerſt ausgearbeitet haben, auch heute noch das beſte iſt., D a.8 „8 12. verſchiedenen kon⸗ kurrierenden Verkehrsfragen auf das einwandfreiſte lö ſt. Wenn wir heute wahrſcheinlich dazu kommen werden, von dieſer Idee zunächſt Abſchied zu nehmen, um ſie vielleicht in hoffentlich nicht zu langer Zeit in anderer Form wieder aufleben zu laſſen, ſo geſchieht das meiner⸗ ſeits, obgleich ich das vor Ihnen befürworten will, immerhin in einer gewiſſen Reſignationsſtimmung. Denn ich glaube, dieſes Projekt iſt das beſte, und ich glaube auch, daß die jetzt diſſentierende Stadt Wilmersdorf ſpäter erkennen wird, daß in dieſem Plane für ſie ein Vorteil gelegen hat, den ſie ſich — ſehr zur Unzeit meiner Anſicht nach — hat ent⸗ gehen laſſen. Meine Herren, der Magiſtrat hat es nicht an Bemühungen fehlen laſſen, für dieſes ſein Projekt Propaganda zu machen, und zwar auch an allen den Stellen, die hierfür in Betracht kommen. Auf dieſe Propagandatätigkeit, namentlich auch beim Miniſterium, iſt es wohl zurückzuführen, daß man ſich ſeinerzeit nicht mit der einfachen Ablehnung Wilmersdorfs begnügt hat, ſondern daß auf An⸗ regung des Miniſters der öffentlichen Arbeiten verſucht wurde, zwiſchen den beiden Komparenten, den ſtreitenden Brüdern, zu vermitteln und eine Baſis zu finden, die beiden Genüge leiſten würde. Es wurde zunächſt eine Konferenz unter dem Vor⸗ ſitze des Miniſters der öffentlichen Arbeiten eröffnet, an der Charlottenburg, die ſämtlichen Gemeinde⸗ und übrigen Behörden teilnahmen. Der Verlauf der erſten Sitzung war für uns ungünſtig, ungünſtig deshalb, weil der Miniſter — freilich ohne die Dar⸗ legungen unſerer Vertreter ganz gehört zu haben — ſich auf den Standpunkt ſtellte, daß das Wilmers⸗ dorfer Projekt dem Charlottenburger vorzuziehen ſei, und zwar — ich ſehe hierbei von der Frage der Neuen Kantſtraße ab, da das mit unſerer gegen⸗ wärtigen Frage nichts zu tun hat deswegen, weil das Wilmersdorfer Projekt die Bahn durch lauter bebaute Straßen legte, während der An⸗ ſchluß an unſerer Bahn bedingte, daß ſie durch erſt Sitzung vom 22. September 1909 wenn anders wir überhaupt jemals zu eröffnende und erſchließende Terrains geführt würde. Meine Herren, ich halte den Einwand nicht für ſtichhaltig. Er iſt richtig für den Moment. Aber ſchon heute, nachdem einige Monate ver⸗ floſſen ſind, iſt er nicht mehr richtig; denn inzwiſchen hat gerade an jenem Punkte, wohin der gemeinſame Bahnhof kommen ſoll, nämlich in der Gegend des Olivaerplatzes, auf Wilmersdorfer Terrain die Bebauung eingeſetzt, die hoffen läßt, daß in ſehr kurzer Zeit, vielleicht ſchon, wenn dieſe Bahn gebaut worden wäre, dort überall Häuſer ſtehen werden, ſo daß von dieſem Standpunkt aus der Verkehrs⸗ wert der dann fertigen Bahn ganz anders zu beurteilen geweſen wäre als derjenigen, die jetzt projektiert worden iſt. Aber, meine Herren, es war damals nicht durchzukommen. Der Erfolg der Beratungen war jedenfalls der, daß man die Sache nicht damit ruhen ließ, ſondern daß der Miniſter erneut den Verſuch machte, ſeine Einigung herbeizuführen, indem er unſern Oberbürgermeiſter beauftragte, Sitzungen zu präſidieren, zu denen er ſelber Kommiſſare ent⸗ ſandte. e, 5 Auch dieſe Sitzungen verliefen reſultatlos, und zwar deswegen, weil ſich Wilmersdorf und die Hoch⸗ und Untergrundbahn ſtreng auf ihren alten Stand⸗ punkt ſtellten. Ein Ergebnis konnte nicht erreicht werden. Ein gewiſſer Erfolg iſt allerdings doch zu verzeichnen, den ich nur darauf ſchieben kann, daß es unſeren Vertretern gelungen iſt, gewiſſe ein⸗ drucksvolle Darlegungen zu machen: der Erfolg nämlich, daß der Miniſter unter dem 5. Mai ein Schreiben ergehen ließ, daß Sie hier wortgetreu abgedruckt finden, das darauf hinauskam, daß der Miniſter ſelbſt den Verkehrswert des Kurfürſten⸗ damms jetzt erheblich höher taxiere, als er früher geneigt geweſen war, und zum Ausdruck bringt, daß der Kurfürſtendamm mindeſtens in gleichem Maße zu berückſichtigen ſei wie der Hohenzollern⸗ damm, um den ſich im weſentlichen das Wilmers⸗ dorfer Projekt dreht. Der Miniſter ging noch weiter; er zog die Konſequenz aus dieſer Logik und ſagte: es gibt einen Mittelweg, der heißt Uhland⸗ ſtraße, und dieſen Mittelweg ſchlage ich euch vor. Meine Herren, unſer Magiſtrat war durchaus geneigt, dieſes Projekt näher zu prüfen und darüber mit Wilmersdorf zu verhandeln. Allein was paſſierte? Wilmersdorf ſtreikte. Wilmersdorf erklärte dem Miniſter, es möchte von dieſen Verhandlungen entbunden werden. Die Verhandlungen kamen infolgedeſſen nicht zuſtande. Es iſt nicht erfindlich, weshalb der Miniſter auf Wilmersdorf nicht noch einen größeren Druck aus⸗ geübt hat. Vielleicht iſt es geſchehen, und wir wiſſen nichts davon. Jedenfalls ſind die Verhand⸗ lungen über dieſen Punkt zwiſchen uns und Wil⸗ mersdorf nicht weiter gepflogen worden. Der Untergrundbahn muß aber doch nicht ganz wohl bei dieſem rein negativen, ablehnenden Standpunkt geweſen ſein; denn bereits am 2. Juni tauchte ein neues Projekt auf, das von der Unter⸗ grundbahngeſellſchaft vorgelegt wurde, und das im großen und ganzen, kurz geſagt, darauf hinaus⸗ ging, beide Bahnen zu bauen, die von Wilmersdorf beantragte nach dem Wittenbergplatz und außerdem noch, an den Wittenbergplatz anſchließend, eine Bahn durch dey Kurfürſtendamm, die Charlotten⸗ burg auf ſeinemt Gelände bauen ſollte und die fort⸗ geſetzt werden ſollte bis ans Ende des Kurfürſten⸗ damms, um dann auf Schmargendorfer und