Sitzung vom 22. können. gefaßten Beſchluſſes iſt natürlich die, daß Sie nun auch die Mittel für den Betrieb des Obdachs be⸗ willigen müſſen. Die Armendirektion hat nach Vorberatung in einem Unterausſchuſſe einen Etat aufgeſtellt, den Ihnen der Magiſtrat mit einer ganz geringfügigen Abänderung unterbreitet. Wir mußten uns bei der Aufſtellung des Etats naturgemäß an das halten, was bereits früher von uns beſchloſſen war; das heißt; wir mußten die von uns feſtgelegten Grundſätze für die Aufnahme als Richtſchnur gelten laſſen. Inſofern waren wir alſo an be⸗ ſtimmte Beſchlüſſe gebunden. Anderſeits aber ſchwebten wir vollkommen in der Luft bei der Frage, wieviel Perſonen denn nun zunächſt das Obdach benutzen würden. Wir haben angenommen, daß zunächſt mit einer Belegung von hundert Köpfen zu rechnen iſt, 40 Nachtaſyliſten, 60 Männer und Frauen aus obdachlos werdenden Familien, die für die erſten 4 Wochen mit Verpflegung aufgenommen werden. Auf dieſer Grundlage iſt der Etat aufge⸗ ſtellt. Ich betone aber ausdrücklich, daß niemand verſprechen kann, daß der Etat nicht überſchritten wird. Das hängt ja von den wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſen ab, ob die Zahl der Aſyliſten größer oder geringer wird. Sie dürfen ſich daher nicht wundern, wenn Ihnen vielleicht am Ende des Etatsjahres die Mitteilung zugeht, daß der Etat ganz erheblich überſchritten worden iſt. Ich will ja hoffen, daß die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſich ſo geſtalten, daß der Magiſtrat mit der von ihm geforderten Summe auskommt. Meine Herren, eine Anderung gegenüber dem von der Armendirektion vorgeſehenen Voranſchlage iſt vom Magiſtrat nur inſofern getroffen worden, als für Reinigung der Wäſche von der Armen⸗ direktion 1800 ℳ gefordert wurden, während der Magiſtrat mit 1500 ℳ auszukommen gedenkt. An und für ſich iſt es ziemlich gleichgültig, ob wir dieſen oder jenen Poſten einſetzen; wir werden ja ſelbſtverſtändlich für die Reinigung der Wäſche Sorge tragen. Ich führe dies nur an, um daran die Bemerkung zu knüpfen, daß die Armendirektion urſprünglich beſchloſſen hatte, die Wäſche im Ledigenheim waſchen zu laſſen, um die dort vor⸗ handenen Räume auszunutzen. Der Magiſtrat ſchlägt Ihnen ſtatt deſſen vor, die Wäſche im Bürgerhauſe waſchen zu laſſen, wo dann natürlich die Zahl der Wäſcherinnen etwas vergrößert werden muß. Es wäre erwünſcht, wenn der Magiſtrat darüber Auskunft geben könnte, warum er dem urſprünglichen Beſchluß der Armendirektion nicht beigetreten iſt. Im übrigen, meine Herren, halte ich es für überflüſſig, die Vorlage erſt einem Ausſchuſſe zu überweiſen. Ich bin überzeugt, daß der Ausſchuß Abſtriche an dem Etat doch nicht vornehmen wird, und hinzufügen wird er wahrſcheinlich auch nichts, ſo daß das Reſultat das gleiche wäre, als wenn wir die Vorlage hier gleich im Plenum annähmen. Bürgermeiſier Matting: Meine Herren, nach meinen Informationen hat es mit dem kleinen Abſtrich dei der Wäſcherei folgende Bewandtnis. Es hätte ja, wie Sie zugeben werden, von vornherein näher gelegen, daß in Ausſicht genommen worden wäre, die Wäſche im Bürgerhauſe reinigen zu laſſen und nicht im Ledigenheim. Erſtens iſt das Bürger⸗ haus eine ſtädtiſche Anſtalt, das Ledigenheim da⸗ September 1909 397 Die Konſequenz des von Ihnen früher gegen nicht, und es iſt natürlich, daß die Stadt⸗ gemeinde zunächſt ihre eigenen Anſtalten für der⸗ artige Arbeiten in Anſpruch nimmt. Zweitens iſt auch die örtliche Verbindung ſehr viel bequemer nach dem Bürgerhauſe als nach dem Ledigenheim. Wenn man nichtsdeſtoweniger urſprünglich in Ausſicht genommen hatte, die Wäſche im Ledigen⸗ heim reinigen zu laſſen, ſo geſchah es deshalb, weil man angenommen hatte, daß die Räumlichkeiten, die maſchinellen und ſonſtigen Anlagen im Bürger⸗ hauſe für dieſen Zweck nicht ausreichen würden. Das hat ſich nachträglich als irrtümlich heraus⸗ geſtellt; es iſt möglich, wenigſtens nach der gegen⸗ wärtigen Belegung, dieſe Arbeiten im Bürger⸗ hauſe vornehmen zu laſſen. Im übrigen ſoll ſich auch herausgeſtellt haben, daß das Bürgerhaus billigere Forderungen ſtellt als das Ledigenheim; die Verhandlungen mit dem Ledigenheim auf dieſer Baſis ſind geſcheitert, infolgedeſſen iſt das Abkommen mit dem Bürgerhauſe getroffen worden. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: 1. Der abgedruckte Etat für das neue ſtädtiſche Obdach für das Rechnungsjahr 1909 wird zuſätzlich zu den für die ſtädtiſchen Familien⸗ häuſer bereits im Kapitel v des Ordinariums vorgeſehenen Mitteln auf 16 800 ℳ feſtgeſetzt. . Die Mittel ſind aus dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen.) 1⁰ Vorſteher Kaufmann: Wir kommen nun zurück zu Punkt §8 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Errichtung einer Anſtalt zur Behandlung von Tuberkulöſen auf dem Waldgelände von Beetz⸗ Sommerfeld. — Druckſachen 249, 265. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Röthig: Meine Herren, der von Ihnen eingeſetzte Ausſchuß emp⸗ fiehlt Ihnen nach eingehender Beratung einſtimmig die Annahme der Vorlage. Wir haben uns ent⸗ ſprechend der Bedeutung der Vorlage eingehend mit ihrer Prüfung beſchäftigt, und zwar nach fol⸗ genden drei Geſichtspunkten: einmal ob es über⸗ haupt wünſchenswert und notwendig iſt, das Krankenhaus Weſtend von den Tuberkulöſen zu entlaſten; zweitens ob zu dieſem Zwecke das Wald⸗ gelände in Beetz⸗Sommerfeld dienen und mit einer entſprechenden Anſtalt bebaut werden ſoll, und drittens, ob die Koſtenhöhe, die in der Magiſtrats⸗ vorlage enthalten iſt, für den Bau einer ſolchen Anſtalt angemeſſen iſt. Die erſten beiden Punkte wurden nach kürzerer Debatte einſtimmig bejaht. Einſtimmig war der Ausſchuß der Meinung, daß es im Intereſſe des Krankenhauſes Weſtend und auch ganz beſonders im Intereſſe der Bevölkerung ganz Charlotten⸗ burgs notwendig iſt, eine Tuberkulöſenanſtalt zu gründen, und daß zur Gründung dieſer Anſtalt das im April 1908 gekaufte Waldgelände Beetz⸗ Sommerfeld in Betracht kommen ſoll. Sehr eingehende Debatten erfolgten über die Höhe der Koſten, wie ſie in der Magiſtratsvorlage enthalten ſind. Das Ergebnis dieſer eingehenden Debatten war, daß es nicht angängig iſt, die Koſten zu verringern, wenn wir das erreichen wollen,