Sitzung vom 6. Oktober 1909 dienen ſollten, ein Unterwindgebläſe unter den Keſſeln im Keſſelhauſe herzuſtellen. Der Verſuch mißlang; der damalige Betriebsleiter entfernte den Ventilator und verſchloß, wie ſich nachträglich herausgeſtellt hat, das Rohr ſorgfältig. So blie die Sache jahrelang. Inzwiſchen wechſelte der Betriebsleiter. Dem jetzigen Betriebsleiter war nicht bekannt, daß eine derartige Leitung beſtanden hat; er konnte ſelbſt auch das Rohr nicht finden, da es ganz tief unten im Keller war und durch eine Mauer, die davorſtand, verdeckt wurde. So war es möglich, daß dieſes Rohr der Betriebs⸗ leitung verborgen bleiben konnte. Nun fragen die Herren Interpellanten weiter, „ob die Verwaltung ſich vergewiſſert hat, daß nicht noch andere ähnliche, ihr nicht bekannte Rohr⸗ leitungen vorhanden ſind“. Wir haben eine ganz genaue Unterſuchung vorgenommen. Es ſind ſowohl auf Gasanſtalt I wie auf Gasanſtalt 1I1 alle Rohrleitungen nochmals nachgeprüft und nachgeſehen worden. Die techniſche Leitung hat nach beſtem Wiſſen die Überzeugung gewonnen, daß ſolche Rohrleitungen, die irgendeinen Anlaß zu einer Gefahr geben könnten, nicht mehr vor⸗ handen ſind. Eine Beunruhigung der Herren Interpellanten iſt wahrſcheinlich durch einen Artikel hervorgebracht, der in einer Tageszeitung erſchienen iſt, wonach Arbeiter und Vorarbeiter die jetzige Betriebs⸗ leitung auf die Gefahr des vorhandenen Rohres aufmerkſam gemacht hätten. Die Unterſuchungen haben ergeben, daß dieſe Behauptung unrichtig iſt. Der Betriebsleiter Forkert, ein langjähriger, zu⸗ verläſſiger Beamter, iſt verantwortlich vernommen worden; er hat es entſchieden in Abrede geſtellt, daß ihm von irgendeiner Seite eine derartige Mitteilung gemacht worden iſt. Auch ſämtliche Arbeiter und Vorarbeiter, welche in Frage kommen konnten, ſind vernommen worden; ſie haben ebenfalls nicht beſtätigen können, daß ſie jemals eine derartige Außerung getan hätten. Es lag auch nicht die geringſte Vermutung vor, daß dieſes Rohr zu einer derartigen verhängnisvollen Exploſion Anlaß geben würde. Es iſt, wie geſagt, ſeinerzeit richtig verſchloſſen worden. Wie es möglich geweſen iſt, daß dieſer Verſchluß ſich gelöſt hat, iſt allerdings nicht aufgeklärt worden. Jedenfalls aber glaube ich die Verſicherung ab⸗ geben zu können, daß irgendein Anlaß zur Be⸗ unruhigung nicht vorliegt. (Auf Antrag des Stadtv. Gebert erfolgt die Beſprechung der Anfrage.) Stadtv. Gebert: Ich glaube, meine Herren, nach dem Bericht, der uns hier gegeben worden iſt, ſcheint es doch notwendig zu ſein, noch einige Aus⸗ führungen zu machen, und zwar deshalb, weil ſich einige Tageszeitungen wie auch Fachzeitungen mit der Frage eingehend beſchäftigt haben. Ich lege ſpeziell Wert auf eine Fachzeitung, „Der Gasarbeiter“, die behauptet, daß dem Betriebs⸗ leiter mehrfach geſagt worden ſei, daß ſich etwas an dem Rohrnetz nicht in Ordnung befinde. Es heißt dann weiter, daß der betreffende Herr, den man darauf aufmerkſam gemacht habe, erklärt habe: „da der Betriebsleiter nichts anordne, könne er auch nichts machen.“ Meine Herren, wenn man das lieſt, müſſen einem doch Bedenken aufſteigen, ob hier denn wirklich Gewicht auf die Ausſage der 407 Arbeiter von den Vorgeſetzten gelegt worden iſt. Nach den Ausführungen des Herrn Vorredners iſt ja nun feſtgeſtellt worden, daß die auch von verſchiedenen anderen Blättern mitgeteilte Be⸗ b hauptung nicht auf Wahrheit beruht. In techniſcher Beziehung iſt aber folgendes noch in Betracht zu ziehen. Es muß doch einen eigentümlich berühren, wenn geſagt wird, daß das Rohr ein untergeordnetes ſei, keine große Be⸗ deutung habe, und es dennoch eine ſo ungeheure Bedeutung durch die Exploſion erlangt hat — eine Exploſion, die unter Umſtänden noch weit größere und ſchwerere Folgen hätte nach ſich ziehen fönnen. Ich glaube, wir haben alle Urſache, darauf Wert zu legen, daß die ſogenannten Unterſuchungs⸗ rohre, wenn die Verſuche nicht mehr am Platze ſind, nicht bloß verſtopft, ſondern überhaupt entfernt werden. Die Unterſuchung ſoll ergeben haben, daß weitere derartige Rohre nicht mehr vorhanden ſind. Meine Herren, das ſcheint einem denn doch nicht ganz behaglich zu klingen. Denn wenn man jahrelang nicht gewußt hat, daß dieſes Rohr vor⸗ handen war, wie wird man dann heute behaupten können, daß nicht noch weitere Rohre vorhanden ſind. Wie geſagt, wir haben alle Veranlaſſung, darauf zu achten, daß das Leben der Arbeiter an dieſen ſehr gefährlichen Anſtalten ebenſo wie das Leben ihrer Vorgeſetzten beſonders geſchützt wird. Es iſt unſere Pflicht, darauf zu achten. Eins möchte ich noch betonen. An der Be⸗ hauptung, daß die Arbeiter den Leiter mehrfach darauf aufmertſam gemacht haben, daß dieſe Stelle gefährlich ſei, und daß man dieſen Ausführungen der Arbeiter nicht genügendes Gewicht beigelegt habe, muß doch wohl etwas Wahres ſein; denn in zwei Artiteln, die ich verfolgt habe, iſt dieſe Be⸗ hauptung aufrecht erhalten worden. Wir ſehen daraus, daß wir ein ſcharfes Augenmert auf der⸗ artige Vorkommniſſe richten und dafür ſorgen müſſen, daß unter allen Umſtänden energiſch darauf geachtet wird, daß derartige Verſuche nicht larifari gemacht und, wenn ſie erledigt ſind, dieſe unglückſeligen Rohre entfernt werden. Stadtrat Caſſirer: Meine Herren, ich bin in meiner Beantwortung der Anfrage von vorn⸗ herein ſchon, glaube ich, etwas zu weit gegangen und habe den Ausführungen des Herrn Stadtv. Gebert vorgegriffen. Ich habe nun geglaubt, daß, nachdem meine Antwort in dieſer Weiſe gelautet hat, Herr Stadtv. Gebert auf eine Be⸗ ſprechung der Anfrage verzichten würde; denn was er jetzt vorgebracht hat, iſt eigentlich abſolut nichts Neues, (ſehr richtig! bei den Liberalen) es iſt dasjenige, was ich hier unumwunden erklärt habe. (Sehr richtig!) Ich habe auch die Tageszeitung erwähnt, die wir übrigens ruhig mit Namen nennen können; es iſt die „Gewerkſchaft.“ Das iſt das einzige Blatt, in dem ich dieſe Mitteilung geleſen habe. Ich habe auch vorweggeſchickt, daß durch dieſe Zeitung die Behauptung aufgeſtellt worden ſei, daß der Be⸗ triebsleiter vorher auf die Gefahr dieſes Rohres aufmerkſam gemacht worden wäre. Ich habe aber weiter geſagt, daß die Unterſuchung ergeben hat, daß dieſe Behauptung unwahr iſt, und ich weiß nicht, warum der Herr Stadtverordnete Gebert nunmehr