Sitzung vom 20. für die Regulierung des Nonnendamms wären nach unſerm Dafürhalten vorläufig von der Stadt⸗ gemeinde zu verauslagen und ſpäterhin von den Anliegern wieder einzuziehen. Meine Herren, wer die Zuſtände am Nonnen⸗ damm aus eigener Anſchauung kennt, wird mir zugeben müſſen, daß ſie mit jedem Tage ſchlechter werden. Der Fahrdamm ſelbſt befindet ſich in einer Beſchaffenheit, die jeder Beſchreibung ſpottet. Gelegentlich eines Beſuches eines ſehr hohen Herrn, der die Siemenswerke beſichtigte, ſoll die Außerung gefallen ſein: wem dieſer Knüppeldamm gehört. Dieſe Außerung iſt deshalb bemerkenswert, weil der betreffende Herr auf ſeinen vielen Reiſen ſehr viele Chauſſeen befährt, die mehr oder weniger ſchlecht ſind, und nun den Fahrdamm am Nonnen⸗ damm als Knüppeldamm treffend bezeichnet. Ich erſuche Sie, unſerm Antrage zuzuſtimmen und dahin zu wirken, daß die Zuſtände am Nonnen⸗ damm bald eine Abänderung erfahren. Stadtbaurat Bredtſchneider: Ich bitte, den Antrag des Herrn Stadtv. Wilk abzulehnen. Denn wenn er angenommen wird, veranlaſſen Sie den Magiſtrat, er möchte eventuell auf eigene Koſten den Nonnendamm regulieren. Nun koſtet die Re⸗ gulierung des Nonnendamms, ſoviel ich mich er⸗ innere, ohne den erforderlichen Grunderwerb etwa 1 250 000 ℳ, und weun der Magiſtrat den Nonnen⸗ damm ſelbſt reguliert, ſo wird er natürlich ver⸗ hältnißmäßig viel von dem noch in Privatbeſitz befindlichen Gelände enteignen müſſen; dazu kom⸗ kommen die Koſten für die Enteignung der be⸗ bauten Grundſtücke an der Einmündung des Nonnen⸗ damms in den Tegeler Weg hinzu. Rechnen wir dieſe Grunderwerbskoſten hinzu, ſo erhöht ſich die angegebene Summe um ein ganz beträchtliches, und dieſe Koſten können wir im Anbaufalle nur zum Teil wieder einziehen. Aber ſelbſt wenn wir ſie im ganzen Umfange wieder einziehen könnten, werden ganz erhebliche Zinsverluſte entſtehen, die uns in jedem Fall zur Laſt fallen; denn wir könnten die Koſten ja erſt dann einziehen, wenn die Grundſtücke bebaut werden. Wir können aber die Koſten nicht in ganzem Umfange wieder ein⸗ ziehen, weil die Straße nicht beiderſeitige Bau⸗ fluchtlinien, ſondern auf gewiſſen Strecken nur eine einſeitige Baufluchtlinie hat. Auf dieſen Strecken können wir die Koſten nur für eine Breite bis zu 13 m einziehen, während die Straße etwa 30 m breit iſt. Wir müßten alſo die Koſten, die für die Befeſtigung der fehlenden 17 m entſtehen, aus eigener Taſche bezahlen, und das würde — ich habe die Zahlen nicht im Kopfe — jedenfalls einen ganz bedeutenden Betrag ausmachen, und wir ſind nicht in der Lage, einen ſolchen Koſtenaufwand hineinzuſtecken. Wir ſind beſtrebt und bemüht, die Pflaſter⸗ Verhältniſſe am Nonnendamm zu verbeſſern, und zwar aus laufenden Mitteln. Wir haben, was an uns lag, getan, das proviſoriſche Straßenpflaſter, welches zurzeit dort vorhanden iſt, und welches wir übrigens erſt ſeit einigen Jahren auf eigene Koſten hergeſtellt haben, möglichſt ordnungsmäßig, gut und fahrbahr zu erhalten, und wenn wir bei Neupflaſterungen innerhalb unſeres Stadtgebietes Reihenſteine gewinnen, die durch Aſphalt erſetzt werden, dann benutzen wir ſie, um auch am Nonnen⸗ damm mit ihnen beſſeres Straßenpflaſter zu ſchaffen. Oktober 1909 415 Der Bürgerſteig befindet ſich in einem tadel⸗ loſen Zuſtande. Der Arbeiterausſchuß — ſo ent⸗ nehme ich aus der Petition — wünſcht in erſter Linie, daß die Arbeiter zu Fuß den Nonnendamm bequem entlanggehen können; er hat alſo gar nich⸗ einmal ſo ſehr ein Intereſſe daran, daß das Fahrt dammpflaſter beſonders ſchön hergeſtellt, alſo aſphaltiert, wird, ſondern mehr daran, daß der Bürgerſteig ordnungsmäßig gangbar und beleuchtet iſt, und ich kann Ihnen die Verſicherung geben, daß die Bürgerſteige ſich in einem durchaus tadel⸗ loſem Zuſtande befinden, und daß auch die Be⸗ leuchtung der Straße angemeſſen iſt. Nach dieſer Richtung hin wird auch fernerhin geſchehen, was geſchehen kann. Einer Regulierung wird aber der Magiſtrat nicht zuſtimmen können, ſofern ſie auf ſtädtiſche Koſten hergeſtellt werden ſoll. Stadtv. Wilk: Meine Herren, es iſt richtig: der Bürgerſteig befindet ſich in einer leidlich guten Verfaſſung. Aber auch nur an ganz beſtimmten Stellen; ein Teil des Bürgerſteiges weiſt doch noch ziemlich große Mängel auf. Aber vor allen Dingen kommt hierbei in Betracht, daß der Fahr⸗ damm ſelbſt nur in der halben Breite gepflaſtert iſt. Auf der rechten Seite iſt nur leichter Boden auf⸗ geworfen; der Bürgerſteig iſt hier beſonders am Platz der ſtädtiſchen Tiefbauverwaltung ſehr ſchmal, und ſobald die Wagen der Siemenswerke und an⸗ dere den Nonnendamm entlangjagen, ſo werden die Leute bei regneriſchem Wetter von oben bis unten voll Dreck beſchmutzt. Das ſind Zuſtände, die beſeitigt werden müſſen. Wie Sie das machen, meine Herren, das iſt ja ſchließlich Ihre Sache; jeden⸗ falls kann ich in Ausſicht ſtellen: ſollte der Antrag heute abgelehnt werden, ſo werden wir im nenen Etatsjahre mit einem neuen Antrage kommen, der eine Regulierung des Nonnendamms vorſieht. Vorſteher Kaufmann: Der Antrag des Herrn Kollegen Wilk lautet: Der Unterzeichnete beantragt, die Petition des Arbeiterausſchuſſes der Siemenswerke, die Regulierung des Nonnendamms be⸗ treffend, dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu überweiſen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Crüger (Schluß⸗ wort): Meine Herren, ich möchte darauf auf⸗ merkſam machen, daß der Petitionsausſchuß ein⸗ ſtimmig Ihnen den Vorſchlag unterbreitet, die Petition dem Magiſtrat als Material bei der gegenwärtigen Sachlage zu überweiſen, weil, wie Sie ſoeben vom Herrn Stadtbaurat gehört haben, wir nicht gut in die Dispoſitionen weiter ein⸗ greifen können. Außerdem deckt ſich die direrte Wunſchübermittlung an den Magiſtrat in dem Sinne, wie es ſoeben beantragt iſt, eigentlich auch nicht mit dem, was die Petenten wünſchen. Denn ob die Petenten gerade den ausſchlaggebenden Wert auf die Regulierung des Nonnendamms legen, ſteht dahin, weil die Petenten ſagen: Die von uns vertretene Arbeiterſchaft bittet nun die wohllöbliche Stadtverordnetenver⸗ ſammlung, die Regulierung des Nonnen⸗ damms tunlichſt zu beſchleunigen oder die neue Straße, wie dieſe auf dem Bebauungs⸗ plan vorgeſehen iſt, möglichſt bald herzuſtellen.