Sitzung vom 20. Herren — iſt es denn durchaus nötig, Petenten in dieſem Tone abfertigen: deswegen werden die Angriffe zurückgewieſen und wird zur Tagesordnung übergegangen? Herr Gott, die Hausbeſitzer in Charlottenburg es ſind über 4000 bis 4100 —, die zur Müllabfuhr veranlagt ſind, ſind diejenigen, die 50 % der geſamten Gemeinde⸗ ſteuer aufbringen, lauter Leute, die der erſten oder zweiten Wahlabteilung angehören, angeſehene Bürger. Aber wenn das auch nicht der Fall iſt, ſo hat jeder Bürger meiner Anſicht nach doch das gute Recht, im höflichen Tone Anfragen zu ſtellen und im höflichen Tone beſchieden zu werden. Ich glaube, der Effekt wäre genau derſelbe geweſen, wenn der Petitionsausſchuß einen Wortlaut ge⸗ wählt hätte, der eben die Petenten, die ſich doch beſchwert fühlten, nicht vor den Kopf ſtößt. Der eine Teil meiner Ausführungen iſt alſo die Frage: iſt dem Magiſtrat bekannt, daß eine größere Anzahl von Befreiungen von der Müll⸗ ordnung ſtattfinden, obgleich die Müllordnung ſie nicht vorſieht“ Und zweitens möchte ich den Antrag ſtellen, über die Petition, weil intereſſantes Material in ihr gegeben wird, nicht zur Tages⸗ ordnung überzugehen, ſondern ſie dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu empfehlen oder mindeſtens als Material zu überweiſen. Vorſteher Kanfmann: Herr Kollege Liſſauer hat dem Petitionsausſchuß brüske Form vor⸗ geworfen. Wie ich an und für ſich Vorwürfe gegen den Ausſchuß meinerſeits zurückweiſen muß, ſo muß ich es um ſo mehr tun, als ich in der Form nichts Brüskes finde. Der Petitionsausſchuß findet nach den Mitteilungen des Magiſtrats die Angriffe für unbegründet und will zur Tages⸗ ordnung übergehen. Worin da etwas Brüskes liegen ſoll, weiß ich nicht. Ich muß die Stadt⸗ verordnetenverſammlung und den Ausſchuß da⸗ gegen verwahren, daß derartige Vorwürfe ge⸗ macht werden. Stadtrat Boll: Meine Herren, bei Beratung der Müllbeſeitigungsordnung iſt lange hin und her debattiert worden, welcher Maßſtab bei Er⸗ hebung der Gebühren zugrunde gelegt werden ſoll. Man iſt ſchließlich zu dem jetzt beſtehenden Modus gekommen, den Nutzungswert zugrunde zu legen. Die Folge dieſes Beſchluſſes iſt, daß die Häuſer mit großen Wohnungen verhältnis⸗ mäßig mehr zahlen — alſo die ſtärkeren Schultern; das wollte man ja auch —, während die Häuſer mit kleinen Wohnungen, die ſogenannten Miets⸗ kaſernen, weniger zahlen. Das iſt damals des längeren und breiteren bei der Beratung erörtert, und demgemäß iſt der heutige Modus der Er⸗ hebung der Gebühren beſchloſſen worden. Das iſt auch den Petenten ſeinerzeit von dem Magiſtrat in dem Schreiben vom 7. Juli mitgeteilt worden. Ob die Gebührenſätze ſich weiter ſteigern werden, darüber kann man heute nichts Beſtimmtes ſagen. Wie ſich die Sache weiter entwickeln wird, muß man eben abwarten. Die Poſition der „Drei⸗ teilung“ iſt jedenfalls eine viel beſſere als im Früh⸗ jahre dieſes Jahres, wo die Frage die Verſamm⸗ lung ja wiederholt beſchäftigt hat. Die Geſellſchaft hat z. B. ihren Schweinebeſtand ganz bedeutend vermehrt und hofft, daraus erhebliche Erträge zu ziehen. Sie hat lange nicht die Verluſte, die ſie daß wir Oktober 1909 417 ſie hat ihr Lehrgeld eben bez hlt anfangs hatte; auf einen beſſeren Boden zu und hofft nun, gelangen. Wie ſehr ſich die Idee unſerer Müllbeſeitigung verbreitet hat, können Sie daraus erſehen, daß vor kurzem eine Deputation der ſtädtiſchen Be⸗ hörden von Malmö in Schweden hier geweſen iſt. Die Herren wollen dieſelbe Sache bei ſich einführen und haben ſich mit der „Dreiteilung“ durch unſere Vermittlung in Verbindung geſetzt. Sie ſehen, meine Herrren, der gute Ruf Char⸗ lottenburgs gerade in dieſer Beziehung iſt ſchon nach dem Auslande gedrungen. Es ſind auch einige deutſche Städte, die dasſelbe Verfahren bei ſich einführen wollen. Daß die Sache hygieniſch durchaus einwandfrei wirtt, iſt, glaube ich, von den Hausbeſitzern ſelbſt und von dieſem Verein anerkannt worden. Nur iſt ihnen die Abfuhr zu teuer. Das läßt ſich aber vorläufig nicht ändern, da, wie ſchon der Herr Berichterſtatter hervorgehoben hat, wir auf eine längere Reihe von Jahren einen Vertrag mit der „Dreiteilung“ geſchloſſen haben, den wir inne⸗ halten müſſen. Was die weitere trifft, ſo iſt es richtig, Grundbeſitzern, die kein Müll haben, Frage der Befreiung be⸗ daß eine große Anzahl von von der Benutzung der Einrichtung befreit ſind. Es heißt nur: zur „Wegſchaffung des Mülls“ iſt jeder verpflichtet. Wer kein Müll „wegzuſchaffen“ hat, wer auf ſeinem Grundſtücke — es handelt ſich in dieſen Fällen um kleinere Häuſer und Villen — das Müll im Garten, für ſein Geflügel, für die Hunde oder ſonſt wie verwertet, den kann man nicht zwingen, daß er dieſe Stoffe zunächſt ab⸗ geben und ſie nachher für den eigenen Bedarf wieder zurückkaufen ſoll. Das kann man nicht verlangen. Auf Grund dieſer Erwägung ſind, wie Herr Stadtv. Liſſauer ganz richtig bemerkt hat, 59 Leute freigeſtellt worden. Zu dieſen 59 gehöre auch ich. Die Freiſtellung iſt erfolgt, als ich noch gar nicht daran dachte, daß mir das De⸗ zernat der Müllabfuhr übertragen werden würde; ich bin auf dem ordnungsmäßigen Wege durch die ordnungsmäßigen geſetzlichen Inſtanzen freigeſtellt worden. Ein perſönlicher Angriff dürfte alſo hier nicht am richtigen Platze ſein. Was im übrigen die Form der Beſcheidung der Petition betrifft, ſo hat der Magiſtrat darauf keinen Einfluß. Stadtv. Jacobi: Meine Herren, es iſt ja ganz ſelbſtverſtändlich, daß, wie Herr Stadtrat Boll meint, für die kleinen alten Häuſer eine geringere Gebühr zu entrichten iſt als für die großen. Das Mehr haben aber die Neubauten und die großen Häuſer zu tragen, für die ein ganz unverhältnis⸗ mäßig hoher Beitrag zu leiſten iſt. Ich will meinen Standpunkt dahin präziſieren, daß ich zwar für den Antrag ſtimmen werde, weil wir ja vor einem kait accompli ſtehen. Der Vertrag iſt auf 15 Jahre abgeſchloſſen, und es hat keinen Zweck, dagegen zu ſtimmen. Ich möchte jedoch nicht unterlaſſen, zu betonen, daß ich ebenſo wie früher ein Gegner des Dreiteilungsſyſtems bin. Ja, meine Gegnerſchaft iſt noch gewachſen, hauptſächlich aber, weil die Grundbeſitzer großer Häuſer zu ſtark, die⸗ jenigen kleiner Häuſer zu gering belaſtet werden. Ich möchte aber auch an den Magiſtrat die Bitte richten, dafür zu ſorgen, daß die Gebühr überhaupt