430 dings ſehr viele Umſchulungen vorgekommen. Das hängt damit zuſammen, daß wir nicht in allen Stadtgegenden genügend ordentliche Schulhäuſer haben und auch nicht immer Mietsräume zu beſchaffen ſind. Als wir im Norden Mietsräume ſuchten, haben wir nach langem Bemühen endlich Schulräume in der Gegend — des Lietzenſees gefunden. Um nun die überfüllten Klaſſen des Nordens auf normale Verhältniſſe zu bringen, mußten wir eine ganze Anzahl der dortigen Schüler in dazwiſchenliegende Schulen bringen und durch die bisherigen Kinder dieſer Schulen die Miets⸗ räume füllen. Baracken würden wir auch an dem von dem Herrn Vorredner genannten Platze aufſtellen können, und ich glaube, es würde dadurch für die Kinder ganz gut geſorgt ſein. Aber, meine Herren, Baracken koſten ſehr viel Geld. Eine einzige Baracke für zwei Klaſſen müſſen wir auf 15 000 ℳ ver⸗ anſchlagen, und Sie können glauben, daß eine ganze Anzahl ſolcher Baracken nötig iſt, um die Kinder einer Gemeindeſchule unterzubringen. Woher wir dieſes Geld zurzeit nehmen ſollen — ich weiß es nicht. Ich glaube, auch der Herr Kämmerer würde uns eine Antwort darauf nicht geben können. Vielleicht wird bei der Etatsberatung Gelegenheit ſein, zu prüfen, ob das Geld dafür da iſt. Ich glaube, wir haben jetzt alle Veranlaſſung, zu ſparen. Stadtv. Otto: Meine Herren, ich gebe ohne weiteres zu, daß Herr Kollege Gebert in ver⸗ ſchiedenen Punkten ſeiner Ausführungen völlig recht hat. Er hat einmal recht, wenn er die päda⸗ gogiſchen Bedenken hervorhebt, die ſich aus den Verhältniſſen jenſeits der Spree ergeben; er hat weiter recht, wenn er beklagt, daß die weiten Schulwege von kleinen Kindern in Wind und Wetter zurückgelegt werden müſſen; und er hat ſchließlich zweifellos auch recht, wenn er die Art der Umſchulung, wie ſie öfter in Charlottenburg vorkommt und leider bis jetzt immer noch als nötig angeſehen werden mußte, beklagt und auf die Mängel derartiger Einrichtungen hinweiſt. Dieſe Verhältniſſe ſind in der Schuldeputation häufig und außerordentlich gründlich erörtert worden. Der Schuldeputation, der ich anzugehören die Ehre habe, hat ebenfalls eine Petition aus den Kreiſen der Bewohner von Martinikenfelde vorgelegen, und die Schuldeputation hat gerade durch die Mit⸗ glieder, die die Stadtverordnetenverſammlung in ſie entſendet hat, mit allem Nachdruck den Magiſtrat darauf hingewieſen, daß hier Verhältniſſe vorliegen, die dringend der Abhilfe bedürfen, und ſie hat bis auf geſtern — in des Wortes verwegenſter Be⸗ deutung, weil geſtern Schuldeputationsſitzung war — dieſe Angelegenheit im Auge behalten und ſich mit dieſen Fragen noch geſtern erſt eingehend beſchäftigt. Es iſt da beſchloſſen worden, in weiteſt⸗ gehender Weiſe den Anträgen der Eltern, die ihre Kinder nun nach Berlin in die Gemeindeſchule ſchicken, auf Tragung des zu zahlenden Schulgeldes durch die Stadt zu entſprechen, und es iſt weiter dem Magiſtrat oder dem Herrn Stadtſchulrat, ob⸗ gleich er uns nachwies, daß er geeignete Räume auf mehrfache Ausſchreibungen nicht habe erhalten können, die Bitte unterbreitet worden, die An⸗ gelegenheit nicht aus dem Auge zu verlieren und immer wieder zu verſuchen, hier Abhilfe zu ſchaffen. Sitzung vom 20. Oktober 1909 Aber ich glaube, Herr Kollege Gebert hat völlig unrecht, wenn er aus dieſen Vorkommniſſen nun allgemeine Schlüſſe zieht, denen ich in dieſer Allgemeinheit auf das entſchiedenſte widerſprechen muß. Wenn er z. B. ſagt, daß es doch mindeſtens eigenartig wäre, daß wir Charlottenburger Kinder nach Berliner Gemeindeſchulen gehen laſſen, ſo überſieht er, daß dadurch den Kindern ein weſentlich kürzerer Schulweg ermöglicht wird, als wenn ſie in Charlottenburg in die Gemeindeſchule gehen. Wenn er aber weiter behauptet: es heißt, wenn es ſich um Volksſchulbauten handelt, nur immer ſparen und ſparen, und wenn er die Spar⸗ agnes bei der Gelegenheit zitiert hat, ſo verkennt er damit die Beſtrebungen, die die Mehrheit dieſer Verſammlung, was Volksſchulbauten angeht, ſeit Jahren betätigt hat, vollſtändig. (Bravo! bei den Liberalen.) Ich weiß nicht, ob Herr Kollege Gebert ſchon einmal Mitglied des Etatsausſchuſſes geweſen iſt. Sollte das der Fall ſein, ſo müßte er wiſſen, daß gerade der Punkt „Volksſchulbauten“ zu den heißum⸗ ſtrittenſten im Etatsausſchuß gehört, und daß die Liberalen noch keinen Etatsanſatz für Volksſchul⸗ bauten genehmigt haben, ohne an die verant⸗ wortliche Stelle im Magiſtrat die ausdrückliche Anfrage zu richten, ob die Stelle meint, mit den im Etat vorgeſehenen Mitteln das Bedürfnis zu befriedigen, und erſt wenn dieſe Erklärung der Magiſtrat klipp und klar abgegeben hat, haben wir dem Anſatze zugeſtimmt, und wir haben nicht ge⸗ ſcheut, den Anſatz zu erhöhen, wenn dieſe Er⸗ klärung nicht abgegeben werden konnte. Und mit demſelben Nachdruck, wie der Herr Stadtſchulrat es ſchon getan hat, muß ich weiter auch der Behauptung entgegentreten, daß für die höheren Schulen in Charlottenburg verhältnis⸗ mäßig mehr geſorgt würde als für die Volks⸗ ſchulen. Ich habe erſt geſtern — ich bedaure, daß ich die Zahlen nicht hier habe — eingehend Zahlen geprüft, die ſowohl für die höheren Schulen als für die Volksſchulen den Durchſchnittsſatz pro Kopf nachweiſen, der ſeit einer Reihe von Jahren von Charlottenburg aufgewendet worden iſt, und da hat ſich ergeben, daß dieſer Durchſchnittsſatz ſowohl bei den höheren Schulen wie den Volksſchulen ge⸗ ſtiegen iſt, daß er aber im Verhältnis bei den Volks⸗ ſchulen höher geſtiegen iſt als bei den höheren Schulen. Sie wollen daraus entnehmen, daß man bemüht iſt, auch dem Volksſchulweſen in Charlotten⸗ burg eine beſondere Berückſichtigung zuteil werden zu laſſen. Ich hätte nicht für möglich gehalten, daß in der Charlottenburger Stadtverordneten⸗ verſammlung von einem Stadtverordneten, der doch den Anſpruch für ſich machen wird, daß er ſich mit dieſer Materie genauer beſchäftigt hat, der Ausſpruch getan werden könnte, daß Charlotten⸗ burg für ſein Volksſchulweſen nicht genügend ſorgt. Meine Herren, dieſer Behauptung in ihrer All⸗ gemeinheit muß ich auf Grund genauer Kenntnis der Verhältniſſe auf das entſchiedenſte entgegen⸗ treten. (Bravo!) Herr Kollege Borchardt war vorhin ſo freund⸗ lich, die Hausbeſitzer als einen ausgezeichneten Teil der Bevölkerung auch für die Wahlen hinzuſtellen. (Stadtv. Dr. Borchardt: Erſter und zweiter Klaſſe!) Vielleicht iſt auch der Teil von Martinikenfelde, der in ſeiner Bevölkerung hier namentlich ange⸗