432 Nun möchte ich, zur Petition zurückkommend, noch einmal ſagen: ich halte meine gemachten Ausſagen vollkommen aufrecht, und zwar inſofern, weil ja zum Schluß von dem Herrn Schulrat geſagt worden iſt: wir müſſen ſparen, und auf Grund dieſes würden wir vielleicht von dem Herrn Kämmerer hören: wir haben kein Geld. Aber gerade für dieſe ungeheuer notwendigen Zwecke müßte Geld eigentlich mehr vorhanden ſein als für Zwecke, wo wir Gelder oftsmals zum Fenſter hinaus⸗ geworfen haben. Ich bitte Sie nochmals, die Petition nicht als Material, ſondern zur Berück⸗ ſichtigung dem Magiſtrat zu überweiſen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Der Bericht⸗ erſtatter verzichtet auf das Schlußwort.) Stadtv. Dr. Borchardt (perſönliche Bemerkung): Meine Herren, mein Name wurde in der Diskuſſion in einem Zuſammenhange genannt, der zum mindeſten, wenn auch in ſehr leiſer Form, der Ver⸗ mutung Ausdruck gab, daß die Stellungnahme meiner Freunde in dieſer Sache mit veranlaßt ſei durch die Rückſicht auf die bevorſtehenden Wahlen. Meine Herren, wenn ich vorhin auf die Haus⸗ beſitzer hinwies, ſo war das bei einer Angelegenheit, die für dringlich erklärt werden ſollte, obwohl ſie nicht auf der Tagesordnung geſtanden hatte. In dieſem Falle hier handelt es ſich um etwas, was auf der Tagesordnung geſtanden hat, wozu wir un⸗ bedingt unſere Stellungnahme klarlegen mußten. Und, meine Herren, wenn ich auch mehrfach bereits in dieſem Saale Veranlaſſung hatte, darauf hinzu⸗ weiſen, daß ich es an ſich für durchaus nicht un⸗ gerechtfertigt halte, wenn wir — zuweilen wenig⸗ ſtens — hier auch Dinge ſagen, die für draußen be⸗ ſtimmt ſind, (Aha! bei den Liberalen) ſo meine ich doch: gerade bei den Schulfragen und gerade für den dritten Wahlbezirk haben wir das abſolut nicht nötig; den Bezirk werden Sie uns gewiß nicht nehmen! (Heiterkeit.) (Die Verſammlung beſchließt nach dem An⸗ trage des Petitionsausſchuſſes, die Petition IV dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu überweiſen.) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zur nächſten Petition: v. Petition der Charlotten⸗ burger Schulärzte betr. Be⸗ ſoldungsangelegenheit. Berichterſtatter Stadtv. Protze: Meine Herren, die Stadtſchulärzte bitten in ihrer Petition um Erhöhung ihres Einkommens. Sie führen an, daß ſie bei der Erhöhung der Gehälter der Beamten, Lehrer und Arbeiter vollſtändig über⸗ gangen ſind, und daß ſie bei der Beſoldungsord⸗ nung von 1901 mit gewiſſen Modifikationen ſtehen geblieben ſind. Der Ausſchuß hat ſich eingehend mit der Petition beſchäftigt und iſt zu dem Reſultat ge⸗ kommen, daß doch nicht alles zutrifft, was in der Petition angegeben iſt. Der Beſoldungsplan von 1901 ſieht für ausgebaute Schulen ein Honorar von 1400 ℳ vor; dieſes Honorar iſt im Jahre 1907 auf 1500 ℳ erhöht worden. Die Herren Schul⸗ Sitzung vom 20. Oktober 1909 ärzte behaupten in ihrer Petition, daß ſie viel ſchlechter bezahlt werden als ihre Kollegen, welche auch von der Stadt angeſtellt ſind. Die Herren Petenten behaupten ferner, daß die Arzte in der Fürſorgeſtelle 10 ℳ für die Stunde bezahlt be⸗ kommen. Das iſt auch nicht der Fall; ſondern die Arzte bekommen die 10 ℳ nicht für eine Stunde, ſondern für mehrere Stunden, weil ſie immer 2 bis 3 Stunden brauchen. Die Herren Petenten geben in ihrer Petition an, daß ſie im Jahre vielleicht 220 bis 240 Stunden Dienſt zu leiſten haben. Dafür bekommen ſie 1500 ℳ; das macht bei 220 Stunden 7,25 ℳ unge⸗ fähr, und bei 240 Stunden 6,25 ℳ für die Stunde. Man kann doch nicht annehmen, daß die Herren Petenten mehr Stunden beſchäftigt ſind, als ſie ſelbſt angegeben haben. Eher könnte man ſagen, ſie hätten ein paar Stunden weniger; man nimmt aber lieber die höchſte Zahl. Auch der Magiſtrat hat eine ähnliche Petition bekommen und ſich auch ſehr eingehend damit beſchäftigt. Er hat auch auf Grund der vorliegenden Petition Stellung genommen, und zwar ab⸗ lehnend, da ſich bei Prüfung und entſprechender Berichtigung der Angaben der Petition heraus⸗ geſtellt hat, daß die Dienſtleiſtungen der Schulärzte keinesfalls ſchlechter bezahlt werden als eine der von ihnen genannten ärztlichen Dienſtleiſtungen. Nach dieſen Erwägungen empfiehlt Ihnen der Ausſchuß UÜbergang zur Tagesordnung. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Pe⸗ titionsausſchuſſes, über die Petition Y zur Tages⸗ ordnung überzugehen.) Vorſteher Kaufmann: VI. Petition des Diplomingeni⸗ eurs Zechlin betr. Errichtung eines Autotechnikums. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Flatau: Meine Herren, dieſe Petition iſt allen Mitgliedern der Stadtverordnetenverſammlung zugegangen; ich darf daher annehmen, daß Sie alle über ihren Inhalt unterrichtet ſind. Es handelt ſich darum, daß der Petent auf Charlottenburger Gebiet, in der Fritſcheſtraße nahe der Bismarckſtraße, eine neue Einrichtung ins Leben rufen will, für die er auch einen neuen Namen „Autotechnikum“ erfunden hat. Dieſes „Autotechnikum“ ſoll nicht nur — wie es am Eingang der Petition heißt, — eine Fachſchule für Automobilfahrer ſein: der Flug, den der Petent nimmt, geht etwas höher, und aus dem Lehrplan ergibt ſich, daß er zugleich eine Schule für Ballon⸗ und Flugtechnik zu errichten beabſichtigt. Mit Rückſicht hierauf wünſcht er eine jährliche Unterſtützung von 15—20 000 ℳ ſeitens der Stadtgemeinde. Zur Begründung führt er an, daß ein der⸗ artiges Inſtitut ſehr notwendig ſei. Darüber kann man verſchiedener Anſicht ſein; aber jeden⸗ falls würde ſich aus der Notwendigkeit eines ſolchen Inſtituts noch nicht die Notwendigkeit ergeben, ihm aus kommunalen Mitteln eine Unter⸗ ſtützung zu gewähren. Er behauptet weiter — und das wurde im Petitionsausſchuß beſtritten —, daß ein gleiches oder ähnliches Inſtitut weder in Deutſchland noch im Auslande exiſtiere. Es wurde