Sitzung vom 20. im Gegenteil behauptet, daß die private Initiative allerdings bereits derartige Einrichtungen ge⸗ ſchaffen habe, inſoweit das praktiſche Bedürfnis dafür vorhanden ſei. In letzter Linie — und darauf ſcheint die Petition beſonders Wert zu legen —führt ſie an, daß die Errichtung eines ſolchen Autotechnikums auf Charlottenburger Ge⸗ biet in vielen Punkten einen Wertzuwachs für die Stadt bedeute. Auch das wurde ſehr energiſch im Petitionsausſchuß beſtritten. Es wurde im Gegenteil von einer Seite darauf hingewieſen, daß die bisherige Tätigkeit des Petenten — er iſt nämlich auch Examinator für angehende Chauf⸗ feure — gerade dort, wo er ſeine Tät gkeit ausübt, gewiſſe Erſcheinungen nach ſich gezogen hat, die nicht gerade ſehr erfreulich ſind. Das ſcheint auch nicht unwahrſcheinlich, wenn man aus dem um⸗ fangreichen Lehrplan ſeines Autotechnikums den Abſchnitt 13 herausgreift. Da lieſt man von Fahrübungen, die der Petent ſehr originell ge⸗ ſtaltet hat: Fahrübungen — was Sie vielleicht nicht alle geleſen haben werden — „auf ſchlüpfrigem Pflaſter“, verbunden mit eigentümlichen Kompli⸗ kationen, wie „Verhalten bei ſchlafenden Kutſchern, ſcheuenden Pferden“ und ähnlichem. Ich kann mir ſehr wohl denken — was auch von einem Mitgliede des Petitionsausſchuſſes betont wurde —, daß derartige UÜbungen für die Bewohner des betreffenden Stadtteils gerade nicht erfreulich ſind. Im übrigen war für die Abweiſung der Petition noch die finanzielle Lage der Stadt maß⸗ gebend, die ja nicht übermäßig günſtig iſt, während wir auf der anderen Seite erwogen haben, daß notoriſch ſich diejenigen Kreiſe in ſehr günſtiger Finanzlage befinden, in deren Leben das Intereſſe für den Sport und insbeſondere für den Auto⸗ mobilſport einen ſo breiten Platz einnimmt. Mit Rückſicht darauf hat der Petitionsausſchuß be⸗ ſchloſſen, den Übergang zur Tagesordnung zu empfehlen. Ich mache dieſen Antrag des Aus⸗ ſchuſſes zu dem meinen. Stadtv. Gebert: Meine Herren, prinzipiell ſtehen wir auf dem Standpunkt, daß die Schaffung einer Fahr⸗ und Fachſchule für das geſamte Ver⸗ kehrsgewerbe auch für Charlottenburg äußerſt geboten iſt. Aber wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß derartige Inſtitute nicht in private Hände zu legen ſind. Der Herr Ingenieur Zechlin war ja gericht⸗ licher Sachverſtändiger, hat aber am 1. Ottober dieſes Amt abgeben müſſen. In den Kreiſen der Chauffeure beſteht eine beſtimmte Erbitterung darüber, daß nicht genügend und praktiſch gelehrt worden iſt. Ich will nebenbei bemerken, daß von den in Frage kommenden Fachvereinen der Chauf⸗ feure Verſammlungen abgehalten worden ſind, in welchen auch der Herr Ingenieur Zechlin an⸗ weſend war, und in dieſen Verſammlungen iſt dem Herrn Zechlin manches Unliebſame geſagt worden. Daraus iſt alſo zu entnehmen, daß, wenn wir 15—20 000 ℳ dem Herrn Ingenieur Zechlin überweiſen, wir nicht die Gewähr haben, daß hier eine praktiſche Schule ſich bemerkbar machen wird, weil eben die in Frage kommenden Verhältniſſe die Tüchtigkeit des Herrn Zechlin bis jetzt in anderem Lichte gezeigt haben. Es kommt aber auch folgendes hinzu: wir haben bereits hier in Charlottenburg eine ähn⸗ liche Schule, die ſich allerdings bis jetzt noch nicht Oktober 1909 433 mit höheren Aufgaben beſchäftigt — ich meine höheren Aufgaben, die wir ja jetzt momentan in der Luft ſehen. Dieſes Inſtitut befindet ſich in der Faſanenſtraße und wird geleitet von dem Ingenieur Fleiſcher. Dort werden den Lernenden ganz anſtändige Summen abgenommen, und zwar hat jemand für das Lernen, mit einem Auto zu fahren, 75 bis 100 ℳ für 4 Wochen Lehre zu zahlen; es kommen diverſe andere Ausgaben, die zu machen ſind, noch hinzu, ſo daß ſo ein armer Teufel, der hier etwas lernen will, zum Schluß ſein ganzes Hab und Gut los wird und nicht einmal die Gewähr hat, etwas Tüchtiges zu lernen. Das ſind doch Gründe, die unter allen Umſtänden dazu führen müſſen, in keine Privathände ein der⸗ artiges Autotechnikum zu legen. Ich will darauf hinweiſen, daß in Mainz ein derartiges Auto⸗ technikum beſteht; aber dieſes Mainzer Technikum wird vom Magiſtrat, den Arbeitgebern und Ar⸗ beitnehmern paritätiſch verwaltet. Die Reſultate ſind bis jetzt ſehr gut geweſen, und man iſt auch im allgemeinen damit zufrieden. Wenn wir hier in Charlottenburg ein der⸗ artiges Inſtitut unter einer derartigen Regierung ſchaffen wollten, dann wären wir ohne weiteres dabei. Denn das eine trifft zu: daß der Verkehr in den Straßen mit den Autos, mit dem Pferde⸗ fuhrwerk, mit der Straßenbahn uſw. Umſicht erheiſcht, daß der Lenker und Leiter über eine ganz beſtimmte Intelligenz verfügen muß, und daß auch wir hier in Charlottenburg ja erleben müſſen, wie oftmals in ganz — ſagen wir mal: leichtſinniger Weiſe gefahren wird. Wir haben nicht immer dem Lenker die Schuld zu geben, ſondern wir können unverblümt die Schuld darauf zurückführen, daß ein derartiges Lehrinſtitut uns fehlt. Es kommt dazu, daß bei der Errichtung eines derartigen Technikums der Fahrer erſt im Beſitz eines ſogenannten Lehrſcheines ſein muß. Aber wie gerade bei Zechlin die Lehrſcheine aus⸗ geſtellt worden ſind, ſoll Ihnen folgendes erhellen. Man hat den Betreffenden etwas oberflächlich mit dem Mechanismus des Autos bekannt gemacht, man hat dann einen Fahrſchein ausgeſtellt, ihn ganz einfach nach den Straßen gefragt, ihm ſehr leichte Fragen vorgelegt, und dann hat der Be⸗ treffende 5 ℳ für die Ausſtellung eines derartigen techniſchen Scheines bezahlen müſſen. Ich meine, da haben wir auch nicht die Gewähr, daß die 15—20 000 ℳ zum richtigen Zweck verwandt werden. Nun ſagt die Petition zum Schluß, daß dem Magiſtrat oder der Stadtverwaltung von Char⸗ lottenburg ein beſtimmtes Überwachungsrecht zu⸗ ſteht, und zwar weil der Herr Kollege Becker be⸗ reitwilligſt zugeſagt hat, mit in den Aufſichtsrat oder den Vorſtand einzutreten. Ja, meine Herren, da bleibt das ganze Inſtitut trotz alledem immer noch ein Privatinſtitut, und ich glaube wohl, daß wir, um mich dem Ausdrucke des Herrn Dr Flatau anzuſchließen, gar keine Urſache haben, derartiges Kapital in Privathände zu geben. Soll ein In⸗ ſtitut geſchaffen werden, ſo ſtimme ich auch dafür, daß dieſes Inſtitut von der Stadt ſelbſt geſchaffen wird. Ich bitte alſo, den Übergang zur Tages⸗ ordnung zu beſchließen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Bericherſtatter Stadtv. Dr. Flatau (Schluß⸗ wort): Ich will hier eine Bemerkung nicht unter⸗ drücken. Der Herr Vorredner iſt in Übereinſtimm⸗