Sitzung vom 20. da ſie auch nicht über den Schein einer in ſich ab⸗ geſchloſſenen Bildung — das Wort will natürlich immer relativ verſtanden ſein — verfügen. Dieſe Elemente halten ſich meiſt für zu gut, ein Handwerk zu ergreifen; ſie kommen „aus einer höheren Schule“ und werden dann der Ballaſt, der in keinem Berufe recht vorwärts kommt, und werden dann das Proletariat, das in ſeiner Zahl doch zu mancherlei Bedenken Veranlaſſung gibt. Wenn wir alſo durch die A⸗Klaſſen erreichen, daß wir wirklich befähigte Köpfe auch für unſer Handwert, für unſer Gewerbe und für unſeren mittleren Kaufmannsſtand gewinnen, ſo liegt, glaube ich, in dieſer Bedeutung der Einrichtung ein ſo großer Wert, daß wir ſchon aus dieſem Grunde der Vor⸗ lage freudig zuſtimmen ſollten. Wir können das ja um ſo leichteren Herzens tun, als nach der Berechnung des Magiſtrats be⸗ ſondere Koſten durch die Vorlage nicht entſtehen. Es iſt vielleicht manchem von Ihnen ſo gegangen, meine Herren, daß er an dieſe Verſicherung des Magiſtrats nicht recht geglaubt und geſagt hat: das geht doch gar nicht, eine ſo eingreifende Reform ohne beſondere Koſten durchzuführen. Ich perſön⸗ lich bin der Meinung, daß es ſehr wohl geht, wenn die Sache ſo angefaßt wird, daß man eben eine nicht zu hoch bemeſſene Anzahl befähigter Köpfe aus den einzelnen Klaſſen herausnimmt und aus ihnen eine neue Klaſſe bildet, die inſofern keine beſonderen Koſten verurſacht, als ihre Normalzahl dieſelbe bleibt wie die der übrigen Klaſſen. Es wird aber erwünſcht ſein, daß der Herr Stadtſchulrat auch darüber einige Auskunft gibt, wieviel A⸗Klaſſen wohl, wenn die Vorlage angenommen wird, ſchon zum 1. April nächſten Jahres errichtet werden. Er wird ſich ja darüber ein Bild gemacht haben. Man wird dann aus der Zahl erſehen können, daß dieſe Behauptung: es entſtehen keine beſonderen Koſten, durchaus berechtigt iſt. Die Einrichtung der A-Klaſſen ſoll dann in Verbindung geſetzt werden mit der Aufhebung der bisherigen franzöſiſchen Kurſe, und inſofern rechnet ja die Magiſtratsvorlage für die Zukunft ſogar noch eine allmähliche Erſparnis heraus. Ich glaube, daß niemand unter uns, wenn er eingehend ge⸗ prüft hat, unter welchen ſchwierigen Verhältniſſen jetzt die braven Kinder, die für die franzöſiſchen Kurſe ausgewählt werden, zu leiden haben, der Aufhebung dieſer franzöſiſchen Kurſe eine Träne nachweinen wird. Sie wurden eben durch die Haltung der Königlichen Regierung nicht ſo ins Leben gerufen, wie die Stadt ſich das urſprünglich gedacht hatte, und ſie ſind denn bis heute nur als Notbehelf weitergeführt worden. Ich will bei der Gelegenheit hervorheben, daß die Magiſtratsvorlage gewiß ſo zu verſtehen iſt, daß keine Schädigung der⸗ jenigen Schüler entſteht, die jetzt an franzöſiſchen Kurſen teilnehmen. Bei denjenigen Schulen, wo nach abſolvierter vierter Klaſſe A-Klaſſen ein⸗ gerichtet werden, werden neue franzöſiſche Kurſe natürlich nicht eingerichtet; aber die bereits be⸗ ſtehenden werden fortgeführt, ſo daß alſo auch diejenigen Kinder, die an den Kurſen jetzt teil⸗ nehmen, 4 Jahre die franzöſiſche Unterweiſung be⸗ kommen, wie das bisher geweſen iſt. Ich glaube, es wird erwünſcht ſein, daß auch in dieſem Falle der Herr Stadtſchulrat ausdrücklich die Richtigkeit dieſer Auffaſſung beſtätigt, weil einigen meiner reunde auch über dieſen Punkt größtmögliche Klarheit erwünſcht war. Ottober 1909. 437 Die techniſchen Einzelheiten, die ſonſt die Vor⸗ lage enthält, bezüglich der Auswahl der Kinder für die A⸗Klaſſen, bezüglich einer etwaigen Wieder⸗ herausnahme aus den A-Klaſſen in die Normal⸗ klaſſen und dergleichen mehr, glaube ich, brauchen uns hier, meine Herren, nicht näher zu beſchäftigen; ſie erweiſen ſich als zweckmäßig und als techniſch nötig. Ich für meine Perſon möchte, wenn ich einen zuſammenfaſſenden Rückblick auf die Vorlage des Magiſtrats werfe, dem Gedanken Ausdruck geben, daß ſie ſich darſtellt als ein von den beſten Gründen geleiteter Fortſchritt im Intereſſe einer vertieften Volksbildung gerade der unteren Schichten, und in unwillkürlicher Erinnerung einer Auseinander⸗ ſetzung, die wir bei einem anderen Punkte der Tagesordnung heute gehabt haben, möchte ich noch beſonders ausſprechen, daß auch dieſe Vorlage be⸗ weiſt und durch die Erfolge, die ſie hoffentlich bringen wird, tatſächlich darſtellen wird, daß die ſtädtiſche Verwaltung der Stadt Charlottenburg in der Hebung ihrer Volksſchule und damit in der Hebung der Bildung der unteren Schichten eine ihrer vornehmſten Aufgaben ſieht. (Lebhaftes Bravo.) Ich möchte Sie bitten, ſich von dieſem Grundſatze bei der Entſcheidung über die Vorlage leiten zu laſſen, und ich glaube, der Hoffnung Ausdruck geben zu dürfen, daß Sie dann der Vorlage ein⸗ mütig zuſtimmen werden. (Bravo!) Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, die Zuſtimmung des Herrn Referenten, beſonders die letzten Worte über die Bedeutung der vorge⸗ ſchlagenen Maßnahmen haben mir ſehr wohl getan; ich danke dem Herrn Referenten dafür. Zu dem ſehr klaren und eingehenden Referat habe ich nur Weniges hinzuzufügen. Ich möchte mich zunächſt nochmals bemühen, die Beſorgnis, es könnten Koſten entſtehen, zu zerſtreuen. Es iſt für den Vertreter der Schulverwaltung ja eine ganz beſonders angenehme Aufgabe, wenn er einmal mit einer Vorlage vor Sie treten kann, die keine Koſten verurſacht. Ich glaube allerdings, es iſt das erſte Mal, daß ich in dieſer glücklichen Lage ge⸗ weſen bin. (Heiterkeit.) Es wird beabſichtigt, wie wir bisher etwa 10 % der beſten Schüler nach dem vierten Schul⸗ jahr aus unſeren Gemeindeſchulklaſſen heraus⸗ genommen haben, um ihnen unentgeltlich fran⸗ zöſiſchen Unterricht zu geben, fortan ebenſoviel, etwa dieſelben Elemente und zur ſelben Zeit herauszunehmen, um ſie einer ähnlichen Wohltat teilhaftig werden zu laſſen, doch ohne die Nachteile, die gegenwärtig noch damit verbunden ſind, weil die Königliche Regierung ſeinerzeit die Dispen⸗ ſationen nicht geſtattet hat. Es würden alſo einſt⸗ weilen in den weſtlichen Schulen nach meiner Be⸗ rechnung in jedem Halbjahr etwa 90 Schüler herausgewählt und in A⸗Klaſſen vereinigt werden. Da wir nicht beabſichtigen, für dieſe beſonders befähigten, tüchtigen und würdigen Schüler be⸗ ſonders günſtige Schulverhältniſſe zu ſchaffen, ſondern nur dieſelben wie für die anderen beizu⸗ behalten, ſo iſt es meines Erachtens nicht nötig, die Frequenz der A-Klaſſen niedriger zu ſtellen als in den Normalklaſſen. Wir werden mit 45 im Durchſchnitt auskommen. Daraus ergibt ſich, daß