438 wir zunächſt 2 Klaſſen zu errichten haben. Später, wenn auch die öſtlichen Stadtteile Charlottenburgs mit hinzugenommen werden ſollen, werden ſich unter Zugrundelegung derſelben Zahlen jedesmal 5 A-Klaſſen ergeben. Die freigewordenen Plätze in den Normalklaſſen können immer wieder ausge⸗ 44 werden, ſo daß auch in den Normalklaſſen die⸗ elbe Durchſchnittsfrequenz von 45, die wir jetzt eit einigen Jahren innegehalten haben, beibe⸗ alten wird. Es handelt ſich alſo um nichts anderes als um eine etwas andere Gruppierung derſelben Feſm en. Die Zahl der Schüler und der ätze wird dieſelbe bleiben; alſo auch die Zahl der Klaſſen, alſo 405 die Zahl der Lehrkräfte. Da nun nicht die Abſicht beſteht, für die Lehrkräfte, welche an den A-Klaſſen wirken, Funktionszulagen oder ſonſtige Vorteile zu gewähren, ſo können auch für die Lehrkräfte größere Ausgaben als jetzt nicht entſtehen. Vielleicht daß für die neuen Lehrbücher der A-Klaſſen winzige Mehrausgaben entſtehen, inſofern als hier ein neues Fach hinzukommt. Aber, meine Herren, dieſe Ausgaben würden ſo geringfügig ſein, daß ſie nicht in Betracht kommen. Ihnen würden vielleicht auch kleine Erſparniſſe bei anderen Fächern gegenüberſtehen, noch nicht ge⸗ rechnet diejenigen Erſparniſſe, welche durch den Wegfall der jetzt beſtehenden franzöſiſchen Kurſe entſtehen. Die Schüler, welche jetzt an den franzöſiſchen Kurſen teilnehmen, werden natürlich auch ſpäter daran teilnehmen, ſolange ſie unſere Gemeinde⸗ ſchule überhaupt beſuchen. Es werden alſo ſpä⸗ teſtens 4 Jahre nach Einführung der A-Klaſſen die franzöſiſchen Kurſe in Wegfall kommen. Infolge⸗ deſſen werden innerhalb von 4 Jahren die 22 000 ℳ im Etat erſpart werden. Ich bin noch gefragt worden, ob Engliſch oder Franzöſiſch eingeführt werden ſoll. Meine Herren, es beſtehen darüber noch keine Beſchlüſſe. Die zu⸗ ſtändigen Behörden haben ſich noch nicht mit der Frage des Lehrplans beſchäftigt. Ich kann alſo heute nur meine perſönliche Anſicht zum Ausdruck bringen. Gegenwärtig haben wir ja die fran⸗ zöſiſche Sprache in den fremdſprachigen Kurſen unſerer Gemeindeſchulen ganz allein berückſichtigt. Ich glaube, des Franzöſiſchen wird auch in Zukunft nicht entbehrt werden können. Es wird eine große Anzahl von Schülern und beſonders auch von Schülerinnen der oberſten Klaſſen geben, für die es eine große Wohltat iſt, wenn ihnen Gelegenheit gegeben wird, die franzöſiſche Sprache bis zu einem gewiſſen Grade zu lernen. Andererſeits iſt aber anzuerkennen, daß das Engliſche eine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ſich ſteigernde Bedeutung gewonnen hat, und dem werden wir Rechnung tragen müſſen. Ich halte es für durchaus möglich, daß neben einigen Klaſſen mit Franzöſiſch als Fremdſprache auch ſolche mit Engliſch werden errichtet werden können. Das einzige Bedenken, das dagegen geltend gemacht werden könnte, würde ſein, daß für einzelne Schüler und Schülerinnen die Schulwege etwas weiter würden. Da es ſich aber bloß um Schüler und Schülerinnen der oberſten Klaſſen handelt, alſo um größere und kräftigere Kinder, und da es ſich um eine große Wohltat für ſie handelt, ſo werden ſie, glaube ich, die weiteren Schulwege ebenſo gern in den Kauf nehmen wie heutzutage die Kinder, welche von der Volksſchule in höhere Lehranſtalten übergehen ſollen. Sitzung vom 20. Oktober 1909 Ich hoffe, daß die Erwartungen, welche der Herr Referent an die Errichtung dieſer Klaſſen ge⸗ Trüeft hat, ſich erfüllen werden. (Bravo!) Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, meine Freunde werden der Vorlage ebenfalls ihre Zu⸗ ſtimmung geben. Ganz ohne Bedenken ſtehen wir dieſer Einrichtung allerdings nicht gegenüber. Ich nehme mit Genugtuung davon Akt, daß Herr Kollege Otto die Bereitwilligkeit zu erkennen ge⸗ geben hat, auf dem Wege fortzufahren, der den Anſtoß zu der heutigen Vorlage gegeben hat, die Bereitwilligkeit zur Beſeitigung der Vorſchulen bei unſeren höheren Lehranſtalten, wenn ent⸗ ſprechend unſere Volksſchulen gefördert ſein werden. Wir werden, hoffe ich, wenn die Reform durch⸗ geführt iſt, auf dieſe Frage wieder zurückkommen. (Stadtv. Otto: Sehr richtig!) Auf die Frage der Koſten will ich nicht ein⸗ gehen. Ich kann es nicht von vornherein als ſo ſicher annehmen wie der Herr Stadtſchulrat, daß durch die Einrichtung zweier A-Klaſſen nun die normalen dritten Klaſſen um 2 werden verringert werden. Ich vermag das natürlich nicht ſo ohne weiteres zu überſehen; aber es ſcheint mir auch nicht von vornherein als abſolut ſicher. Dann glaube ich auch, es werden mit der Zeit höhere Koſten entſtehen. Aber die Frage der Koſten wird ja uns keinesfalls — und ich hoffe, auch die übrigen Herren keinesfalls — davon abhalten, einer Reform zuzuſtimmen, die als nützlich erkannt wird. Was der Herr Schulrat über die Fremdſprache ſagt, ſcheint mir ſo einfach auch noch nicht erledigt, und ſo einfach, wie es ſich der Herr Schulrat dar⸗ ſtellt, ſcheinen mir die Dinge für die Entſcheidung einer Fremdſprache hier nicht zu liegen. Würde es ſich bloß um einen etwas weiteren Schulweg handeln, dann wäre die Sache allerdings ſehr einfach zu entſcheiden. Ich glaube aber nicht, daß das allein die Frage iſt, die dabei zu berückſichtigen ſein wird, wenn man nun wirklich der Frage näher tritt, ob nur Franzöſiſch oder Franzöſiſch und Engliſch oder gar nur Engliſch in dieſen A⸗Klaſſen getrieben werden ſoll. Die Bedenken, welche meine Freunde gegen die Einrichtung haben, liegen in der Richtung, daß möglicherweiſe eine Art gehobener Mittelſchulen ſich entwickelt, durch welche unſere normale Volks⸗ ſchule, ſtatt gehoben zu werden, leicht herabgedrückt werden kann — leicht herabgedrückt werden kann ſowohl in ihren Leiſtungen als auch nach der ſozialen Wertung, welche die Schüler dieſer normalen Volks⸗ ſchule erfahren. Meinen Freunden und auch mir werden mehrfach Klagen in der Richtung zuge⸗ tragen, daß auch jetzt ſchon das Lehrermaterial unſerer Volksſchule nicht immer denjenigen Kindern gegenüber, welche genötigt ſind, die heute noch als Wohltat ihnen dargebotenen freien Lehrmittel in Anſpruch zu nehmen, oder auch den Kindern gegenüber, welche in die franzöſiſchen Kurſe kommen und auch dort durch ihr Außeres ein ärmeres Heim verraten, — daß, ſage ich, dieſen Kindern gegenüber nicht immer diejenige Unbefangenheit und Ob⸗ jektivität entgegengebracht wird, die man erwarten müßte. Es liegt mir durchaus fern, mich etwa zum Mundſtück unſubſtantiierter Klagen zu machen; ich weiß ſehr wohl, daß bei derartigen Klagen das ſub⸗ jektive Gefühl des Einzelnen vielfach färbend mit⸗ ſpricht, und ich bin auch feſt überzeugt, daß die leitenden