440 erſten Schuljahr diejenigen Kinder ausgeſiebt, die in die B-Klaſſen kommen, und dann beſtehen von dem zweiten Schuljahr an Normalklaſſen und Be Klaſſen, ſo daß die Grundklaſſen in der Tat bloß die Schulrekruten in dem erſten Jahre enthalten. Ich will das bloß als Beiſpiel dafür verwenden, wie man ſich jetzt bei den vielen Bezeichnungen — Grundklaſſen, Normalklaſſen, B⸗Klaſſen, Nach⸗ hilfeunterrichtsklaſſen, wozu jetzt noch die A⸗Klaſſen kommen — ſehr ſorgfältig zuſammennehmen muß, um die Überſicht zu behalten. Indeſſen das iſt eine Formalität, die weiter keine Berückſichtigung verdient. Ich halte jeden Fortſchritt, den wir auf dem Wege der Verbeſſerung der Ausbildung der Volksſchüler machen, für ſehr erwünſcht, und ich würde auch, wenn größere Koſten damit verbunden wären, das niemals als eine „Beſorgnis“ emp⸗ finden, um den Ausdruck zu gebrauchen, den der Herr Stadtſchulrat vorhin angewandt hat. Für dieſen Zweck Geld zu bewilligen, wird die Stadt⸗ verordnetenverſammlung von Charlottenburg, wie ich hoffe, jederzeit bereit ſein. Würde mich alſo auch die „Beforgnis“ vor neu entſtehenden Koſten nicht beſonders drücken, ſo möchte ich doch auch im Intereſſe größerer Klarheit ebenfalls, wie Herr Kollege Jaſtrow, fragen, wieſo bei der Schaffung der A⸗Klaſſen gar keine neue Koſten entſtehen ſollen. Es iſt ja richtig, daß die Möglichkeit beſteht, die zwei A⸗Klaſſen, die vorläufig errichtet werden ſollen, dadurch zu dotieren, daß man die Klaſſen, die dadurch in ihrer Frequenz vermindert werden, zuſammenſchiebt. Da würden aber dieſe zwe Klaſſen bloß gewonnen werden können durch eine ſehr beträchtliche Umſchulung, wodurch wieder der Bildungsgang der Kinder erſchwert werden würde; wir haben ja heute ſchon von der Erſchwernis und Pein der Umſchulung geſprochen. Jedenfalls würde eine beträchtliche Umſchulung erfolgen müſſen, wenn man dieſe 10 % der Schüler auch wirklich für die Koſten nutzbar machen wollte. Ich würde mich beſonders gern darüber belehren laſſen, daß dieſe Um⸗ ſchulung beträchtliche Nachteile nicht mit ſich bringen würde. Auf eins möchte ich noch zurückkommen, was ſowohl der Referent wie der Herr Stadtſchulrat erwähnt hat, auch ſonſt noch einer der Herren Vorredner — ich glaube, Herr Kollege Dr Borchardt— daß wir nämlich mit dieſer neuen Einrichtung uns in der Richtung bewegen, künftighin die Vorſchulklaſſen der höheren Schulen entbehrlich zu machen. Meine Herren, auch das iſt mir nicht klar, das bitte ich mir erſt zu beweiſen. Sie wollen die A-Klaſſen angliedern an die Volksſchule von der dritten Klaſſe ab. Die Vorſchule der höheren Schulen wird nur entbehrlich gemacht, wenn in dem zweiten und dritten Schuljahr, alſo in den viel tieferen Klaſſen, eine Hebung ſtattfinden könnte. Ich ſehe alſo nicht ein, wie der heutige Weg irgendwie auf den Weg führen könnte, die Vorſchulklaſſen entbehrlich zu machen — ein Ziel, das ich im übrigen ebenfalls aus vollſtem Herzen erſtrebe. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, die urſprüngliche Abſicht, die Volksſchule durch ge⸗ eignete Maßnahmen derartig zu heben, daß die Vorſchule entbehrlich erſcheint, wird nach wie vor im Auge behalten werden. Es wird nicht beab⸗ ſichtigt, wie es gelegentlich gefordert wurde, die Sitzung vom 20. Oktober 1909 Vorſchule zu ſchließen, um die Kinder damit zu zwingen, in die Gemeindeſchule zu gehen. Wir würden es in dieſem Falle nicht verhindern können, daß eine große Anzahl von Privatſchulen entſtünde und die Vorſchule damit an anderer Stätte ſich wieder auftäte. Da es aber zweifellos iſt, daß den Privatſchulen nicht ein ſo tüchtiges Lehrermaterial zur Verfügung ſtünde wie der Stadt an ihren Vor⸗ ſchulen, ſo würde in dieſem Falle für unſere Bürger⸗ ſchaft eher eine Schädigung als ein Nutzen ein⸗ treten. Wenn es jedoch gelingt, die Gemeindeſchule derartig zu heben, daß jeder unbefangene Bürger ſich ſagt: Ja, wenn ich in der Gemeindeſchule die⸗ ſelben Vorteile habe wie in der Vorſchule, ſo habe ich kein Bedenken mehr, mein Kind dorthin zu ſchicken, — dann iſt die Sache weſentlich anders. Das führte uns dazu, zunächſt von innen heraus die Volksſchule zu heben, und die hier verſuchten Maßnahmen bewegen ſich durchweg in dieſer Richtung. Auch die Errichtung der A⸗-Klaſſen wird hoffentlich eine weſentliche Rolle dabei ſpielen. Gegenwärtig bereitet die Vorſchule innerhalb von drei Jahren die Schüler zur Reife für Sexta vor, die Volksſchule vermag das nicht, ſie braucht 3 ½, früher ſogar 4 Jahre. Meine Herren, wenn es den geplanten A⸗Klaſſen tatſächlich möglich iſt, in einem Jahre erheblich mehr als das Jahrespenſum einer normalen Volksſchulklaſſe zu erledigen, dann kann man in der gehobenen Klaſſe auch das gleiche Penſum in kürzerer Zeit bewältigen; dann wird es auch möglich ſein, innerhalb von drei Jahren an das Ziel zu kommen, zu welchem die Vorſchule in drei Jahren kommt. Ich meine, die A⸗Klaſſen werden eine Vorarbeit leiſten für die Erreichung dieſes Zieles. Gelingt ęs in den oberſten Klaſſen durch Differenzieren des Schülermaterials, durch Ausſonderung der befähigſten und würdigſten Schüler, in kürzerer Zeit mehr zu leiſten als in den entſprechenden Normalklaſſen, ſo werden wir ſpäter leichteren Herzens daran gehen können, auch im zweiten und dritten Schuljahr ein ähnliches Experi⸗ ment zu machen. Wir werden dann hoffen können, mit demſelben auserleſenen Schülermaterial das geſamte Penſum des zweiten, dritten und vierten Schuljahres der Normalſchule zu bewältigen. Damit wäre die Vorſchulfrage in unterrichtlicher Be⸗ ziehung gelöſt. Als ich in der gemiſchten Deputation, welche zur Beratung von Maßnahmen zur Hebung der Volksſchule eingerichtet war, dieſe Vorſchläge zur Errichtung von A⸗Klaſſen für das zweite und dritte Schuljahr unterbreitete, entſtand ein lebhafter Widerſpruch von einigen Seiten. Es lag mir aber ungemein viel daran, einen einſtimmigen Beſchluß über meine Theſen zu erreichen. Darum wurden dieſe Vorſchläge einſtweilen wieder zurückgezogen zugunſten von A⸗Klaſſen in den letzten vier Schul⸗ jahren. Und erſt wenn die A⸗Klaſſen ſich be⸗ währen, würde der Plan wieder aufgenommen und zu einer Einrichtung geſchritten werden können, welche es tüchtigen Schülern der Gemeindeſchule ermöglicht, in derſelben Zeit wie die tüchtigen Schüler der Vorſchule zum Eintritt nach Sexta zu kommen. Ich halte das für um ſo leichter mög⸗ lich, weil heutzutage in der Vorſchule doch Kinder von jeder Begabung aufgenommen werden. Da gibt es träge Kinder und langſame Geiſter, welche eigentlich in unſere B-Klaſſen gehören; dieſe ſind natürlich ein Bleigewicht auch in der Vorſchule,