Sitzung vom 20. Oktober 1909 dem Wege eines Zweckverbandes betonen, um beſſere Erfolge in der Erhaltung der Wälder zu erzielen, als es bisher möglich geweſen iſt. Meine Herren, nachdem von anderer Seite die Bildung eines Zweckverbandes auf breiterer Baſis angeregt worden iſt, als es mein Antrag vorſieht, für den ja erfreulicherweiſe Vertreter aller Fraktionen eingetreten ſind, ſcheint es mir perſönlich allerdings empfehlenswert, in dem An⸗ trage das Wort „Groß⸗ Berlin“ wegzuläſſen. Als Antragſteller ſelber kann ich nicht gut, da der An⸗ trag viele Unterſchriften trägt, die Streichung dieſes Wortes beantragen und möchte anheim geben, daß von anderer Seite ein entſprechender Antrag geſtellt wird. Ich hoffe, daß die Annahme meines Antrags einſtimmig erfolgen und ſo die Wirkung auf die ſtaatlichen Behörden wie auf die ſtädtiſchen Vertretungen nicht verfehlen wird. Dieſer Antrag wird hoffentlich mit den vielen nach der gleichen Richtung zielenden Beſtrebungen auch wirklich dazu führen, daß in abſehbarer Zeit den Verwüſtungen der Wälder — Verwüſtungen inſofern, als die Wälder ihrer Eigenſchaft als Naturpark beraubt werden — Einhalt geſchieht. ½% Meine Herren, ich möchte bei der Gelegenheit noch einmal darauf hinweiſen, worauf es im weſentlichen ankommt. Es kommt darauf an, daß der Wald⸗ und Wieſen⸗ gürtel um Berlin möglichſt nahe an den Toren Berlins und ſeiner Vororte erhalten bleibt, ſo nahe, daß er vielleicht ſpäter mal in mitten eines größeren Berlin liegt. Es iſt uns nicht damit geholfen, daß weit von Berlin entfernt dieſe Wälder erhalten bleiben. (Zuſtimmung.) Zweitens iſt zu beachten — dieſer Punkt hat ja auch früher im Vordergrunde der Debatten ge⸗ ſtanden —, daß die Ränder der in den ſchönſten Gegenden gelegenen Seen auch wirklich dem Publikum erhalten bleiben, daß da, wo Verkäufe ſtattfinden, noch in Zukunft ſtattfinden ſollten, darauf geachtet wird, daß der bequeme Zutritt zu den Seeufern und auch den ufern unſerer ſchönen Havel und anderer Flußläufe — es handelt ſich ja nicht nur um den Grunewald, ſondern um die Wälder um Berlin herum überhaupt — für die Bevölkerung erhalten bleibt, ſo daß ſie ſich auch dort noch lagern kann und nicht bloß auf die ſtaubigen Chauſſeen mit ihrem Auto⸗ mobilverkehr angewieſen iſt. Ein breiter Streifen muß erhalten bleiben. Dahinter mögen an einigen Stellen Villen errichtet werden; das wird der⸗ Wirkung des Naturparks nicht unter allen Um⸗ ſtänden Abbruch tun. Ich bitte Sie, möglichſt einſtimmig dieſen oder einen ähnlichen Antrag anzunehmen. Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, es iſt richtig, daß eine Reihe von meinen Freunden den Antrag des Kollegen Stadthagen unter⸗ ſchrieben hat. Wenn ich trotzdem wiederum im Namen des großen Teils meiner Freunde einige Bedenken geltend mache, ſo geſchieht das gegen die äußere Form des Antrags, die Herr Kollege Stadthagen zum Teil hier ſelber ſchon preisgegeben hat. Damit iſt er teilweiſe bereits den Bedenken, die ich äußern will, gerecht geworden, ſo daß ich glaube, wir werden uns auch im übrigen einem gewiſſen Grade recht haben. 443 leicht verſtändigen. Denn darüber möchte ich keinen Zweifel laſſen, daß meine e 5e Freunde der Tendenz und dem Grundgedanken des Antrags genau ebenſo ſympathiſch gegenüberſtehen wie der Herr Antragſteller und genau mit derſelben Verve und Energie wie er wünſchen, daß zur Erhaltung der Wald⸗ und Wieſenflächen, wie Sie das zu nennen belieben, möglichſt etwas geſchieht. Herr Kollege Stadthagen hat ausgeführt, daß, trotzdem die Beſtrebungen ſchon einige Zeit dauern, nichts geleiſtet worden wäre, und ich gebe ihm darin recht. Er glaubt, den Grund darauf ſchieben zu ſollen, daß wohl nicht die richtigen Wege ein⸗ geſchlagen ſein mögen. Er mag auch darin bis zu Ich möchte aber, trotz aller Vorliebe für dieſen Antrag, für dieſes ganze Projekt, doch nicht unterlaſſen, zu betonen, daß die Schwierigkeiten, die ſich der Sache entgegenſtellen — wenigſtens in dem weiteren Rah⸗ men —, doch nicht ganz überſehen werden können. Wenn wir aber trotzdem wünſchen, daß ſolchem An⸗ trage ſtattgegeben wird, und daß er mit der Zeit zu einer praktiſchen Durchführung gelangt, ſo mögen Sie daran nur ermeſſen, wie groß unſer Wunſch iſt, wirklich derartigen Plänen zur Annahme und zur tatſächlichen Durchführung zu verhelfen. Ich bin ganz mit Herrn Kollegen Stadthagen der Anſicht, daß der Staat, der preußiſche Fiskus, der in der hervorragendſten Weiſe an dieſer Angelegenheit beteiligt iſt, nicht nur die moraliſche, nein, die ganz beſtimmte Verpflichtung hat, hier den großen Städten beizuſtehen und dazu beizutragen, daß dieſe großen Städte nicht allein das Recht auf Steuerzahlung haben, ſondern daß ihnen auch, wie Sie ſich ausdrücken, Herr Kollege Stadthagen, das Recht auf Geſundheit gewährleiſtet werde. Denn andernfalls würden ſie wahrſcheinlich auch aufhören, in ebendemſelben Maße Steuerzahler zu bleiben, wie ſie es bisher ſind. Ich habe nun von einigen Bedenken geſprochen, die wir gegen die Form des Antrages haben. Sie beziehen ſich darauf, daß in einer Beziehung der Antrag etwas zu weit geht, in anderer Beziehung zu eng erſcheint. Zu weit geht er uns deswegen, weil hier dem Magiſtrat ein gewiſſer Auftrag in blanco erteilt wird, dem er, ich weiß nicht wie, jedenfalls ſchwer wird nachkommen können. Jeden⸗ falls würden wir aber dadurch eine Bindung eingehen, alles nun gleichſam unbeſehen anzu⸗ nehmen, was der Magiſtrat in dieſer Angelegenheit für das Richtige hält und durchführt. Ich bin ja feſt überzeugt, daß der Magiſtrat wahr⸗ ſcheinlich nichts tun wird, was uns Veranlaſſung geben könnte, ihm in ſeinen Maßnahmen zu wider⸗ ſprechen oder ſie einzuſchränken. Aber trotzdem können wir auch, glaube ich, auch ohne dieſe formelle Bindung ſachlich das gleiche erreichen, was Herr Kollege Stadthagen und ſeine Freunde gewollt haben. Andererſeits — und darüber bin ich durch die Ausführungen des Herrn Kollegen Stadthagen wieder etwas beruhigt worden — hat er in ſeiner Begründung mehr den Wert auf die Erhaltung und nicht auf die Schaffung gelegt. Nun, die Erhaltung iſt ein Ding, das ſich allenfalls noch mit geringeren Schwierigkeiten durchführen läßt als die Schaffung reſp. die Anlegung neuer Waldflächen. Dieſe können ja nicht in Frage kommen, aber jedenfalls Wieſen⸗ flächen da, wo heute bereits das Land für andere