444 Zwecke vorgeſehen iſt. Bebautes Land zu nehmen, wird ja wohl überhaupt ganz und gar ausge⸗ ſchloſſen ſein. Dann iſt aber der Antrag auf der anderen Seite uns wieder zu eng, weil er gewiſſermaßen präjudiziert, daß ein Gürtel um Groß⸗Berlin als ſolches gelegt werden ſollte. Daraus haben meine Freunde und auch ich herausgeleſen, daß Sie durchaus verlangen, daß das große Unternehmen in dem ganz groß gedachten Rahmen bereits jetzt in Angriff genommen werden ſoll. Nun, meine Herren ich lege auf den Gürtel nicht ſo ſehr viel Wert als vor allen Dingen auf das Schloß des Gürtels, und das Schloß des Gürtels iſt für uns hier in Char⸗ lottenburg, wie ich bereits früher in dieſem Saale ausgeführt habe, immer der Grunewald und deſſen Erhaltung. Deswegen möchte ich nicht gern durch eine zu ſtarke Erweiterung dahin wirken, daß dieſem erſten Ziel, das uns am nächſten liegen muß, vielleicht irgendwelche Schwierigkeiten er⸗ wachſen. Meine Herren, ich will weitere Ausführungen nicht machen. Ich möchte Ihnen vorſchlagen, den Antrag Stadthagen — ich möchte nicht ſagen: abzulehnen; denn das würde der ganzen Tendenz nicht entſprechen — aber ihn umzuformen zu einer Reſolution folgendermaßen: Die Verſammlung ſteht der Gründung eines Zweckverbandes zur Schaffung und Erhal⸗ tung eines Wald⸗ und Wieſengürtels um Groß⸗Berlin durchaus ſympathiſch gegenüber. Meine Herren, Sie haben auch von dem Herrn Antragſteller gehört, daß ja bereits Beſtrebungen in dieſer Richtung im Gange ſind. Es könnte nach dieſem Antrage beinahe ausſehen, als ob Sie nun eine neue Art und Weiſe des Vorgehens vor⸗ ſchlagen, die aber jedenfalls nur geeignet wäre, das, was bereits im Gange — und, wie ich hoffe, in gutem Gange — iſt und, wie ich weiter hoffe, zu einem erfreulichen Reſultat führen wird, zu konterkarieren. Das iſt aber nicht Ihre Abſicht und nicht unſere Abſicht. Deshalb möchte ich bitten, im Sinne der Reſolution dieſen Antrag Stadthagen umzugeſtalten und ihn in dieſer Form möglichſt einſtimmig anzunehmen. Stadtv. Ewald: Wir unſererſeits ſind auch einverſtanden, daß hier etwas geſchehen muß. Wir ſind der Überzeugung, daß der Staat nicht ſeine Pflicht erfüllt hat, das heißt: viel zu viel von dem ſchon weggeben hat, was unbedingt für eine Großſtadt wie Berlin notwendig iſt. Wir begrüßen mit Freude, daß dieſer Antrag geſtellt worden iſt. Die Anregung iſt wohl erſt von dem Geheimrat auf dem Städtetage gegeben worden. Ich bin mit Herrn Kollegen Dr Frentzel auch der Überzeugung, daß der Staat nicht nur die Pflicht hat, ſondern daß es ſeine verfluchte Pflicht und Schuldigteit iſt, hier endlich Remedur zu ſchaffen. Denn fortwährend lieſt man, daß größere Stücke der Waldungen um Berlin verkauft werden. Wohin ſoll das führen? Gerade die Kommunen, die großen Städte haben den Wald doch viel not⸗ wendiger, als er anderwärts iſt, und daher wäre der Staat in erſter Linie verpflichtet, dafür Sorge zu tragen. Trotzdem muß man mit Bedauern ſehen, daß es immer mehr bergab damit geht. Und dann, verehrte Herren, möchte ich hier noch den Wunſch ausſprechen daß der Staat doch nicht zu hohe Forderungen ſtellt. Es wurde auf Sitzung vom 20. Oktober 1909 dem Städtetage von dem Geheimrat geſagt: Meh⸗ rere Millionen müſſen da natürlich gegeben werden. Nun gut, Groß⸗Berlin hat koloſſal viel zu geben, hat ſehr große Verpflichtungen, größere als die Provinzſtädte; ich meine: in ſozialer Beziehung müſſen wir ganz Erhebliches leiſten. Da ſollte der Staat nicht Forderungen an Groß⸗Berlin ſtellen, die wir kaum bewältigen können. Ein Staat, der ſelbſt. die Verpflichtung hat, dafür zu ſorgen, ſoll mit ſeiner Forderung nicht allzu hoch gehen; denn ich möchte nicht, daß die Kommunen als die milchende Kuh betrachtet werden, ſondern der Staat hat ebenſogut die Pflicht, uns zu unterſtützen, damit wir das Ziel, das wir als Großſtadt erſtreben müſſen, auch voll und ganz erreichen. Deshalb ſchließen wir uns dem Antrage an und hoffen, daß der Zweckverband möglichſt bald gegründet wird, und daß wir auch Erfolg damit haben. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Antragſteller Stadtv. Dr. Stadthagen (Schlußwort): Es entſpricht ja meinen erſten Ausführungen, daß ich mich einer zweckent⸗ ſprechenden Umänderung meines Antrages an⸗ ſchließe. Ich kann die Form, die Herr Kollege Frentzel gewählt hat, vollkommen unterſchreiben, und ich glaube, es wird genügen, wenn wir über dieſe Form abſtimmen. Ich möchte nur betonen, daß ich annehme, daß dieſe Reſolution nicht bloß ein Sentiment der Stadtverordnetenverſammlung bedeuten, ſondern gleichzeitig eine Aufforderung an den Magiſtrat ſein ſoll, in dieſem Sinne zu wirken. In dieſer Vorausſetzung ſchließe ich mich dem Antrage des Herrn Kollegen Frentzel an und ziehe meinen Antrag zugunſten desſelben zurück. Vorſteher Kaufmann: Nachdem Herr Kollege Stadthagen ſeinen Antrag zurückgezogen hat, bleibt nur noch die Reſolution des Herrn Kollegen Frentzel übrig. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß an den Magiſtrat die Mitteilung erfolgt: wir haben das und das be⸗ ſchloſſen und erwarten, daß der Magiſtrat ſich dem Beſchluſſe anſchließt und ihn ausführt. (Die Verſammlung beſchließt nach dem An⸗ trage des Stadtv. Dr. Frentzel, wie folgt: Die Verſammlung ſteht der Gründung eines Zweckverbandes zur Schaffung und Er⸗ haltund eines Wald⸗ und Wieſengürtels um 14. durchaus ſympathiſch gegen⸗ über.) Ich ſtelle feſt, daß dieſe Reſolution einſtimmig an⸗ genommen worden iſt. Wir kommen zum letzten Punkt der Tages⸗ ordnung: Antrag der Stadtverordneten Dr. Stadthagen und Gen. betr. Spielplatz. — Druckſache 299. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, auf eine baldige, wenn auch nur vorläufige Einrichtung des Spielplatzes auf dem neuerworbenen Terrain in Weſtend Bedacht zu nehmen. Antragſteller Stadtv. Dr. Etabthagen: Meine Herren, ſeit Jahren erklangen bewegliche Klagen