450 um mit Recht eine Anderung der Trace zu ver⸗-Beweisführung, gegen langen. Nun, meine Herren, demgegenüber muß ich doch konſtatieren: das macht den Ein⸗ druck, als ob man in Wilmersdorf von alle dem, was hier im Saale geſprochen und von unſeren Herren des Magiſtrats erklärt worden iſt, nicht die geringſte Ahnung hat. Ich komme noch einmal auf den Verkehrswert zurück, den für uns der Kurfürſtendamm bedeutet, auf den ich ſchon früher eingegangen bin. Es wird uns hier unterſtellt, als ob wir dieſe ganze Angelegenheit des Kur⸗ fürſtendamms lediglich dazu benutzten, um irgend⸗ welche Schwierigkeiten zu machen, und es wird angedeutet, als ob wir in keiner Weiſe wirklich daran dächten, dieſem Erfordernis der Hebung des Verkehrs am Kurfürſtendamm Rechnung zu tragen. Durch das, was wir nun heute hoffentlich beſchließen werden, wird dieſer Einwand zu⸗ nächſt ſchlagend widerlegt werden. Aber es iſt doch nötig, ſich gegen dieſe Art zu wenden. Es wird nämlich in dieſer Denkſchrift behauptet, es ſei von Charlottenburg bereits erklärt worden, man könnte die Kurfürſtendammbahn ruhen laſſen, wenn nur auch Wilmersdorf ſeine Pläne ruhen ließe — eine vollkommene Verdrehung von Außerungen, die ganz anders gelautet haben. Es iſt allerdings von ſeiten unſerer Herren und mit Recht geſagt worden, ſtatt übereilte und über⸗ haſtete Pläne auszuführen, ſollte man in Ruhe überlegen und gereifte Dinge vorſchlagen. Es wird hier unterſchieden zwiſchen relativem und abſolutem Wert des Kurfürſtendamms, indem geſagt wird, die Hebung des Kurfürſtendamms wäre immer nur in bezug auf den relativen Wert gut, das heißt, wir müßten den Kurfürſtendamm nur heben, wenn andere Gemeinden ihre Ver⸗ kehrspläne durchſetzten. Meine Herren, das iſt ganz richtig: wir haben einen abſoluten Wert und wir haben auch einen relativen Wert des Kurfürſtendammverkehrs. Für uns iſt es aber nicht nur Pflicht, dieſe Relation zu betonen, ſondern wir dürfen nicht dulden, daß dieſer unſer beſter Stadtteil hintangeſetzt wird. Meine Herren, der Magiſtrat von Wilmers⸗ dorf verwahrt ſich zwar in ſeiner Denkſchrift da⸗ gegen, daß er uns unterſtellt, es wäre uns mit unſerem Projekt nicht ernſt, und wir wollten ledig⸗ lich die Wilmersdorfer verhindern, ihre Pläne zu verfolgen. Aber in welcher Weiſe verwahrt er ſich dagegen? Ich muß Ihnen das vorleſen: Wir ſind deswegen leider überzeugt, daß Charlottenburg, ſo lange es dazu nur irgend imſtande ſein wird, rein negative, verzögernde Politik treiben wird. Und weiter heißt es bezüglich der Verhandlungen wegen der Uhlandſtraße: Dieſe Verhandlungen würden bei einer abſichtlich zögernden Politik auf ſeiten Charlottenburgs in ihrer Dauer unüberſehbar ſein. Bei dieſem bedauer⸗ lichen Stande der Dinge glauben wir es ausſprechen zu dürfen, daß die ſtaatliche Ent⸗ ſcheidung ſchon deshalb für die Uhland⸗ ſtraße nicht ergehen darf, weil dieſe Bahn in der tatſächlichen Ausführung auch an Charlottenburg ſcheitern wird. Es wird uns alſo hier, obgleich es oben beſtritten wird, direkt vorgeworfen, daß wir Zwecke ver⸗ folgen, die man als lauter jedenfalls nicht be⸗ zeichnen könnte. Gegen dieſe Art der Sitzung vom 3. November 1909 di efe, A rt des Vorgehens haben wir wohl das Recht energiſch Proteſt zu erheben. (Sehr richtig!) Meine Herren, es wird am Schluſſe dieſes Schriftſtücks das Bedauern darüber ausgeſprochen, daß ein derartiger Kampf zwiſchen zwei benach⸗ barten Gemeinden nötig geworden iſt. Was das Nötigwerden betrifft, ſo beſtreite ich die Rich⸗ tigkeit; was das Bedauern betrifft, ſo trete ich dem bei. Ich glaube, das werden nicht nur Sie tun, ſondern das werden außer uns noch eine ganze Reihe nur indirekt intereſſierter Elemente tun. Es werden vor allen Dingen alle diejenigen tun, die noch hoffen, die ſich, ich möchte beinahe ſagen, der übertriebenen Hoffnung hingeben, daß durch ein friedliches Zuſammenarbeiten der Ge⸗ meinden von Groß⸗Berlin jemals etwas Gutes und Erſprießliches herauskommen würde. Das werden alle diejenigen tun, die wiſſen, daß eine Reihe von Aufgaben nur durch ein ſolches Zu⸗ ſammenarbeiten gelöſt werden können, und die vor allen Dingen wollen, daß dieſes Zu⸗ ſammenarbeiten ein freiwilliges, aus eigener Entſchließung ent⸗ ſpringendes und nicht etwa durch das Bütteltum der Behörden ver⸗ anlaßtes i ſt. Wir müſſen gegen dieſe Art und Weiſe des Kampfes auch deswegen Proteſt einlegen, weil ich glaube, daß die Herren Wilmers⸗ dorfer gar nicht wiſſen, wie großen Schaden ſie eigentlich mit die ſe m ihrem Vorgehen anrichten. (Sehr gut!) Ich will es ihnen wünſchen, daß dieſe Vorkomm⸗ niſſe nicht eines Tages ein Moment zu einer Aktion bilden, die von den Städtegegnern, ins⸗ beſondere den Gegnern von Groß⸗Berlin, immer geplant worden iſt, und bei der auch das ganze große Wilmersdorf in einem Wuſt untergeht, an deſſen Spitze dann nicht ſelbſt beſtimmende Bürger, ſondern der Präfekt von Groß⸗Berlin ſtehen wird. (Sehr richtig!) Dieſe Auffaſſung werden auch im weiteren Rahmen alle diejenigen teilen, denen es mit der Selbſt⸗ verwaltung und dem Schutze der Selbſtverwaltung ernſt iſt. Es iſt klar, wenn ſo vorgegangen wird, wie es hier geſchehen iſt, daß man unter Brüs⸗ kierung einer Stadtgemeinde lediglich ſeinen ein⸗ zigen Hort und Fels darin ſieht, daß man ſich beim Miniſter und ſeinen Räten lieb Kind zu machen ſucht, daß damit der Selbſtverwaltung nicht ge⸗ dient wird. Wenn man ſo, wie Wilmersdorf hier, gleichſam noch die Kohlen herbeiträgt und das Feuer ſchürt, in dem die Ketten geſchmiedet werden, die anderen Nachbargemeinden umgehängt werden ſollen, dann, meine Herren, tragen dieſe Ketten nachher nicht bloß dieſe Nachbargemeinden, ſondern ſie trägt überhaupt alles ſtäd⸗ ti ſche Weſen. Vor mir liegt ein Aufſatz aus der „Frankfurter Zeitung“ — ich weiß nicht, von wem er geſchrieben iſt —, der ſich mit dieſer Frage beſchäftigt, und der mich zu dieſen Ausführungen angeregt hat, die mir doch ſo wichtig erſchienen, daß ich ſie nicht unterdrücke. (Sehr gut!) Und nun gehe ich zum letzten und Kernpunkt über: die Uhlandſtraßenlinie wäre keine Linie, die den Intereſſen von Groß⸗Berlin dienen könnte.