454 bereits ausgerechnet hat, von 2,6 Millionen rechnen müſſen. Jetzt haben wir uns im Intereſſe der Steuer⸗ zahler Charlottenburgs als weit ausſchauende Stadtväter die Frage vorzulegen: haben wir ein ſo großes Intereſſe an dieſer Strecke und an der Möglichkeit, ſie ſpäter weiter auszubauen, um 2 ½ Millionen rund jetzt zu opfern 2 Meine Herren, ich kann nicht verkennen — ich perſönlich ſtelle mich auf dieſen Standpunkt —, daß wir die Opfer an ſich wohl bringen können, wenn wir eine gewiſſe Garantie dafür haben, daß die Bahn über den Kur⸗ fürſtendamm weiter geleitet wird. (Sehr richtig!) Dieſes Intereſſe beſteht, wie es jetzt ſcheint, und wie es auch begreiflich iſt, in erſter Linie auch bei Wilmersdorf, insbeſondere dem Halenſeer Ortsteil und den weiter zurückliegenden Orten, wie der Kolonie Grunewald. Meine Herren, daraus, daß dieſe Vororte ja zum Teil ein viel größeres Intereſſe haben als wir, — — (Andauernde Unruhe. Vorſteher⸗Stellvertr. Dr. Hubatſch: Meine Herren, ich bitte um etwas Ruhe! Glocke des Vorſtehers.) Stadtv. Dr. Stadthagen (fortfahrend): — folgt meines Erachtens, daß immerhin die Frage no nicht geklärt iſt, ob dieſer Anteil wirklich unſerm Spezialintereſſe entſpricht. Das iſt allerdings eine ganz erhebliche und in dem Ausſchuß zu klärende Frage. Ferner iſt ja — nur auf dieſen Einzelpunkt möchte ich noch eingehen in der Vorlage von einer Verpflichtung die Rede, die wir gegenüber der Großen Berliner Straßenbahngeſellſchaft über⸗ nehmen ſollen. Meine Herren, wenn geſagt wird: die etwaigen Entſchädigungsanſprüche der Großen Berliner Straßenbahngeſellſchaft durch die Hochbahn ſind gegenſtandslos infolge der ge⸗ ringen Schädigung oder werden gegenſtandslos werden — das iſt anzunehmen —, dann wäre das von keiner großen Bedeutung. Dann könnte aber auch die Hochbahngeſellſchaft dieſe Verpflichtung übernehmen, wie ſie es, ſoviel ich weiß, in Berlin ja getan hat, wie ſie es auch auf einigen der ſon⸗ ſtigen Strecken tun will. So einfach ſcheint die Sache aber doch nicht zu liegen, ſondern ſie ſcheint juriſtiſch ſehr zweifelhaft zu ſein, und wir haben in derartigen zweifelhaften Fällen eigentlich recht oft Unglück gehabt. Ich möchte daher meinen, daß eine ſolche Verpflichtung, die wir übernehmen, ſehr weit tragen kann. Nun iſt ja beantragt worden, daß wir einen Ausſchuß wählen, und, meine Herren, ich ſtimme dem natürlich vollkommen zu und hoffe, daß ein großer Teil, hoffentlich die Mehrheit dieſer Verſammlung, dieſem Antrage folgen wird. Dagegen kann ich nicht dem Antrage zuſtimmen, daß wir den Ausſchuß jetzt ſofort zuſammentreten laſſen, daß wir jetzt gewiſſer⸗ maßen eine Dauerſitzung abhalten, indem wir den Ausſchuß zuſammentreten laſſen mit der be⸗ ſtimmten Richtlinie: du mußt jetzt vor 12 Uhr nachts fertig werden, ſo gar ſo viel vor 12 Uhr nachts, daß die Stadtverordnetenverſammlung nachher noch Beſchluß faſſen kann. Meine Herren, ich erinnere Sie daran, daß wir oft in einer Aus⸗ ſchußſitzung nicht zu Ende gekommen ſind. Ich kann nicht einſehen, wieſo wir in einer de rar t i g chfliegt, Sitzung vom 3. November 1909 wichtigen Frage, wo es ſiſch u m Millionenprojefte handelt, ge⸗ zwungen ſein ſollen, in dieſer Nachtſzunde in dieſer Weiſe über⸗ h a ſt e n d vorzugehen. (Sehr richtig!) Ich kann auch nicht anerkennen, daß wir in dieſer abſoluten Zwangslage ſind. (Stadtv. Holz: Sehr richtig!) Zum Beweiſe deſſen teile ich Ihnen mit, daß in den Abendausgaben der heutigen Blätter ſteht, daß der Magiſtrat von Wilmers⸗ dorf die Zuſtimmung zu d i e ſe m Vertrage, die er ja ſchon durch ſeine Vertreter gegeben hatte, in ſeiner heutigen Sitz⸗ ung zurückgezogen hat mit allen gegen eine Stimme. (Große Bewegung. Lebhafte Rufe: Hört, hört!) Meine Herren, daß dieſe Zeitungsnotiz abſolut unrichtig ſein ſollte, kann ich mir nicht recht denken. (Dem Redner wird ein Zeitungsblatt überreicht.) — Hier ſteht bereits bemerkt, welchen Eindruck dieſe Notiz in dem Polizeipräſidium gemacht hat. — Alſo, meine Herren, der eine Teil hat ja nicht zugeſtimmt. Die Sache iſt alſo nicht ſo, daß, wenn wir dis morgen nicht zuſtimmen, an uns die Schuld daß der Vertrag nicht in Kraft tritt. Meine Herren, ich gehe noch weiter. Es iſt davon die Rede, daß der Polizeipräſident uns eine vierwöchige Friſt gelaſſen hat vom 4. Oktober an, ſie würde alſo bis zum 4. November reichen. Das iſt mehr als vier Wochen, ein voller Monat; ich nehme aber an, daß der Polizeipräſident einen Monat gemeint hat. Ich nehme nun an: kein Kö niglich Preußiſcher Miniſter, tein Polizeipräſident kann da⸗ raus, daß eine Stadtverordneten⸗ verſammlung nich t innerhal b 24 Stunden eine ſo wichtige Ent⸗ ſcheidung treffen will, den Anlaß nehmen, die Sache fallen zu laſſen. (Stadtv. Dr Frentzel: Leider!) — Nein, meine Herren, das halte ich für ganz ausgeſchloſſen! Wenn unſer Magiſtrat morgen dem Herrn Miniſter ein Schreiben zugehen läßt: wir haben die Sache ſo beſchleunigt, wie wir konnten, aber wie Ihnen bekannt iſt, hat der Wilmersdorfer Magiſtrat die erſten Wochen un⸗ benutzt verſtreichen laſſen, wir haben der Stadt⸗ verordnetenverſammlung erſt an dem und dem Tage die Vorlage zugehen laſſen können, am Mittwoch abend erſt einen Nachtrag, wir bitten, darauf Rückſicht zu nehmen, (Sehr richtig! — Stadtv. Dr Frentzel: Iſt ge⸗ chehen!) — wenn es geſchehen iſt, um ſo beſſer! — (Stadtv. Dr Frentzel: Negativ!) — wir bitten, der Stadtverordnetenverſammlung Zeit zu laſſen und die Entſcheidung um 8 oder 14 Tage zu vertagen, — ich kann mir nicht denken, daß daran die Sache ſcheitern würde! I ch glaube, wir haben das im Inter⸗ eſſe unſerer Selbſt acht ung, i m Intereſſe der Selbſtachtung der ſäd tiſchen Selbſtverwaltungnotig, wir haben es auch im Intereſſe der Sache nötig. (Stadtv. Holz: Sehr gut!)