462 uns für Vorteile erwachſen, wenn wir uns ent⸗ ſchließen? Er iſt zu dem Reſultat gekommen, daß die Vorteile für uns überwiegend ſind, und er hat nach beſtem Ermeſſen einſtimmig — es haben die 25 Männer, die im Magiſtrat ſitzen, einſtimmig Ihnen die Vorlage gemacht! — Ihnen die Bitte vor⸗ gelegt, vor dem 4. November zu entſcheiden. Sie ſehen, meine Herren, daß dieſe 25 Männer, in klarer Erkenntnis der Situation, ſich genötigt geſehen haben, im Gefühl ihrer ernſten Verant⸗ wortlichkeit der Zwangslage nachzugeben. Meine Herren, wenn Sie mit Herrn Stadt⸗ hagen den Ausſchuß heute ablehnen, dann fällt alle Verantwortung auf diejenigen Herren, die die Ablehnung ausſprechen. Wir, der Magiſtrat, lehnen die Verantwortung ab. Aber ich, der ich die Dinge kenne, ſage Ihnen: die Gefahr für Char⸗ lottenburg iſt groß, und die Verantwortung werden die Herren nicht tragen können. Die Situation iſt ſo ernſt, meine Herren, wie ich in den eilf Jahren meiner Amtstätigkeit hier eine ernſtere noch nicht erlebt habe. So ernſt faſſe ich die Situation für die zukünftige Entwicklung von Charlottenburg auf und deſſen Stellungnahme in dem Konzert von Groß⸗Berlin. Es handelt ſich hier um die Stellung Charlottenburgs in dem großen Wirtſchafts⸗ und Verkehrsverband von Groß⸗Berlin. Wir dürfen uns daher nicht an die Seite ſchieben laſſen, wir müſſen die Gelegenheit benutzen, um in dieſen großen Verkehrsverband organiſch hineinzukommen. Und das gewährleiſtet die Magiſtratsvorlage! Wir dürfen die Gelegenheit nicht vorübergehen laſſen. Im kaufmänniſchen Leben heißt es ſehr häufig — daran erinnere ich die Herren Kaufleute — wenn der Moment verpaßt iſt, iſt alles vorbei. (Lebhafter Beifall.) Meine Herren, wenn Sie heute nicht Stellung nehmen, verpaſſen Sie den Moment. (Erneuter Beifall.) Das iſt meine aufrichtigſte, innerſte Überzeugung, und ich bitte dringend diejenigen Herren, die die Verhältniſſe nicht ſo kennen, wie wir ſie kennen, ſie unmöglich ſo kennen können, weil ſie die äußerſt ſchwierigen Verhandlungen, die mit den ver⸗ ſchiedenſten Intereſſenten gepflogen ſind, nicht kennen — ich bitte die Herren, die dieſe Kenntnis nicht haben, hier nicht aufzutreten und zu ſagen: wir lehnen a limine ab. Wir können doch von Ihnen verlangen, uns zu hören! Wenn Sie, nach⸗ dem Sie uns gehört haben, ablehnen, nun, dann müſſen Sie die Verantwortung tragen. Ich will, meine verehrten Herren, auf die Punkte, die in ſachlicher Beziehung von den Herren Vorrednern — Herrn Hirſch und Herrn Holz und Herrn Stadthagen — mit Recht hervor⸗ gehoben ſind, weil ſie der Erörterung dringend bedürfen, jetzt nicht eingehen, um die Zeit nicht zu verlieren. Wir ſind aber bereit, Ihnen eingehend über alle dieſe Punkte unſere Anſicht vorzutragen, und ich habe die Überzeugung, meine Herren, daß es Ihnen ſo gehen wird wie dem Magiſtrat: als die Herren Dezernenten und ich dem Magiſtrat unſere Vorſchläge machten, wurden genau ſolche gegneriſchen Stimmen laut, wie ſie hier laut ge⸗ worden ſind; aber in langſtündigen Verhandlungen haben wir die Herren überzeugt, daß wir nicht anders können, als die Vorlage ihnen machen, und das Reſultat war, daß ſie einſtimmig zuſtimmten. Sitzung vom 3. November 1909 Was die Form der Vorlage anbetrifft, laſſen Sie mich noch folgendes ſagen: eine Vorlage liegt Ihnen nur einmal vor, und das iſt die Druck⸗ ſchrift, die Ihnen vor einigen Tagen zugegangen iſt. Darin haben wir Sie um die Ermächtigung gebeten, einen Vertrag ſchließen zu können, den wir Ihnen mitteilten. Inzwiſchen haben ſich bei der ungeheuren Eile, mit der gearbeitet werden mußte, die Dinge überholt; unſere Gegenpartei hat geſagt: auf d e n Vertrag können wir nicht eingehen, aber wir machen ein anderes Vertragsangebot; und dieſes neue Vertragsgebot haben wir Ihnen heute nachmittag — zur Kenntnisnahme, meine Herren — vorgelegt. Das iſt keine Vorlage des Magiſtrats. Der Magiſtrat hat über dieſes neue Angebot noch nicht Beſchluß gefaßt. Es bleibt Ihnen, meine Herren, noch unbenommen, von dieſer Kenntnis ſo Gebrauch zu machen, daß Sie ent⸗ weder auf dieſes Vertragsangebot eingehen, alſo die Anträge des Magiſtrats abändern, oder daß Sie es ablehnen, oder wie immer Sie verfahren wollen. Das, was Sie heute erhalten haben, iſt alſo nicht eine Vorlage des Magiſtrats, ſondern lediglich ein Ihnen von mir mitgeteiltes Vertrags⸗ angebot der Hochbahngeſellſchaft, das ich Ihnen zu Ihrer Kenntnis unterbreitet habe und unter⸗ breiten mußte, damit Sie über die Situation voll⸗ ſtändig klar ſehen. , 1 Alſo, meine Herren, ich bitte Sie zunächſt dringend: ſetzen Sie heute den Ausſchußein! (Bravo!) Stadtv. Dr. Crüger: Meine Herren, es war nicht meine Abſicht, zu der Vorlage zu ſprechen; denn Herr Kollege Frentzel als Berichterſtatter hat gleichzeitig die Anſicht der großen, ſehr großen Mehrheit meiner Fraktion auch hier zu Ihrer Kennt⸗ nis gebracht. Nachdem aber Herr Kollege Holz vergeſſen hat, hinzuzufügen, daß er hier nur der Sprecher für eine kleine Minderheit der Fraktion iſt, halte ich mich doch für verpflichtet, in dieſer An⸗ gelegenheit das Wort zu ergreifen, weil ſonſt un⸗ richtige Vorſtellungen über die Haltung der großen Mehrheit meiner Freunde zu der Vorlage erweckt werden können. Meine Herren, zunächſt möchte auch ich mich zu der Frage äußern, die von Herrn Kollegen Holz angeregt iſt, ob hier überhaupt heute über den Gegen⸗ ſtand verhandelt werden kann. Ich ſtehe ganz und gar auf dem Boden, den der Herr Oberbürger⸗ meiſter hier eingenommen hat. Ich möchte im übrigen darauf aufmerkſam machen, daß man doch zu jeder Vorlage Amendements einbringen kann; wir könnten alſo jedenfalls die neueſte Vorlage in dieſer Eigenſchaft behandeln. Es liegt die Sache natürlich ganz eigenartig: der Magiſtrat iſt wohl auch mit den Grundzügen vollkommen ſchlüſſig und fertig, aber wenn ich recht verſtanden habe, kommt das endgültige Votum des Magiſtrats eigentlich erſt nach dem Stadtverordnetenbeſchluß. Meine Herren, ich gebe zu: es iſt vielleicht ein Novum, es iſt vielleicht noch niemals in der Weiſe hier praktiziert worden — aber ich höre ſoeben, es liegen doch ſchon Vorgänge vor. Jedenfalls be⸗ finden wir uns in einer ganz außergewöhnlichen Situation, der wir Rechnung tragen müſſen. Nun iſt es ja außerordentlich ſchön, was von meinem Vorredner, von dem Kollegen Holz, und noch energiſcher von Herrn Kollegen Hirſch hier zur Wahrung der Selbſtverwaltung ausgeführt