466 eben dem fügen. läuft, dann haben wir die Konſequenzen zu ge⸗ wärtigen, dann haben wir eben die Stunde verpaßt. Und noch eins, meine Herren: ein ſolches Novum iſt doch eigentlich die ganze Sache für uns nicht; wir beſchäftigen uns mit den Untergrund⸗ bahnangelegenheiten doch Monate hindurch, und eine Vorlage rollt ſich gewiſſermaßen aus der anderen heraus. (Stadtv. Holz: Ganz was anderes!) Es iſt geſagt: der Magiſtrat weicht zurück, Schritt für Schritt. Run, meine Herren, ob dieſe Vorlage uns mehr Sympathien erweckt hat als die früheren, ſteht dahin. Aber eins jedenfalls bitte ich dringend: wir wollen in dieſer Stunde nicht mit Schlagworten operieren! (Sehr richtig!) Wir wollen Proteſt einlegen gegen jede Verge⸗ waltigung Charlottenburgs; wir wollen den Wunſch äußern, daß die Inſtanzen einmal ſo geregelt werden, daß die Selbſtverwaltung voll zu ihrem Rechte kommt. Aber, meine Herren, wir haben vorläufig keine Macht über die Verhältniſſe, wir müſſen uns den Verhältniſſen anpaſſen, wir müſſen nach Lage der Verhältniſſe unſere Beſchlüſſe faſſen, und da bitte ich Sie, zunächſt Ihre Zu⸗ ſtimmung dazu zu erteilen, daß wir den Ausſchuß wählen. (Bravo!) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Meine Herren, geſtatten Sie zur Geſchäftsordnung eine kurze Bemerkung! Es ſind vorhin Zweifel ge⸗ äußert worden, ob wir überhaupt heute über einen Vertragsentwurf beraten dürfen, der uns kurz vor der Sitzung erſt zugegangen iſt. Es könnte Sie wundernehmen, daß der Herr Vorſteher, der anweſend iſt, ſich über die Auslegung des § 40, der zitiert worden iſt, nicht geäußert hat. Sie wiſſen ja — oder ich teile es Ihnen hier mit —, daß er ſo ſchwer heiſer iſt, daß er abſolut nicht laut ſprechen kann, und in ſeinem Namen erkläre ich hier, daß er den § 40 genau ſo auslegt wie der Herr Oberbürgermeiſter, und ich ſchließe mich dieſer Auslegung an und erkläre ferner in ſeinem Namen, daß er die Herren, die Bedenken hatten, ſchon vorher auf dieſe ihm richtig ſcheinende Aus⸗ legung aufmerkſam gemacht hatte, daß wir heute über dieſen Gegenſtand verhandeln können, weil der Gegenſtand der Verhandlung nicht der zuletzt uns zugegangene Entwurf des Vertrages iſt, ſon⸗ dern die Vorlage vom 1. November, die recht⸗ zeitig allen zugeſtellt worden iſt, und weil dieſer Vertragsentwurf nichts weiter iſt als eine er⸗ gänzende Mitteilung. Stadtv. Zietſch: Meine Herren, wenn der Herr Oberbürgermeiſter gemeint hat, daß meine Parteifreunde dem Magiſtrat vielleicht die Ge⸗ legenheit nehmen wollten, auf verſchiedene An⸗ fragen unſererſeits noch Antworten erteilen zu können, ſo befindet er ſich, ſofern ſeine Vermutung meine Parteifreunde angeht, in einem Irrtum. Nur meinten wir, die noch erforderlichen Ant⸗ worten könnten uns auch in einer öffentlichen Sitzung gegeben werden. Nachdem ſchon durch die Vorverhandlungen jedem einzelnen Stadt⸗ verordneten eine genügende Kenntnis über die Materie hat werden können, können wir nicht be⸗ greifen, wie ſeitens des Magiſtrats uns noch be⸗ Wenn der morgige Termin ab⸗ Sitzung vom 3. November 1909 ſondere Reuigkeiten mitgeteilt werden könnten, da ja doch in verſchiedenſter Weiſe ſchon ange⸗ deutet worden iſt, um was es ſich hier und dort noch handeln könnte. Heute vormittag fand ferner eine Sitzung ſtatt, zu der zwei Mitglieder der Stadtverordnetenverſammlung geladen waren. Wenn man dazu nicht bloß eine Fraktion berück⸗ ſichtigt hätte, ſondern auch Vertreter anderer Fraktionen hinzugezogen hätte, dann würde ſchon mehr Klarheit vorhanden ſein, als vorhanden ſein ſoll, vorausgeſetzt, in der Vormittagsverhandlung hätten ſich noch beſondere neue Momente ergeben. Wir erkennen vollkommen an, daß die Lage, in der ſich die Stadt Charlottenburg und auch der Magiſtrat befindet, äußerſt ſchwierig iſt, und wir verkennen auch nicht, daß mit aller Kraft darauf hingearbeitet werden muß, das Beſte aus dieſer Lage noch herauszuholen. %2 (Stadtv. Dr Frentzel: Sehr richtig!) Aber es fragt ſich auch hierbei: wer hat uns in dieſe ſchwierige Lage hineingebracht? Sind wir durch unſere eigene Schuld hineingeraten, oder ſind wir durch das ganz unbegründete Drängen anderer Parteien und anderer Intereſſenten in dieſe unangenehme Situation verſetzt worden? Es iſt ganz unbegreiflich, wenn man die konzilianten Vorſchläge, die von Charlottenburg gegenüber Wilmersdorf gemacht worden ſind, betrachtet, warum ſich nicht längſt eine Baſis der Einigung zwiſchen den verſchiedenen Gemeinden einerſeits und zwiſchen der Hochbahn und der fiskaliſchen Terraingeſellſchaft Dahlem auf der andern Seite gefunden hat. Wenn das nicht der Fall iſt, dann iſt ohne weiteres die Antwort darauf zu geben: die anderen Seiten wollen keine Einigung mit Charlottenburg herbeiführen, ſie wollen Char⸗ lottenburg ſchädigen, materiell ſehr ſchwer ſchä⸗ digen — und dann iſt ſelbſtverſtändlich die Be⸗ antwortung der Frage, ob wir uns aus den Schwie⸗ rigkeiten durch Nachgiebigkeit herauswinden ſollen, meiner Anſicht nach nur mit einem „Nein“ zu geben. In bezug auf die großen Schwierigkeiten, um die es ſich handeln ſoll, hat ſchon mein Freund Hirſch darauf hingewieſen, und auch von einem anderen Kollegen iſt angedeutet worden, was in ſolchen Vorlagen nicht ſtehen kann, daß nämlich der Fiskus und Privatgrundſtücksſpekulanten unſere Stadt in dieſe Bedrängnis gebracht haben. Es iſt mir perſönlich — Sie werden es mir verzeihen — ein gewiſſes Gefühl der Befriedigung, das ich darüber empfinde, daß heute in der Magiſtrats⸗ vorlage ſchwarz auf weiß enthalten iſt, was ich in der letzten Sitzung vor den Ferien geſagt habe, was aber vom Magiſtratstiſche damals heſtritten worden iſt, daß nämlich hinter Wilmersdorf der Fiskus mit ſeinem finanziellen Intereſſe ſteht. (Zuruf vom Magiſtratstiſch.) — Selbſtverſtändlich iſt es von Ihnen abge⸗ ſtritten worden aus taktiſchen Rückſichten; ich ver⸗ ſtehe das vollkommen. — Nach unſerer Meinung handelt es ſich bei dieſer Angelegenheit gar nicht mehr um eine lokale Angelegenheit Charlotten⸗ burgs; die lokalen Intereſſen treten meiner An⸗ ſicht nach jetzt vollkommen in den Hintergrund. Hier handelt es ſich um einen Kampf des Selbſt⸗ verwaltungsrechts gegenüber der Behörde, gegen⸗ über der Regierung. Welches ſind denn die Triebkräfte der Re⸗ gierung diesmal geweſen, das Selbſtverwaltungs⸗