Sitzung vom 10. Die Ausgabenummer Ord. Kapitel XIV, Abſchnitt 4, Nr. 1 (Prozeß⸗ und ſonſtige Ge⸗ richtskoſten ſowie Stempel) für 1909 wird aus dem Dispoſitionsfonds um 9 000 ℳ verſtärkt.) Punkt 9 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Mittel zur Ver⸗ legung von Kabeln und Zubehör. — Druckſache 314. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, im Anſchluß an dieſe Vorlage, die ja die Verlegung von Kabeln, Veränderung von Straßenkörpern uſw. betrifft, möchte ich darauf hinweiſen, daß in der Bürgerſchaft häufig Klagen darüber laut werden, wie oft im Laufe kurzer Zeit Straßen bei uns auf⸗ gebuddelt werden. Ich habe ſelbſt in dieſem Jahre das zweifelhafte Glück gehabt, an der Ecke Span⸗ dauer Berg und Fürſtenbrunner Weg zu ſehen, daß ſeit Februar dieſes Jahres bis heute — ich habe nicht genau gezählt, aber der Herr Baurat wird es ja genau wiſſen — ungefähr fünf⸗ oder ſechsmal die Straßen, und zwar auf einer Strecke, deren Ausdehnung 100 m oder wenig mehr be⸗ trägt, aufgeriſſen und wieder zugeſchüttet wurden. Es wurde dabei natürlich irgend etwas gemacht, ſei es die Pflaſterungen verändert, ein Rohr ver⸗ legt uſw. So wurden vor kurzem auch Bäume an der Ecke am Fürſtenbrunner Weg gepflanzt; acht Tage, nachdem die Bäume gepflanzt waren, wurde das Erdreich dazwiſchen wieder aufgeriſſen, die jungen Bäume wurden 2 bis 3 m hoch in den Sand eingebuddelt — und ſo ging das unentwegt weiter. Man ſah die Baubude der Bauinſpektion 2 weg⸗ fahren — 3 oder 4 Tage ſpäter kam die Baubude einer andern Bauinſpektion. Ob es zweckmäßjg und notwendig iſt, daß die Baubude einer Bau⸗ inſpektion wegtransportiert wird und 3 oder 4 Tage ſpäter die einer andern wieder an derſelben Stelle aufgebaut wird, vermag ich nicht zu überſehen. Jedenfalls wird darüber Klage geführt, daß der⸗ artige Dinge, wie oben geſchildert, ſich häufen. Auch darüber wird Klage geführt, daß Straßen mit lebhaftem Verkehr in einer lebhaften Ver⸗ kehrszeit aufgebuddelt werden. Ich kann nicht überſehen, ob ſich das ändern läßt; aber es wird der Wunſch ausgeſprochen, in Straßen, wie der Grol⸗ manſtraße z. B., in der Sommerszeit, wo das Publikum weg iſt, wo der Verkehr gering iſt, das zu machen. In einer andern ſehr lebhaften Straße, der Cauerſtraße, habe ich ſelber das ſehr Merk⸗ würdige erlebt, daß auf der einen Seite in ſehr zweckmäßiger Weiſe Brücken gemacht wurden, damit man von der einen Seite auf die andere Seite in die Häuſer hineinkommen könnte; aber auf der andern Seite lagen über meterhohe Röhren ohne Zwiſchenräume. Man hätte alſo über dieſe hinüber⸗ klettern müſſen; da das keiner kann, waren die Brücken auf der andern Seite überflüſſig. Ich habe den Eindruck, daß die generelle Auf⸗ ſicht über alle derartigen Verlegungen, die dahin wirken ſoll, daß in möglichſt kurzer Zeit möglichſt viele gleich⸗ oder verſchiedenartige Sachen gemacht werden, verbeſſert werden könnte. Ich verkenne durchaus nicht, daß gerade unſer Herr Baurat, der mit dieſen Sachen am meiſten zu tun hat, im letzten halben Jahre durch die leidige Untergrundbahn⸗ angelegenheit ſo enorm und mit einer ſo wichtigen Sache befaßt geweſen iſt, wodurch ſich vielleicht November 1909 473 manches erklärt. Aber es würde ſich doch emp⸗ fehlen, wenn in Zukunft auch auf dieſes Gebiet unſeres Verkehrsweſens, etwas mehr Wert gelegt würde, als es bisher geſchehen iſt. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, die Bauarbeiten auf der Straße unterſtehen der Aufſicht der ſtädtiſchen Polizei, und die ſtädtiſche Polizei wird von der Tiefbaudeputation ausgeübt. Wir haben bei der Buddelei in unſeren Straßen ein Verfahren eingeführt, wie es, glaube ich, wohl in keiner Stadt vorhanden iſt. Sobald wir nämlich an eine Straße herangehen wollen, ſie es, daß das alte Pflaſter beſeitigt und neues Pflaſter hergeſtellt wird, ſei es, daß eine Straße ganz neu für den Anbau hergeſtellt wird, dann zeigen wir das allen beteiligten Behörden und Verwaltungen an und erſuchen ſie, die Vorkehrungen zu treffen, daß alle Arbeiten, die dieſe Verwaltungen ſelbſt in der Straße zu unternehmen haben, gleichzeitig und Hand in Hand mit den Straßenpflaſterarbeiten ausgeführt werden, und etwa 8 oder 14 Tage vorher erhalten ſämtliche Verwaltungen die Nach⸗ richt, daß an dem und dem Tage mit der Straßen⸗ arbeit begonnen wird; und nun kommen ſämtliche Verwaltungen gleichzeitig und möglichſt vor uns und verlegen ihre Röhren und Kabel und ſonſtigen Anlagen. Es iſt uns ſogar gelungen, die Reichs⸗ poſtverwaltung dahin zu bringen, daß auch ſie in neuen Straßen die Zementröhren für ihre Tele⸗ phonkabel verlegt; die Kabel ſelbſt werden in die Zementröhren erſt nachträglich, wenn ein Bedürfnis eintritt, eingezogen. Ein ſolches Verfahren hat die Reichspoſtverwaltung früher nicht ausgeübt, ſie hat immer ihre Zementröhren erſt verlegt, wenn ein Bedürfnis dazu vorlag; ſie hat aber unſerm Ver⸗ langen nachgegeben und verlegt nunmehr ihre Zementröhren gleichzeitig mit unſern Arbeiten. Wenn bei den Pflaſterungsarbeiten alle Verwal⸗ tungen pünktlich ſind, und wir ſehen darauf, daß dies geſchieht, ſo kann eine Doppel⸗Buddelei über⸗ haupt nicht mehr ſtattfinden, und ich kann wohl ſagen: im allgemeinen findet ſie auch nicht ſtatt. Bäume können natürlich nicht zu x⸗beliebiger Jahreszeit gepflanzt werden, ſie können erſt ent⸗ weder im folgenden Herbſt oder im folgenden Früh⸗ jahr gepflanzt werden; ſie werden gepflanzt bei der nächſten günſtigen Gelegenheit. Das erfordert natürlich eine nachträgliche Aufbuddelei, aber doch nur an den Stellen, wo gerade die einzelnen Bäume gepflanzt werden müſſen, und damit müſſen wir ſchon vorlieb nehmen; das läßt ſich naturgemäß nicht gleichzeitig mit der Straßen⸗ regulierung machen. Nun aber, meine Herren, treten bei den ver⸗ ſchiedenen Verwaltungen im Laufe der Zeit neue Bedürfniſſe auf, die in dem Augenblick noch nicht vorhanden ſind, als die Straßen reguliert wurden. So iſt es z. B. gekommen, daß die Waſſerwerke ein Projekt aufgeſtellt haben, ein großes, zweites Waſſerrohr von dem Waſſerwerk am Nonnendamm durch den Neuen Fürſtenbrunner Weg nach der Spandauer Chauſſee zu verlegen. Dieſer Plan iſt erſt zur Reife gelangt, nachdem wir am Fürſten⸗ brunner Weg die Straße bereits hergeſtellt hatten, und es war nicht möglich, dieſes Waſſerrohr gleich⸗ zeitig mit den Arbeiten unſerer Verwaltung zu verlegen. Am Fürſtenbrunner Weg lag die Sache ſo, daß wir dort im vergangenen Winter Notſtands⸗ arbeüten hergeſtellt haben, und zwar iſt dort ein