Sitzung vom 10. November 1909 zurück hinter dem Gehalt, welches der Betreffende als Oberlehrer nach Klaſſe III zuzüglich einer Zulage von 600 ℳ (für Klaſſe 1) bzw. von 400 ℳ (für Klaſſe I1) erhalten würde, ſo iſt das Dienſtalter ſo feſtzuſetzen, daß dieſe Bezüge dauernd ge⸗ währleiſtet ſind.) Vorſteher Kaufmann: Es iſt folgende Aa⸗ frage von Herrn Kollegen Braune und einer ge⸗ nügenden Anzahl von Mitunterzeichneten einge⸗ gangen: Die Unterzeichneten geſtatten ſich hier⸗ durch die Anfrage: wie ſteht die Angelegenheit betr. Bebauungsplan Weſtends nördlich der Spandauer Chauſſee? Ich werde die Anfrage dem Magiſtrat herüber⸗ reichen und ſie auf die Tagesordnung ſetzen, nach⸗ dem ich vom Magiſtrat die Mitteilung bekommen habe, daß er zur Beantwortung bereit iſt. Punkt 13 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Mittel für Bauten auf dem Waſſerwerksgrundſtück in Weſtend. — Druckſache 318. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Mittel für den neuen Waſſerturm mit Pumpſtation und ein Magazingebäude auf Weſtend werden aus der 1908er Anleihe um 8000 ℳ verſtärkt zur Deckung der Koſten für die Unterkellerung des Magazingebäudes.) Punkt 14 der Tagesordnung: Borlage betr. Nachbewilligungen im Armenetat. — Druckſache 319. Berichterſtatter Stadtv. Hirſch: Meine Herren, die Vorlagen betr. Nachbewilligungen im Armen⸗ etat gleichen dem Mädchen aus der Fremde: ſie kehren alljährlich wieder, nur daß man beim Mädchen aus der Fremde nicht weiß, woher es kommt, während man bei der Überſchreitung des Armenetats mit ziemlicher Sicherheit feſtſtellen kann, worauf der Mehrbedarf zurückzuführen iſt. Ich möchte zunächſt einige Einwände, die früher erhoben ſind, widerlegen, um zu zeigen, daß die Mehrbelaſtung des Armenetats nicht etwa dem Umſtande zuzuſchreiben iſt, daß höhere Unter⸗ ſtützungen gezahlt worden ſind als früher, oder auch dem Umſtande, daß nach Charlottenburg ein ſtärkerer Zuzug von Arbeitern ſtattfindet. Darauf ſind die Belaſtungen nicht zurückzuführen. Sie können aus den Mitteilungen des Statiſtiſchen Amts entnehmen, daß die, von der Armenverwaltung ge⸗ zahlten baren Unterſtützungen nicht weſentlich ſteigen. Während im Durchſchnitt im September des Jahres 1908 die laufende Unterſtützung ſich auf 15,11 ℳ belief, belief ſie ſich im September dieſes Jahres auf nur 15,85 ℳ, alſo eine ganz gering⸗ fügige Steigerung. Ebenfalls haben die Sonder⸗ unterſtützungen keine weſentliche Steigerung auf⸗ zuweiſen. Meine Herren, Sie ſehen weiter aus den Nach⸗ weiſungen des Statiſtiſchen Amtes, daß auch davon keine Rede ſein kann, daß etwa Arbeiter oder Ange⸗ hörige der ärmeren Bevölkerungsklaſſen mit Vor⸗ 477 liebe nach Charlottenburg ziehen. Die Herren, die länger der Verſammlung angehören, wiſſen ja, daß in früheren Jahren wiederholt ſolche Einwände hier geltend gemacht ſind. Es wurde damals ſo dargeſtellt, als ob die Höhe der Armenunterſtützung in Charlottenburg ſo groß ſei, daß dadurch ein An⸗ reiz auf die Armen von ganz Groß⸗Berlin ausgeübt wird. Das iſt tatſächlich nicht der Fall. Es geht aus der Statiſtik mit Deutlichkeit hervor, daß der Zuzug der ärmeren Bevölkerungsſchichten nach Charlotten⸗ burg faſt genau ſo groß iſt wie der Abzug. Es kann alſo gar nicht davon die Rede ſein, daß ſich etwa jemand überlegt: in welchem Berliner Vorort be⸗ komme ich die größte Unterſtützung? und dann nach dieſem Vorort zieht. Meine Herren, auch dem Einwand möchte ich von vornherein begegnen, als ob etwa der Etat der Armenverwaltung weniger ſorgfältig aufgeſtellt iſt als der Etat anderer Verwaltungen. Auch darauf iſt die Etatsüberſchreitung nicht zurückzuführen. Sie müſſen immer bedenken, daß wir beim Aufſtellen des Etats der Armenverwaltung auf Schätzungen angewieſen ſind. Wir haben als Stadtgemeinde ganz beſtimmte Verpflichtungen auf dem Gebiete des Armenweſens zu erfüllen. Wir haben be⸗ ſtimmte geſetzliche Vorſchriften, die wir zu befolgen haben. Wir können aber bei der Aufſtellung des Etats unmöglich im voraus ſehen, inwieweit die Armenverwaltung im Laufe des Jahres in An⸗ ſpruch genommen wird; denn wir können die Fak⸗ toren, die zu der Belaſtung des Armenetats bei⸗ tragen, nicht im voraus berechnen. Meine Herren, die jetzige Vorlage verlangt im ganzen die Summe von 80 000 ℳ. Dieſe. 80 000 ℳ zerfallen in zwei Poſten: 30 000 ℳ für Unter⸗ bringung von PNerſonen in nichtſtädtiſchen Kranken⸗ anſtalten und 50 000 ℳ bare Unterſtützungen im allgemeinen. Die 30 000 ℳ für Unterbringung von Perſonen in nichtſtädtiſche Krankenanſtalten brauchen uns weiter nicht ſehr zu bekümmern. Es handelt ſich hier um eine nur ſcheinbare Mehrbelaſtung; denn auf der andern Seite erzielen wir dadurch Er⸗ ſparniſſe im Etat der Krankenanſtalten. Weit wichtiger ſind die 50 000 ℳ bare Unterſtützungen im allgemeinen, die von uns verlangt werden, zumal da es noch gar nicht feſtſteht, ob wir mit den ge⸗ forderten 50 000 ℳ auskommen. Ja, meine Herren, ich bin der Meinung, daß höchſtwahrſchein⸗ lich noch im Laufe des Etatsjahres eine weitere Nach⸗ forderung von der Armenverwaltung kommt oder aber daß nach Abſchluß des Etatsjahres die Nach⸗ forderung an uns gelangt. Wir haben alſo die Pflicht, wenn fort und fort ſo hohe Forderungen an den Stadtſäckel geſtellt werden, uns genau die Frage vorzulegen, welchen Urſachen die Mehrforderungen zuzuſchreiben ſind. Meine Herren, wenn Sie die Antwort auf dieſe Frage haben wollen, dann möchte ich Sie bitten, ſich die Nummer 6 der Amtlichen Nachrichten der Charlottenburger Armenverwaltung durchzuleſen. Sie finden da einen ſehr eingehenden und ſehr lehrreichen Bericht über die Armen⸗ und Waiſen⸗ pflege in Charlottenburg im Jahre 1908. Aus dem Bericht geht hervor, daß in der Hauptſache die Mehr⸗ belaſtung des Armenetats begründet iſt in der falſchen Wirtſchaftspolitik des Reiche s. Ich halte mich für verpflichtet, an dieſer Stelle darauf aufmerkſam zu machen, um auch von hier aus zu zeigen, wie die verkehrte Geſetzgebung des Reiches einen unheilvollen Einfluß