478 in finanzieller Hinſicht auf die Gemeinden ausübt. Wir haben ja dieſen Einfluß an verſchiedenen anderen Stellen kennen gelernt — ich erinnere Sie an die Tauſende, die wir für die Talonſteuer erſt kürzlich bewilligt haben—; ſo ſehen Sie auch hier, daß durch die durch die Politik des Reiches bedingte Preisſteigerung aller Verbrauchsgegenſtände und Lebensmittel eine Mehrbelaſtung des Armenetats herbeigeführt iſt. Aber, meine Herren, nicht bloß die Geſetz⸗ gebung des Reiches trifft die Schuld, ſondern auch die Stadtverwaltung und Stadtvertretung von Charlottenburg iſt nicht frei von Schuld zu ſprechen. Denn Sie ſehen aus dem Bericht weiter, daß die Etatsüberſchreitung zum andern Teile durch die Arbeitsloſigkeit und durch die hohen Mietspreiſe bedingt ſind. Meine Herren, wir haben in der Stadtverordnetenverſammlung wiederholt ſeit langen Jahren Gewicht darauf ge⸗ legt, Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeits⸗ loſigkeit zu ergreifen. Es iſt ja jetzt erfreulicher⸗ weiſe eine Deputation eingeſetzt, deren Arbeiten hoffentlich demnächſt zum Abſchluß kommen werden. Aber Sie ſehen aus den Anforderungen der Armen⸗ verwaltung, daß, wenn man rechtzeitig Maßnahmen gegen die Arbeitsloſigkeit ergreift, dann die Finanzen der Stadt nicht in ſo hohem Maße in Anſpruch ge⸗ nommen werden, wie es jetzt der Fall iſt. Und das gleiche gilt für die Wohnungsfrage. Ich weiß nicht, wie oft ich hier Veranlaſſung ge⸗ nommen habe, auf die Notwendigkeit der Er⸗ greifung von Maßnahmen zur Schaffung von Wohnungen für die Minderbemittelten hinzu⸗ weiſen. Auch da iſt ja eine Deputation vor langen Jahren — ich glaube, vor einem Jahrzehnt — ein⸗ geſetzt, deren Arbeiten aber vergeblich geblieben ſind. Nun haben Sie in dem Bericht der Armen⸗ verwaltung wiederum die Mitteilung, daß die hohen Mieten zahlreiche Perſonen veranlaßt haben, die öffentliche Armenpflege in Anſpruch zu nehmen. Dieſer Hinweis findet ſich in allen Berichten der Armenverwaltung, und das ſollte uns doch einmal die Frage nahe legen, ob wir uns nicht für ver⸗ pflichtet halten, nun endlich das, was wir vor 10 Jahren in Angriff genommen haben, durchzu⸗ führen und endlich etwas zur Beſeitigung der Wohnungsnot zu tun. Meine Herren, ich begnüge mich mit dieſen wenigen Ausführungen. Ich möchte nochmals darauf hinweiſen, daß die Vorlage über Nachbe⸗ willigungen im Armenetat, die uns jetzt beſchäftigt, nicht die letzte in dieſem Etatsjahre ſein wird, ſondern daß ſich die Herren noch auf eine weitere Vorlage vorzubereiten haben. Im übrigen halte ich es nicht für nötig, die Vorlage erſt einem Aus⸗ ſchuß zu überweiſen; wir werden daran nichts ändern können. Ich beantrage die Bewilligung der 80 000 ℳ. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Folgende Etatsnummern des Ord. Ka⸗ pitel für 1909 werden in Höhe der bei den einzelnen Nummern angegebenen Beträge aus laufenden Mitteln verſtärkt: 1. v — 1 — 1a — Bare Unter⸗ ſtützungen im allgemeinen— um 50 000 ℳ Seite 50 000 ℳ v e , ,, , , Sitzung vom 10. November 1909 Übertrag 50 000 ℳ 2. v — 3 — 10b — Unterbrin⸗ gung von Perſonen in nicht ſtädt. Krankenanſtalten — um 30 000 „ Zuſammen: 80 000 ℳ.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 15 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Einfriedigung des Krankenhaus⸗ grundſtücks auf Weſtend. — Druckſache 320. Berichterſtatter Stadtv. Wagner: Meine Herren, die Neuregulierung der Straße Neuer Fürſtenbrunner Weg iſt vor einiger Zeit geſchehen. Es iſt das Ubrigſche Grundſtück, die letzte Ecke vor dem Krankenhauſe angekauft worden, und es iſt nun wünſchenswert, daß dieſes Grundſtück ebenſo wie das Krankenhausgrundſtück eingefriedigt wird. Augenblicklich ſteht ein alter Lattenzaun dort, und es iſt wünſchenswert, daß die Straße ein hübſcheres Bild bekommt. Die Straße iſt erweitert worden, die Häuſer des Krankenhauſes gehen weiterhin in der Bauflucht vor.; infolgedeſſen iſt ein nicht ſehr ſchönes Bild der Straßenfront entſtanden, und es iſt gewünſcht worden, durch den Pavillon, den Sie dort abgebildet ſehen, der Straße einen hübſcheren Anblick zu geben, das ganze Straßenbild zu heben. Die Hochbauverwaltung hat eine Blumenhalle projektiert. Zuerſt war eine Warte⸗ halle projektiert; doch würden durch die Ver⸗ mietung der Blumenhalle jedenfalls die Zinſen des Baues einigermaßen herauskommen, und es erſchien nachher wünſchenswerter, eine Verkaufs⸗ halle zu errichten, die ja nicht unbedingt als eine Blumenhalle ausgebildet zu werden brauchte, ſondern in der eventuell auch warme Getränke, Milch uſw. verkauft werden könnten. In meiner Fraktion wurde auch vorgeſchlagen, dort eine Bedürfnisanſtalt aufzuſtellen. Alle dieſe Sachen laſſen ſich natürlich nicht gut vereinigen. Es wäre daher wohl wünſchenswert, der allgemeinen Stim⸗ mung, die ſich bei den verſchiedenen Vorſchlägen zeigt, Rechnung zu tragen, die Angelegenheit noch einmal durchzuberaten, und infolgedeſſen erlaube ich mir, einen Ausſchuß von neun Perſonen vor⸗ zuſchlagen. Stadtv. Becker: Meine Herren, ich zweifle nicht daran, daß, wenn dort oben an der Ecke des Spandauer Berges und der Straße, die nach den Kirchhöfen führt, eine Blumenhalle errichtet wird, dieſe Blumenhalle zu gutem Preiſe verpachtet werden wird. Denn der Weg nach den Kirchhöfen führt eben unmittelbar vorbei, die Kirchhöfe liegen 500 m von da entfernt, und unterwegs iſt keine Gelegenheit mehr, Blumen zu kaufen. Aber, meine Herren, ob es gerade zweckmäßig iſt, dicht an einem Krankenhauſe eine Blumenhalle zu erbauen, die natürlicherweiſe, den Verhältniſſen entſprechend, hauptſächlich Trauerkränze ausbieten wird, ob das gerade ſehr äſthetiſch iſt, meine Herren, das laſſe ich dahin geſtellt ſein. (Sehr richtig!) Ich habe aber heute hier das Wort genommen, um eine ältere Angelegenheit wieder in Erinnerung zu bringen. Sie wiſſen, meine Herren, vor etwa 8 Jahren iſt oben am Spandauer Berg eine Be⸗ dürfnisanſtalt erbaut worden, und die derzeitigen Bewohner von Weſtend haben mit allen Mitteln,