Sitzung vom 10. die ihnen zu Gebote ſtanden, damals gebeten, daß man ihnen dieſe Bedürfnisanſtalt dort nicht er⸗ richte. Die Weſtender ſind einmal von dem Empfinden getrieben worden, es ſei ihnen unan⸗ genehm, daß man mitten in die Straße hinein die Bedürfnisanſtalt baute. Zweitens aber — und das iſt der Hauptgrund geweſen, meine Herren, und das iſt auch der Grund, weshalb die Erbitterung gegen die Bedürfnisanſtalt auf Weſtend heute noch in derſelben Stärke beſteht, wie ſie früher beſtanden hat — (ſehr richtig!) iſt der Grund, daß man den einzigen praktikableren Ausgang von Weſtend für den Wagenverkehr uns dadurch verdorben hat. Man hat die Straße dort auf ein Drittel der Breite beſchränkt, das zweite Drittel wird durch die Bedürfnisanſtalt und die Bepflanzungen eingenommen und das dritte Drittel durch die weſtliche Paſſage; aber dieſe Paſſage wird nicht benutzt und kann nicht benutzt werden, weil ſie geradezu gefährlich iſt. Man hat uns den Weg auf ein Drittel zuſammengeengt und dadurch einfach unpraktikabel gemacht. Sie wiſſen, daß wir auf Weſtend darunter leiden, daß, wenn wir aus den Alleen auf die Charlottenburger Chauſſee hinaus⸗ fahren, wir nicht ſehen können, ob die Straßenbahn von rechts oder links kommt; deshalb iſt das Hin⸗ ausfahren mit einem Wagen aus Weſtend auf die Charlottenburger Chauſſee ſtets ein Riſiko. Der einzige Ausgang und die einzige Gelegenheit, wo man die Strecke frei überſehen und mit einiger Sicherheit aus Weſtend herausfahren kann, iſt dieſe Stelle bei Moritz geweſen. Die ehemalige Verwaltung, die Weſtend eingerichtet hat, hat mit großem Überlegen damals die Erweiterung auf Koſten des öſtlich angrenzenden Grundſtücks vorgenommen, damit eben dieſer Überblick über die Straße, in welche man einmünden will, ge⸗ wahrt bleibt. Nun, meine Herren, wir haben damals dagegen petitioniert. Ich habe auch hier in der Verſammlung darüber geſprochen, und das freundliche Lächeln, das ich auf verſchiedenen Geſichtern heute abend bemerke, beweiſt mir, daß ſich verſchiedene Herren daran erinnern, und daß ich darum darauf rechnen kann, es werden auch die Gründe, die damals an⸗ geführt worden ſind, wieder in ihr Gedächtnis zurückkehren. Damals, meine Herren, iſt uns in Ausſicht geſtellt worden, wenn die Charlotten⸗ burger Chauſſee reguliert werden ſollte, dann ſoll auch die Bedürfnisanſtalt wieder beſeitigt werden. Na, auf die Regulierung der Spandauer Chauſſee warten wir nun ſchon § Jahre, und ich glaube, wir werden noch weitere 10 bis 15 Jahre warten. Wir haben vormals darum gebeten, man möchte die Bedürfnisanſtalt auf das Gelände des Kranken⸗ hauſes verlegen, man möchte dieſe ganze Anſtalt der Beaufſichtigung des Krankenhauſes unter⸗ werfen, man möchte ſie ſo bauen, daß ſie nicht nur für Männlein, ſondern auch für Frauen brauch⸗ bar würde; (ſehr richtig!) wir haben darauf hingewieſen, es ſei gerade dort oben für die Paſſanten, für die Angehörigen, die nach den Friedhöfen hinwandeln, außerordentlich notwendig, insbeſondere auch für die armen Frauen eine Gelegenheit zu ſchaffen, wo ſie ihre Bedürfniſſe befriedigen können. In früherer Zeit hat die Bedürfnisanſtalt an der Stadtbahn, Bahn⸗ hof Weſtend, beſtanden; dahin gingen die Leute. November 1909 479 Dieſe Anſtalten ſind abgeſperrt, ſeitdem die Bahn⸗ ſperre eingeführt worden iſt, und es iſt dadurch auch dem Publikum die Möglichkeit genommen, dieſe Anſtalten zu benutzen. Alſo das dringende Bedürfnis für eine Bedürfnisanſtalt iſt vorhanden — aber für eine Bedürfnisanſtalt, die weitaus größer und ausgedehnter und für beiderlei Ge⸗ ſchlecht eingerichtet werden muß. Man hat uns damals geſagt: ja, auf das Terrain des Krankenhauſes die Anſtalt zu bauen, das geht nicht, da haben wir keinen Platz. Jetzt iſt das Terrain vorhanden, (ſehr richtig!) man weiß nicht, wie man es verwenden ſoll, und daher möchte ich dringend ans Herz legen, doch in Betracht zu ziehen, ob man die Bedürfnisanſtalt, die jetzt den einzig praktikabeln Ausgang von Weſtend verdirbt, dort beſeitigt und nach der Ecke, aber in vervollkommneter Weiſe und größerem Umfange, hinüberlegt. (Sehr richtig!) Ich bin der Meinung, wenn man die Bedürfnis⸗ anſtalt in dem jetzigen Zuſtand, wie ſie umpflanzt iſt, für den Eingang von Weſtend für angemeſſen gehalten hat, dann wird ſie ſchließlich auch für den Eingang am Fürſtenbrunner Weg brauchbar ſein. Stadtbaurat Seeling: Ich möchte nur er⸗ klären, daß dieſe Fragen ſeinerzeit im Hochbauamt erörtert worden ſind und daß ſich die Krankenhaus⸗ deputation auf das alleräußerſte dagegen geſträubt hat, an jener Ecke eine Bedürfnisanſtalt zu er⸗ richten. Außerdem hat auch der Herr Kämmerer es für wünſchenswert erklärt, eine Einnahme zu haben, wenn wir uns die Koſten machen, und deshalb kamen wir darauf, eine Verkaufshalle zu errichten. Bei deren Verwendung als Blumen⸗ laden hat der Magiſtrat nicht ſo ſehr an einen Verkaufsladen für Totenkränze gedacht als in erſter Linie an einen ſolchen für Blumenſträuße für alle die Paſſanten, die in das Krankenhaus wollen, um ihre dort befindlichen Angehörigen zu beſuchen. (Stadtv. Becker: Es wird ſich aber naturgemäß ſo entwickeln!) Das iſt vielleicht nicht zu vermeiden, aber auf der anderen Seite muß man auch ſagen, das Kranken⸗ haus liegt doch auch neben dem Friedhof, und die Kranken haben die Ausſicht nach dem Friedhof, während nach dieſer Blumenhalle die Kranken keinerlei Ausſicht haben werden. (Stadtv. Becker: Das iſt ganz nebenſächlich; die Hauptſache iſt eben das Bedürfnis!) Stadtv. Vogel 1: Meine Herren, die Frage der Verlegung der Bedürfnisanſtalt will ich bei dieſer Gelegenheit nicht ventilieren. Ich wollte nur die Ausführungen des Herrn Kollegen Wagner ergänzen, der meinte, in einem Blumenladen würden auch allerlei Kränze uſw. ausgeſtellt werden, und das würde die Gefühle vieler Beſucher des Krankenhauſes verletzen. Ich will noch darauf hinweiſen, daß wir durch den Blumenladen auch wohl einem halben Dutzend Blumenhandlungen, Gärtnern uſw. am Spandauer Berg und Fürſten⸗ brunner Weg Konkurrenz machen würden, und das iſt wohl nicht angebracht; ich Keenctete halte das nicht für richtig.