4* Sitzung vom 10. es braucht ja nicht an der Ecke ſelbſt zu ſein, aber vielleicht in der Niſche am Ende der neuen Mauer — eine vollſtändige Bedürfnisanſtalt für beide Geſchlechter eingerichtet wird. Denn wenn irgend⸗ wo in der Stadt, dann iſt dort, wo die vielen Kirchhofsbeſucher nach ſtundenlanger Fahrt aus der elektriſchen Straßenbahn ausſteigen oder von den Kirchhöfen kommen, das Bedürfnis ſehr groß, eine Bedürfnisanſtalt zu haben. Ich habe das zum Ausdruck bringen wollen, nachdem die Magiſtratsvertreter ziemlich dagegen Stellung genommen haben, vor der Ausſchuß⸗ beratung. Ich möchte mir, da die Sache doch einen etwas größeren Charakter zu gewinnen ſcheint, meinerſeits den Vorſchlag erlauben, ſtatt 9: 11 Mitglieder in den Ausſchuß zu delegieren. Stadtbaurat Seeling: Ich möchte bitten, die Frage der Bedürfnisanſtalt doch nicht mit dem Bau dort an der Ecke zu verbinden. Es iſt wirk⸗ lich — ich kann mich nur dem anſchließen, was der Herr Oberbürgermeiſter geſagt hat — ganz undenkbar, daß wir an dieſer augenfällig ent⸗ gegenſpringenden Ecke etwas derartiges hinſetzen. Wir ſind auf den Blumenladen deswegen ge⸗ kommen, weil tatſächlich bei einem ſolchen mit der Architektur die Poeſie der Natur etwas zu⸗ ſammen klingt. Herrn Stadtv. Dr Stadthagen gegenüber möchte ich darauf hinweiſen, daß die Errichtung einer Bedürfnisanſtalt ſeitlich an der Mauer dadurch ſehr erſchwert worden iſt, daß die Abſchlußmauer gegen den neuen Fürſtenbrunner Weg ſehr weit in das Grundſtück hat hineingerückt werden müſſen, ſo daß für die Errichtung einer Bedürfnisanſtalt dort kaum Platz vorhanden iſt. (Die Beratung wird geſchloſſen. — Stadtv. Becker: Ich habe ums Wort gebeten. — Stadtv. Stein: Ich kann es beſtätigen!) Vorſteher Kaufmann: Es iſt keine Wort⸗ meldung mehr notiert; die Herren Beiſitzer müſſen ſie nicht bemerkt haben. Ich nehme aber keinen An⸗ ſtand, Herrn Kollegen Becker das Wort zu geben. Stadtv. Becker: Ich will auch ganz kurz ſein. Ich will nur anknüpfen an die Poeſie, die uns der Herr Baurat vorgehalten hat. Als vor 8 Jahren die Anſtalt errichtet wurde, wurde uns als Poeſie der Natur etwas dorthin gebaut, was der Volks⸗ mund „Die Roſe von Weſtend“ getauft hat. (Heiterkeit.) (Die Beratung wird wiederum geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Wagner (Schluß⸗ wort): Meine Herren, ich habe von vornherein mehr Wert auf den lokalen Schönheitseindruck gelegt, darauf, daß lokal der Pavillon eine beſſere Wirkung zeigen würde, und zwar aus demſelben Gedanken, den der Herr Oberbürgermeiſter mehr in großzügiger Weiſe ausgeführt hat. Wenn Sie die Straßenfluchten dort anſehen, ſo ſehen Sie verſchiedene Ecken und Winkel: die Straße biegt in ihrer Achſe um, die Häuſer der Krankenanſtalt treten hervor, die Eliſabethſtraße zieht ſich vis-a-vis auch ſehr wenig ſchön winklig zum Fürſtenbrunner Weg fort, und es würde das Auge von dieſen Schäden abgezogen werden, wenn wir dort den Pavillon errichten. November 1909 481 Herrn Kollegen Becker gegenüber wollte ich darauf hinweiſen, daß eine Bedürfnisanſtalt an dieſer Stelle deshalb wohl nicht angängig wäre, weil ja gärtneriſche Anlagen mit Laubwegen, wie Sie aus der Vorlage ſehen, für die Kranken dorthinter geſchaffen werden ſollen. Für die Kranken iſt es ſicher nicht angenehm, wenn ſie in der dann wenig ſchönen Luft dort ſpazieren gehen ſollen. Es wird mir aber eben geſagt, daß ſich auch eine unterirdiſche Bedürfnisanſtalt dort einrichten ließe. Das würde ſehr viel vorteilhafter ſein und ſich bei dem bergigen Terrain auch gut und nicht allzu teuer machen laſſen; jedenfalls würden dadurch die hygieniſchen Bedenken vollſtändig befriedigt werden. Herrn Kollegen Vogel will ich bemerken, daß, ſoviel ich neulich dort geſehen habe, die Blumen⸗ hallen in der Nähe der Kirchhöfe ſich meiſtens in Schuppen befinden. Nun kommt es vor, daß man auch im Winter auf die Kirchhöfe kommt und dort Kränze kaufen möchte; es wird aber wohl unmöglich ſein, daß dieſe in Schuppen betriebenen Verkaufs⸗ hallen für Blumen auch im Winter betrieben werden. Immerhin werden wir uns aber wohl veſte weiter über dieſe Punkte im Ausſchuß unter⸗ halten. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 11 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtverordneten Becker, Bollmann, Dr Crüger, Jaſtrow, Dr Lands⸗ berger, Ruß, Scharnberg, Dr Stadthagen, Stein, Wagner und Wilk.) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zum nächſten Punkt der Tagesordnung, Punkt 16: Vorlage betr. Neuſchaffung der Stelle für eine Inſpizientin des Haushaltungs⸗ und Hand⸗ arbeitsunterrichts. — Druckſache 321. Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, die Vorlage iſt in ein unſcheinbares Ge⸗ wand gekleidet, hat aber meines Erachtens doch eine ziemlich prinzipielle Bedeutung. Die Schul⸗ deputation, der Magiſtrat und die Stadtverord⸗ netenverſammlung haben ſchon vor vielen Jahren anerkannt, daß die Einrichtung dieſer Stelle einer Inſpizientin für den Handarbeits⸗ und Haus⸗ haltungsunterricht zweckmäßig nicht nur, ſondern geradezu erforderlich iſt, um eine gleichmäßige Organiſation herbeizuführen und eine gleichmäßige Beaufſichtigung über den Haushaltungs⸗ und Hand⸗ arbeitsunterricht zu ſchaffen. Auch um den Ein⸗ kauf der Gegenſtände für den Haushaltungsunter⸗ richt zuſammenzufaſſen, würde die Einrichtung einer ſolchen durchaus zweckmäßig, ja erforderlich ſein. Im Jahre 1903 wurde denn auch von den ſtädtiſchen Körperſchaften beſchloſſen, verſuchs⸗ weiſe eine ſolche Stelle für) den Haushaltungs⸗ unterricht einzurichten, ſpäter dann eventuell auch für den Handarbeitsunterricht. Es wurde eine Dienſtanweiſung für die Inſpizientin von der Schuldeputation und dem Magiſtrat ausgefertigt, bei der der Magiſtrat ſelbſtverſtändlich annahm, daß die Inſpizientin der Schuldeputation unter⸗ geordnet iſt. Da hatte aber die Schuldeputation die Rechnung ohne den Wirt, d. h. ohne die Regierung gemacht. Die Königliche Regierung hat damals dieſe Dienſtanweiſung abgelehnt und eine andere Faſſung vorgeſchlagen, bei der die Schul⸗