Sitzung vom 10. Atemzuge genannt. Das erweckte den Eindruck, als wenn Dresden und Leipzig gleichartig Halle verſichern, während Halle Immobilien und Mo⸗ bilien, Dresden und Leipzig nur die Mobilien ver⸗ ſichern. Halle iſt, ſoweit mir bekannt, überhaupt die einzige Gemeinde, die dieſen Schritt der Selbſt⸗ verſicherung mit allen Konſequenzen getan hat. Sie ſehen aus dem Material, das Ihnen vorgelegt iſt, daß Königsberg trotz eines hohen Reſervefonds ſich nur zur Übernahme von 50 % der Selbſt⸗ verſicherung hat entſchließen können. Aus dem weiteren Material erſehen Sie, wieviele Städte ſich mit der Frage der Selbſtverſicherung bereits beſchäftigt, ſelbſt die Sache geprüft, Enqueten ver⸗ anſtaltet, unſer Material erbeten und ſich ſchließlich doch wieder freigemacht haben von dem Gedanken. Aus dem Material ergibt ſich übrigens nicht, was ich hier noch nachtragen will, wie ich es im Aus⸗ ſchuß getan habe, daß die Sradt Cöln, die bereits in den ſiebziger Jahren angefangen hat, ſich mit der Frage der Selbſtverſicherung zu beſchäftigen, auch ietzt wieder, über Jahr und Tag, mindeſtens ſeit Anfang dieſes Jahres, die Frage erörtert. Während der Ausſchußberatung hatte ich noch ein⸗ mal die Auskunft aus Cöln erbeten, zu welcher Entſchließung man gekommen ſei; die Antwort lautete: die Verhandlungen ſchweben noch; ge⸗ wichtige Stimmen, insbeſondere auch die des Oberbürgermeiſters, haben ſich, wie das Material ergibt, entſchieden gegen die Selbſtverſicherung ausgeſprochen. Aus dem Cölner Material habe ich ferner, was auch nicht aus den Akten zu erſehen möglich iſt, entnommen, daß die Stadt Frank⸗ furt a. M. zeitweiſe die Selbſtverſicherung aus⸗ geübt hat, aber infolge der ungünſtigen Er⸗ fahrungen davon zurückgekommen iſt. Infolgedeſſen möchte ich meinen, daß wir doch ſehr zurückhaltend ſein ſollen, und daß es ſich nicht empfiehlt, einen ſo bedeutungsvollen Schritt ge⸗ wiſſermaßen ſpielend zu tun. Das iſt meiner Anſicht nach der größte Fehler des Ausſchußbeſchluſſes. Man hat doch eigentlich nicht recht den Mut, ſich grundſätzlich und mit vollem Bewußtſein für die Selbſtverſicherung ſchon zu erklären; aber den erſten Schritt mit zwei Zehntel, der nicht wehe tut, glaubt man doch ſchon machen zu können. Ich meine, in einer ſolchen grundſätzlichen Frage muß man eben von vornherein grundſätzlich Stellung nehmen, muß man grundſätzlich klar ſein über das, was man tun will, wenn man wirklich die Verantwortung für die vollen Konſequenzen auf ſich nehmen will. Nach meinem Empfinden hat in dieſer Hinſicht dem Ausſchuß noch die erforderliche Entſchließungskraft gefehlt, und er taſtet nur. Ich möchte Sie deshalb bitten, meine Herren, wie ich es ſchon im Ausſchluß ſelbſt getan habe, dem Ausſchußantrage nicht Ihre Zuſtimmung zu er⸗ teilen und es bei der bisher für unſre Verhältniſſe durchaus bewährten Verſicherung durch die Geſell⸗ ſchaften zu belaſſen — wobei ich dem Magiſtrat, wie geſagt, in keiner Weiſe vorgreife, wenn ich die Frage der Selbſtverſicherung vorläufig hier un⸗ erörtert zu laſſen bitte. Sie ſteht heute nicht zur Tagesordnung, und ich glaube, wie geſagt, daß zum mindeſten die angedeuteten finanziellen Geſichts⸗ punkte uns noch eine ganze Reihe von Jahren daran hindern werden, ernſtlich an dieſen Gedanken heran⸗ zutreten — wodurch ich keinesfalls geſagt haben will, daß heute mit unſerer Beſchlußfaſſung die Frage der Selbſtverſicherung endgültig begraben ſein ſoll. November 1909 489 Es iſt ſehr wohl möglich, daß die Verhättniſſe ſich ändern — nicht zum wenigſten auch in unſerer Brandſchadenſtatiſtik —, und es würde ſich deshalb nicht empfehlen, daß etwa bei den Verſicherungs⸗ geſellſchaften der unantaſtbare Glaube Fuß faßte, daß wir niemals an die Selbſtverwaltung denken werden. Ich meine, wir werden auch fernerhin darüber wachen und reiflich prüfen müſſen, wie ſich das Exempel zu unſern Gunſten geſtalten läßt und ob wir von unſeren Geſellſchaften ſo bedient werden, daß wir an die Selbſtverſicherung nicht heran⸗ zutreten brauchen. Wir werden eben im andern Falle die Frage wieder aufnehmen müſſen und werden für den Fall, daß die Frage der Leiſtungs⸗ fähigkeit der Gemeinde und die Frage der Rück⸗ verſicherung, die ſehr wichtig ſind, befriedigend gelöſt werden ſollten, uns immerhin vorbehalten müſſen, ſpäter auf die Selbſtverſicherung zurück⸗ zukommen. Vorläufig jedenfalls liegt dazu keine Veranlaſſung vor. Stadtv. Wöllmer: Herr Kollege Meyer und der Herr Bürgermeiſter haben dieſe Frage ſo er⸗ ſchöpfend behandelt, daß mir, der ich auf demfelben Standpunkt ſtehe wie mein Freund Meyer, ſachlich nichts zu ſagen übrig bleibt, als eine kurze Be⸗ merkung. Herr Kollege Stadthagen hat den Antrag geſtellt, wenn die Magiſtratsvorlage in der ur⸗ ſprünglichen Form angenommen werden ſollte, eine der Verſicherungsgeſellſchaften zu ſtreichen. Ich möchte bitten, dieſen Antrag nicht anzunehmen, weil es meines Erachtens gar nicht möglich iſt, hier eine ſolche Streichung vorzunehmen, ſondern ich bitte, dem Magiſtrat das zu überlaſſen und die Magiſtratsvorlage anzunehmen, damit wir uns vollſtändig auf den Standpunkt ſtellen, den Herr Kollege Meyer hier präziſiert hat. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Rothholz (Schluß⸗ wort): Meine Herren, nach dem Standpunkt, den der Herr Bürgermeiſter entwickelt hat, muß ich mich wundern, daß er die Frage der Selbſtverſiche⸗ rung in der Vorlage überhaupt angeſchnitten hat. Wenn er ſagt, durch ſeine Studien in der Frage der Selbſtverſicherung ſei er dahin gekommen, ihr momentan nicht mehr ſympathiſch gegenüber⸗ zuſtehen, ſo weiß ich keinen Grund, weshalb der Magiſtrat die Frage der Selbſtverſicherung von der Stadtverordnetenverſammlung erörtert wiſſen wollte. Aber ſachlich haben mich weder die Einwände des Herrn Kollegen Meyer noch die des Herrn Bürgermeiſters überzeugt. Herr Kollege Meyer meinte, es wären nur ſchüchterne Verſuche mit der Selbſtverſicherung gemacht worden. Ich habe Ihnen angeführt, daß z. B. Berlin die Gasanſtalten im Werte von über 50 Millionen ſelbſt verſichert hat, desgleichen haben Dresden und Leipzig einen großen Verſuch gemacht, denen ſich Königsberg und Halle angeſchloſſen hat. Meine Herren, mit Ausnahme von Frank⸗ furt a. M., das der Herr Bürgermeiſter angeführt hat, hat noch keine Stadt, welche die Selbſtverſiche⸗ rung einmal zur Einführung gebracht hat, ſie wieder zurückgezogen; umgekehrt, die Städte wollen die Selbſtverſicherung ausdehnen, wie Leipzig und Dresden. Leipzig führt in ſeinem Berichte aus, daß die Geſamtſumme der Ausgaben für Mobilien⸗