Sitzung vom 10. ordentlicher Gerichte außerordentlich oft herausge⸗ ſtellt, daß hinter den verhängten Schaufenſtern in unerhörter Weiſe die Sonntagsruhe übertreten worden iſt. (Stadtv. Bollmann: Hört, Hört!) Ich habe es erlebt, daß der Ladeninhaber es fertig gebracht hat, nachdem die Polizei von dieſer Über⸗ tretung Nachricht bekommen hat, die Leute ge⸗ zwungen hat, die Verhängung feſter zu ziehen, und dann ſind dieſe Leute hinter den Garderoben⸗ ſtändern uſw. verſteckt worden. Wir haben dieſe Fälle oft erlebt, und wir müſſen feſtſtellen, daß das promenierende Publikum einen Einblick in die Läden nehmen kann, und daß den Gewerbe⸗ treibenden ein Entgegenkommen gezeigt wird da⸗ durch, daß die Verhängung der Schaufenſter endlich einmal aufhört. Auch hier machen wir einen Schritt nach vorwärts. Ich bitte Sie alſo, den An⸗ des Herrn Genoſſen Bollmann (Große Heiterkeit) — den Antrag des Herrn Kollegen Bollmann anzunehmen. Stadtv. Meyer: Ich gehe ſelbſtverſtändlich auch davon aus, daß eine Belaſtung der Handlungs⸗ gehilfen durch das Offenhalten der Schaufenſter nicht eintritt. Herrn Kollegen Zietſch gegenüber bemerke ich, daß der Widerſtand der Handlungs⸗ gehilfen vielfach auch durch die Befürchtung der Belaſtung gar nicht verurſacht war, ſondern daß in der Konferenz ſeitens der Delegierten der Hand⸗ lungsgehilfen der Standpunkt vertreten wurde, ſie hätten den Grund des Oberpräſidenten jetzt erſt kennen gelernt; nachdem ſie aber den Grund kennen gelernt hätten, wären ſie der Anſicht, daß man dabei ſtehen bleiben ſollte, um ein anderes Kom⸗ penſationsobjekt bezüglich der Sonntagsruhe zu erreichen. (Stadtv. Zietſch: Welche Delegierten waren das?) — Ich werde Ihnen das Material nachher geben. (Zurufe bei den Sozialdemokraten.) — Wenn Sie wünſchen, kann ich es Ihnen auch gleich mitteilen. Herr Friedländer vom Zentral⸗ verband der Handlungsgehilfen uſw. hat ſeinerzeit ausgeführt, daß ihm ſachliche Gründe gegen das Offen⸗ halten der Schaufenſter nicht bekannt ge⸗ weſen ſeien, und daß er erſt durch das Schreiben des Herrn Oberpräſidenten Kennt⸗ nis von den obwaltenden Bedenken erhalten habe. In Gemäßheit des am Schluſſe dieſes Schreibens ausgedrückten Gedankens empfehle er, die gebotene Gelegenheit taktiſch zu be⸗ nutzen und die Zuſtimmung der Gehilfen zum Offenhalten der Schaufenſter als ein Kompenſationsobjekt für die Gewährung einer erweiterten Sonntagsruhe ſeitens der Prinzipale zu behandeln. Meine Herren, im übrigen aber glaube ich, daß wir über die Sache völlig einig ſind. Wir ſind darüber einig, daß die Argumente der Handlungs⸗ gehilfen nicht richtig gewürdigt worden ſind, und daß die Verhängung der Schaufenſter beſeitigt werden muß. Stadtv. Hirſch: Ich freue mich, daß Herr Kollege Meyer die Ausführungen des Vertreters des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen hier wörtlich verleſen hat — d. h. ſoweit man bei einem ſo kurzen Bericht überhaupt von einer wortgetreuen Wiedergabe ſprechen kann. Aber ſelbſt aus dem, November 1909 493 was Herr Kollege Meyer verleſen hat, geht hervor, daß ſeine erſten Ausführungen durchaus unrichtig waren. Er wollte einen Widerſpruch konſtruieren zwiſchen den Ausführungen meines Freundes Gebert und denen des Vertreters der Handlungs⸗ gehilfen. Ein ſolcher Widerſpruch exiſtiert tat⸗ ſächlich nicht. Der Vertreter des Zentralverbandes hat auch mit keinem Wort ertlärt, daß er nicht auf dem Boden des Kollegen Bollmann ſteht, ſondern hat geſagt, er wolle die Gelegenheit benutzen, um auf dem Gebiete der Sonntagsruhe Kompenſationen zu bekommen. Stadtv. Meyer: Es kam mir in meinen erſten Ausführungen nicht darauf an, einen Gegenſatz zu konſtruieren, (Stadtv. Hirſch: Doch!) ſondern zu konſtatieren, daß die Überſpannung des gewerkſchaftlichen Prinzips, wie es in den Kuße⸗ rungen der Handlungsgehilfen zum Ausdruck ge⸗ kommen iſt, auch Ihrerſeits nicht gebilligt wird. Stadtv. Hirſch: Herr Kollege Meyer hat nicht nur einen Gegenſatz zwiſchen meinem Freunde Gebert und dem Vertreter der Handlungsgehilfen konſtatiert, ſondern er hat ſeiner beſonderen Freude darüber Ausdruck gegeben, daß Herr Kollege Gebert den Standpunkt des Handlungsgehilfenverbandes nicht teilt. (Die Beratung wird geſchloſſen. Der Antrag⸗ ſteller Stadtv. Bollmann verzichtet auf das Schluß⸗ wort. Die Verſammlung ſtimmt dem Antrage zu. — Zuruf des Antragſtellers Stadtv. Bollmann: Einſtimmig!) Vorſteher Kaufmann: Ich habe geſehen, daß nicht alle Herren dafür geſtimmt haben; ich kann alſo die Einſtimmigkeit nicht konſtatieren. Der Antrag iſt jedenfalls mit großer Mehrheit an⸗ genommen. Wir kommen zum nächſten Gegenſtande der Tagesordnung: Anfrage der Stadtv. Guttmann und Gen. betr. Wertzuwachsſtener. — Druckſache 323. Die Anfrage lautet. Die Unterzeichneten richten an den Magi⸗ ſtrat die Anfrage, wann eine Vorlage betr. die Wertzuwachsſteuer⸗Ordnung zu erwarten iſt, zu deren Vorbereitung bereits am 16. De⸗ zember 1908 eine gemiſchte Deputation ein⸗ geſetzt worden iſt. Meine Herren, ich bitte bei dieſer Gelegenheit um Ihre Genehmigung, eine frühere Anfrage des Herrn Kollegen Stadthagen und Gen. vom 5. Mai, die denſelben Gegenſtand behandelt, mit zur Er⸗ ledigung zu bringen. Die Anfrage wurde in der Sitzung vom 19. Mai zurückgeſtellt; es wurde damals von mir folgendes feſtgeſtellt: Ich werde infolgedeſſen den Gegenſtand erſt dann wieder auf die Tagesordnung ſetzen, wenn ich von den aufragenden Herren aufs neue dazu veranlaßt werden ſollte. Das iſt überſehen worden; ich hätte den Antrag ſonſt gleich mit auf die Tagesordnung geſetzt. Ich bitte alſo, Ihrerſeits nachträglich zu genehmigen, daß auch die frühere Anfrage des Herrn Kollegen