4941 Stadthagen durch die heutige Verhandlung ihre Erledigung findet. (Zuſtimmung.) Die Anfrage der Stadtv. Dr Stadthagen und Gen. vom 5. Mai d. I. lautet: Wann beabſichtigt der Magiſtrat, im Hin⸗ blick auf die Einführung der Wertzuwachs⸗ ſteuer in Schöneberg und die vorausſichtliche Einführung einer Reichswertzuwachsſteuer, der Stadtverordnetenverſammlung eine Vor⸗ lage wegen Einführung einer Wertzuwachs⸗ ſteuer in Charlottenburg zu machen? Frageſteller Stadtv. Guttmann: Meine Herren, in der Sitzung vom 16. Dezember 1908 iſt ein gemiſchter Ausſchuß zur Beratung der Ein⸗ führung einer Wertzuwachsſteuer eingeſetzt worden. Dieſer gemiſchte Ausſchuß beruht auf einem Be⸗ ſchluß der Stadtverordnetenverſammlung vom 11. November 1908, in der außer dem Beſchluß auf Einſetzung dieſes Ausſchuſſes ihm auch noch die Er⸗ klärung auf den Weg mitgegeben worden iſt, daß die Verſammlung ſich grundſätzlich, vorbehaltlich der Regelung der Einzelheiten, für eine Wert⸗ zuwachsſteuer ausſpricht. Der damalige Referent, Herr Kollege Meyer, hat darauf hingewieſen, daß es notwendig iſt, einen feſten und entſchiedenen Willen in dieſer Angelegenheit zu dokumentieren und dieſe Erklärung als Ausdruck dafür anzunehmen, damit nicht etwa der Eindruck erweckt wird, daß dieſe Uberweiſung in die gemiſchte Deputation ein Begräbnis erſter Klaſſe darſtellen ſoll. Dieſe Auf⸗ faſſung iſt auch weiter bei der Beratung von ver⸗ ſchiedenen Seiten unterſtützt worden. Seither iſt ein Jahr verfloſſen, und es hat eine Grabesruhe in dieſer Frage geherrſcht. Wenn ich auch durchaus die Schwierigkeiten der Regelung dieſes Problems anerkenne, ſo glaube ich doch, daß unſere jetzige Anfrage um ſo mehr gerechtfertigt iſt, als inzwiſchen ein Jahr verfloſſen iſt und auch noch einige neue Tatſachen in die Welt gekommen ſind, welche die Dringlichkeit der Erledigung dieſer Frage nach der einen oder andern Seite durchaus fordern. Es iſt, wie Ihnen allen bekannt iſt, im Laufe dieſes Jahres 1909 durch den Reichstag auf Antrag des Grafen Weſtarp beſchloſſen worden, daß ſpäteſtens zum 1. April 1912 eine Reichswert⸗ zuwachsſteuer eingeführt werden ſoll. Es iſt ſomit für die ungeſchmälerte Erhaltung der Einnahmen aus einer Wertzuwachsſteuer nur eine kurze Spanne Zeit gelaſſen. Es haben inzwiſchen nach dem Vor⸗ gange von Schöneberg die Gemeinden Lichtenberg und Spandau eine Wertzuwachsſteuer eingeführt, einige uns benachbarte ländliche Kreiſe haben es auch getan. Alle dieſe Umſtände ſind nach meiner Anſicht geeignet, uns darauf hinzuweiſen, daß wir die Entſcheidung über dieſe Frage nicht weiter hinausziehen ſollen. Meine Herren, ich unterlaſſe es, ſachlich auf die Frage hier näher einzugehen; denn dieſe Frage hat ſchon ſeit Jahren — ich glaube, ſchon ſeit 1904 — die Verſammlung beſchäftigt, und zu verſchiedenen g Malen iſt die Verſammlung eingehend in eine Er⸗ örterung dieſer überaus ſchwierigen Frage ein⸗ getreten. Das will ich hier nicht. Ich glaube, nur ſagen zu dürfen, daß wir wiſſen müſſen, wie die Sache ſteht. Ich und meine Freunde erachten die Wertzuwachsſteuer als eine gerechte und billige und aus der Finanzlage unſerer Stadt begründete Maßregel. Wenn dieſe Auffaſſung etwa nicht die Sitzung vom 10. November 1909 Mehrheit finden ſollte, nun, ſo müſſen wir es uns gefallen laſſen. Wir wollen es uns aber nicht ge⸗ fallen laſſen — und ich glaube, das liegt im Intereſſe der geſamten Verſammlung —, daß aus unſerer Wählerſchaft heraus uns etwa mit Recht der Vor⸗ wurf gemacht werden kann, daß eine Verſchleppung dieſer Frage eingetreten iſt. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, wenn wir ſeinerzeit unſere Anfrage zurückgeſtellt haben, ſo geſchah es weſentlich darum, weil eine Beunruhigung des Publikums vermieden werden ſollte. Es iſt nicht zu verkennen, daß es ſich bei einer derartigen Frage empfiehlt, mit vollendeten Tat⸗ ſachen vor die Welt zu treten, daß es ſich empfiehlt, wie es Schöneberg gemacht hat, in 8 Tagen eine Vorlage einzubringen, in 8 Tagen die Vorlage durchzubringen und ſie bei der Regierung noch in denſelben 8 Tagen zur Erledigung zu bringen. Meine Herren, wir ſtanden vollkommen auf dieſem Standpunkt. Aber, meine Herren, wenn man auf dem Standpunkt ſteht, eine Beunruhigung vermeiden zu wollen, dann muß man auch etwas tun, dann muß man die Sache auch ſchnell in ge⸗ heimen Beratungen zu Ende bringen und dann vor die Welt mit der vollendeten Tatſache treten. Das iſt nun trotz aller Sympathie, die doch auch zum Teil, glaube ich, bei dem Magiſtrat für die Angelegenheit beſteht, bisher nicht geſchehen, und da hilft alles nichts: da ſind wir nicht Schuld daran, wenn von neuem eine Beunruhigung in die Bürgerſchaft getragen wird. Meine Herren, es kann nun geſagt werden: die Frage iſt ſo ſchwierig, daß wir ſie eben ſehr reiflich überlegen müſſen. Dieſes Argument hat ja Herr Kollege Guttmann in gewiſſer Weiſe ſchon beiſeite geſchoben, indem er darauf hinwies, ſeit wieviel Jahren die Sache überlegt wird. Ich möchte ſachlich auf die Angelegenheit auch nur bzgl. eines Punktes eingehen, der den Freunden der Wertzuwachsſteuer ſo oft entgegengehalten wird. Es wird geſagt: wir haben eine gute, viel Geld einbringende Umſatzſteuer, wir würden uns dieſe Einnahme verſchließen, wenn wir die Wert⸗ zuwachsſteuer einführen. Die Sachverſtändigen wiſſen ja, daß das abſolut nicht der Fall ſein muß. Ich perſönlich ſtehe durchaus auf dem Standpunkt, daß die Umſatzſteuer bei der Einführung der Wert⸗ zuwachsſteuer beizubehalten iſt, daß nur ihre Härten und Ecken, die ſie hat, abgeſchliffen werden müſſen. Alſo ein Fortfall der einen Geldquelle braucht durchaus nicht in Frage zu kommen, ſondern nur eine gerechtere Verteilung und eine Ergänzung. Wie man das zu machen hat, werden die Sach⸗ verſtändigen im Magiſtrat ja auch wiſſen. Außer⸗ dem gibt es dafür Vorgänge: wir brauchen nur das, was andere Städte gemacht haben, hier nachzumachen. Schöneberg hat es in dieſer kurzen Zeit ſchon fertig gebracht. Als ſeinerzeit Schöne⸗ berg dieſe Angelegenheit betrieb, habe ich — ich weiß nicht, ob es öffentlich war, es kann auch privatim eweſen ſein — darauf hingewieſen, daß die⸗ jenigen Städte, die rechtzeitig die Wertzuwachs⸗ ſteuer einführen würden, vielleicht Vorteile haben würden. Mir wurde damals von einer maßge⸗ benden Perſönlichkeit geſagt: davon kann gar keine Rede ſein, das iſt ganz ausgeſchloſſen. Die Ent⸗ wicklung der Sache hat mir Recht gegeben: der Reichstag hat in ſeinen Beratungen einen der⸗ artigen Grundſatz feſtgeſetzt — allerdings nicht