532 etwas im Köcher ihrer Anklage haben, Gelegenheit geben, dieſen Köcher auszupacken, und dazu iſt nur die Gelegenheit im Ausſchuß vorhanden. Mögen die Herren mit uns in den Ausſchuß kommen und mögen ſie da ihre Zeugen nennen und alles ſagen, wozu ſie vielleicht hier in der Verſammlung nicht in der Lage ſind; mögen ſie dann vollſtändig das zu beweiſen ſuchen, was ſie hier behauptet haben. Ich bin deshalb der An⸗ ſicht, daß es auch im Intereſſe des Anſehens des Herrn Richter und ſeiner Frau liegt, wenn wir die Gelegenheit geben, dieſe Dinge im Ausſchuſſe zu beſprechen. Dem Herrn Lehrer Richter und ſeiner Frau iſt auch, glaube ich, durch die Aus⸗ führungen der Magiſtratsmitglieder und der an⸗ deren Herren — ausgenommen freilich die Antrag⸗ ſteller — nun bekannt, daß wir die Verdächtigungen in keiner Weiſe als begründet anſehen. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Herr Wöllmer hat mich mißverſtanden. Ich habe geſagt — ſo habe ich geſchloſſen —: Meine Herren, gehen Sie in den Ausſchuß und ſtellen Sie dann auch Ihrer⸗ ſeits die makelloſe Ehre des Mannes wieder her. (Sehr richtig!) Ich habe nichts gegen den Ausſchuß, wie er von Herrn Dr Frentzel begründet worden iſt. Er will durchaus das, was Herr Wöllmer geſagt hat, er will ganz zweifellos feſtſtellen, daß die Stadt⸗ verordnetenverſammlung ſich nach eingehender Einſichtnahme in die Akten davon überzeugt hat, daß nichts von den Gerüchten übrig bleibt. Wenn Sie aber, meine Herren, heute eine Ehrenerklärung ſchon abgeben wollen, dann, glaube ich, iſt der Fingerzeig, den Herr Dr Stadthagen empfahl, beherzigenswert. Herr Stadthagen will ja au dem Ausſchuſſe nicht widerſprechen, er will aber nur den zweiten Teil des Antrags der Inter⸗ pellanten in den Ausſchuß verweiſen, den erſten Teil will er heute gleich ablehnen, und das würde auch ſeitens der Majoritädt der Stadtverordneten⸗ verſammlung eine Ehrenerklärnug für den Herrn Richter bedeuten, über die ich mich ſehr freuen würde. Stadtv. Meyer: Meine Herren, ich möchte nur zu den letzten Ausführungen des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters Stellung nehmen und erklären, daß wir auf unſerem Standpunkle ſtehen bleiben, den geſamten Antrag der Herren Kollegen Bartſch und Genoſſen dem Ausſchuſſe zu überweiſen, weil wir beiden Teilen im Ausſchuſſe eine volle Erörterung ermöglichen wollen. Allerdings geht ja der erſte Teil nicht unverſehrt aus der heutigen Diskuſſion hervor: die Herren Antragſteller haben ſelbſt ihn auch dem Sinne nach bereits modifiziert, indem Herr Kollege Zietſch und dann Herr Kollege Hirſch beſtrebt waren, den Antrag dahin aus⸗ zulegen, als liefe er nicht auf eine Entlaſſung, ſondern auf eine Unterſuchung hinaus. Wir glauben, daß nach dieſer Interpretation und be⸗ ſonders im Zuſammenhange mit der Aufklärung, die heute innerhalb der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung ſtattgefunden hat, die Verweiſung beider Teile in den Ausſchuß nicht dazu dienen kann, irgendwelche Zweifel, wie ſeitens des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters und vorher des Herrn Kollegen Stadthagen angedeutet worden iſt, zu nähren, ſondern lediglich das Beſtreben zeigt, eine reſtloſe Klarſtellung auch im Intereſſe der Nächſtbeteiligten, des Richterſchen Ehepaares, herbeizuführen. Sitzung vom 24. November 1909 Antragſteller Stadtv. Zietſch (Schlußwort): Ich will mich recht kurz faſſen und mich auf das notwendigſte beſchränken. Auf Einzelheiten will ich nicht mehr eingehen, da ich mit Beſtimmtheit annehmen darf, daß wir im Ausſchuß darüber werden ſprechen können, eventuell werde ich in zweiter Leſung im Plenum darauf zurückkommen. Nur auf einige Punkte möchte ich noch eingehen. In den Ausführungen des Herrn Bürger⸗ meiſters und des Herrn Stadtrats Samter reſp. in dem Verhalten des Herrn Stadtrats Samter gegenüber dem Beſchwerdeführer ſcheint mir doch ein Widerſpruch zu liegen. Als ſich der Beſchwerde⸗ führer mit ſeiner Beſchwerde an Herrn Stadtrat Samter gewandt hat, iſt ihm geſagt worden: das iſt Sache des Bürgermeiſters; warten Sie, bis er zurück iſt, von ihm werden Sie Beſcheid bekommen. Dann iſt der Beſchwerdeführer, wie der Herr Bürgermeiſter auch feſtgeſtellt hat, — ich habe es vorhin ja auch geſagt —, unaufgefordert zum Herrn Bürgermeiſter gegangen und hat gefragt: wie iſt es mit dem Verfolg meiner Beſchwerde? — worauf ihm die Antwort zuteil wurde: das iſt Sache des Herrn Stadtrats Samter als Dezernenten der Armenverwaltung, von ihm werden Sie Nach⸗ richt bekommen. Die Nachricht hat ſehr lange auf ſich warten laſſen. Der Beſchwerdeführer wird von Pontius zu Pilatus geſchickt, er weiß nicht, an welche Inſtanz er ſich zu halten hat, und jetzt kommt heraus, daß Herr Stadtrat Samter, trotzdem er vorher geſagt hatte, das iſt nicht meine Angelegen⸗ heit, das zu unterſuchen, in der Waiſenanſtalt ge⸗ weſen iſt und die Kinder verhört hat. Herr Stadtrat Samter hat ſich nun über die Form des Antrags aufgehalten, und mit ihm ch haben auch einige Herren aus der Stadtverordneten⸗ verſammlung darüber ſehr erregt getan. Herr Stadtrat Samter ſagte, die unobjektive Art unſeres Vorgehens leuchte ja aus der Faſſung des Antrags heraus. Und er ſagte weiter, wenn man eine Unterſuchung wollte, ſo hätte man das anders formulieren können. Das wußten wir ſo gut, wie es Herr Stadtrat Samter weiß, wie es Herr Dr Frentzel weiß und andere Herren zu wiſſen vorgeben: Wenn wir nur eine Unterſuchung ge⸗ fordert hätten, dann wäre ja die Antwort des Magiſtrats klar geweſen, denn die Unterſuchung hat ja der Magiſtrat angeſtellt. Davon, daß eine Unterſuchung durch den Magiſtrat geplant iſt, hatten wir auch durch den Beſchwerdeführer Kenntnis bekommen. Herr Dr Frentzel kennt ja die Akten viel genauer, er wird dieſe Umſtände noch viel beſſer kennen. Wie kamen wir nun zu dieſer ſcharfen Formulierung des Antrags? Meine Herren, nicht nur wir ſind zu dieſer ſcharfen Schluß⸗ folgerung gekommen, daß hier eine Amtsentſetzung vorgenommen werden müßte, wenn die Dinge wirklich ſo liegen, wie ſie angeführt wurden, ſondern Herr Stadtrat Samter iſt von ganz derſelben Auf⸗ faſſung beſeelt geweſen. Als ihm die Beſchwerde mitgeteilt wurde und er noch nichts Näheres wußte, iſt er der Auffaſſung geweſen: das muß aufhören, da gibt es nur eine Möglichteit: die Amtsentlaſſung Richters, den Mann können wir nicht behalten —, und der Herr Oberbürgermeiſter hat dasſelbe geſagt. (Zuruf vom Magiſtratstiſch.) — Ganz recht, Sie haben ja Ihre Unterſuchung angeſtellt und glauben jetzt Gegenbeweiſe zu be⸗ ſitzen. Wir haben von dem Beſchwerdeführer, da