538 Punkt 2 der Tage ornut Borlage betr. Zahlung von Witwen⸗ und Waiſen⸗ geld. — Druckſache 356. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Den Hinterbliebenen des verſtorbenen ehe⸗ maligen Feuerwehrmannes Paul Gnädig wird ein Witwen⸗ und Waiſengeld von zu⸗ ſammen 693 ℳ. jährlich gewährt. Der für die Monate Februar und März 1910 noch erforderliche Betrag von 115,50 ℳ iſt aus der Etatspoſition IX—1—2 für 1909 — Ruhelöhne, Witwen⸗ und Waiſengelder uſw. für ehemalige Mannſchaften der Feuerwehr und deren Hinterbliebenen — zu zahlen.) Punkt 3 der Tagesordnung: Vorlage betr. Erwerb von Platzland des Nollen⸗ dorfplatzes. — Druckſache 357. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Der Magiſtrat wird ermächtigt, das noch im Eigentum der Frau Gabcke befindliche Platz⸗ land des Nollendorfplatzes im Wege der Ent⸗ eignung zu erwerben. Die Koſten ſind zunächſt vorſchußweiſe zu entnehmen. Zur teilweiſen Deckung der Koſten iſt der am Jahresſchluſſe beim Haupt⸗ etat Ord. VvIII1—9—3 (Straßenlanderwerb auf beſonderen Gemeindebeſchluß) verblei⸗ bende Beſtand zu verwenden. Der hierdurch nicht gedeckte Teil der Koſten iſt nach end⸗ gültiger Feſtſtellung in das Ordinarium des Straßenbauetats des folgenden Rechnungs⸗ jahres einzuſtellen.) 10 Punkt 4 der Tagesordnung: Borlage betr. Bau eines gemauerten Kunals in der Rognitzſtraße. — Druckſache 358. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des 44 2. wie folgt: . Der Bau eines 65 m langen gemauerten Kanals in der Rognitzſtraße ſüdlich vom Kaiſerdamm wird unabhängig von der Re⸗ gulierung dieſes Teiles der Rognitzſtraße genehmigt. Die Koſten des vorgenannten Kanals werden auf 30 000 ℳ feſtgeſetzt, ſind aus Anleihe⸗ mitteln zu entnehmen und beim Extra⸗ ordinarium des Sonderetats 1 für 1909 in Sollzugang zu ſtellen.) 10 Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Bewilligung einer Beihilfe an die von Bodelſchwingh'ſchen Kolonien bei Bernaun. Druckſache 359. Berichterſtatter Stadtv. Protze: Meine Herren, der emeritierte Paſtor von Bodelſchwingh, der Begründer und Vorſitzende der Arbeiterkolonien Sitzung vom 8. bei Dezember 1909 Bernau, bittet um einen außerordentlichen Beitrag von 10 000 ℳ. Der Zweck dieſer Kolonien iſt durch die erfolgten Beſichtigungen und auch durch die hier in der Stadtverordnetenverſammlung ge⸗ pflogenen Verhandlungen genügend bekannt. Zur⸗ zeit befinden ſich in dieſen Arbeiterkolonien 470 Einzelſtübchen, welche das ganze Jahr hindurch vollſtändig beſetzt ſind und manchmal gar nicht ausreichen. In den paar Jahren ſeit Beſtehen der Kolonie ſind 185 Morgen öden Sandlandes in gutes Gemüſe⸗ und Obſtland umgewandelt worden. Es ſind Leute, die ſich ſonſt draußen auf der Land⸗ ſtraße herumgetrieben haben, mit dieſer Arbeit dort beſchäftigt worden. Meine Herren, wie Sie aus der Vorlage erſehen, war es dringend nötig, dort noch mehr Gebäude zu errichten, was auch wieder Ausgaben erforderlich machte. Es wird dann noch angegeben, daß eine große Waſſeranlage errichtet werden ſoll, welche ungefähr 11 000 ℳ Koſten verurſacht, und im nächſten Jahre noch eine Anlage zur Verwertung des Obſtes geſchaffen werden ſoll. Nach Fertigſtellung dieſer Anlagen werden größere Ausgaben nicht mehr nötig ſein. Daß ſich die Einrichtung zurzeit noch nicht ver⸗ zinſen kann, iſt wohl ſelbſtverſtändlich. Nach 5, 6 Jahren aber, wenn die Obſtbäume größer geworden ſein werden und den nötigen Ertrag liefern, kann man annehmen, daß ſich die Sache ziemlich rentiert. Wir haben den Bodelſchwingh'ſchen Kolonien in den Jahren 1905, 1907 und 1908 außerordentliche Beiträge gegeben und dadurch zu ihrer Einrichtung beigetragen. Es iſt unſere Pflicht, daß wir jetzt dafür ſorgen, daß die Sache weiter gedeiht und nicht zugrunde geht. Wenn auch nicht ohne weiteres für uns ein Vorteil erſehen werden kann, ſo haben wir doch wohl indirekt einen größeren Vorteil, als man glauben könnte. Denn wenn die 470 Per⸗ ſonen dort nicht beſchäftigt würden, ſondern ſich auf die Gemeinden verteilten, dann würde Char⸗ lottenburg — davon bin ich überzeugt — nicht den kleinſten Prozentſatz davon erhalten, und die Summe, die wir auf dieſe Weiſe ausgeben müßten, würde vielleicht noch größer ſein. Mit Rückſicht auf die Finanzlage der Stadt empfiehlt uns der Magiſtrat, nicht die erbetenen 10 000 ℳ, ſondern nur 5000 ℳ zu bewilligen. Ich ſchließe mich dem Antrage des Magiſtrats an und bitte Sie auch, dieſe 5000 ℳ zu bewilligen. Stadtv. Dr. Röthig: Meine Herren, auch meine Freunde bitten Sie, die Magiſtratsvorlage anzunehmen. Es iſt ja ſelbſtverſtändlich, daß wir durch den großen Zuſchuß, den wir in den ver⸗ gangenen Jahren, wie das auch der Herr Referent eben ausgeführt hat, dem Unternehmen geleiſtet haben, das getan haben, was wir im Intereſſe des Unternehmens aus allgemeinen Geſichtspunkten tun mußten. Ein Grund der damaligen Be⸗ willigungen war der, daß wir annahmen, durch die Unterſtützung des Unternehmens einen indirekten Vorteil in der Verringerung der Vagabondage in Charlottenburg zu erzielen. Da hat mich der Paſſus der Magiſtratsvorlage ſehr intereſſiert, wo⸗ nach dieſer erhoffte Erfolg tatſächlich nicht aus⸗ geblieben iſt. Wie ich von vornherein annahm, iſt das natürlich zahlenmäßig nicht zu begründen; aber nach meinen Informationen beruht dieſe Angabe des Magiſtrats auf den Beobachtungen verſchie⸗ dener mit den einſchlägigen Verhältniſſen ver⸗ trauter Perſonen, ſo daß man tatſächlich annehmen