542 Sitzung vom 8. Dezember 1909 terlicher Weiſe aufgebauſcht wurden, was meines tung der Preſſe und von der Notwendigkeit, das Erachtens vermieden worden wäre, wenn von ſeiten des Magiſtrats rechtzeitig Richtigſtellungen ſtattgefunden hätten. Nach meiner Auffaſſung iſt die Preſſe die größte Macht der Welt, und ich ſehe keinen Grund ein, weshalb wir uns dieſer Macht nicht bedienen ſollten. Die Stadt Berlin hat in richtiger Erkenntnis der Verhältniſſe vor unge⸗ fähr einem halben Jahre die Einrichtung getroffen, daß von einem Magiſtratsaſſeſſor aus die Preſſe amtlich bedient wird. Ich glaube, nicht fehl zu gehen in der Annahme, daß dieſe Berichte aus dem Ber⸗ liner Rathauſe mit dem größten Intereſſe geleſen werden. Ich glaube, behaupten zu können, daß Schöneberg und Wilmersdorf dieſem guten Bei⸗ ſpiel gefolgt ſind, nur Charlottenburg hat ſich bis jetzt nicht nach der Richtung entſchieden. Ich hatte bereits im letzten Lahre bei der Etatsberatung Gelegenheit genommen, die Sache anzuſchneiden. Leider hatte ich keinen Erfolg damit. Meine Herren, viele von uns ſprechen oft Bürger Charlottenburgs, die zwar bei uns wohnen, deren Tätigkeit aber in Berlin oder in anderen Orten liegt, die zu 11/12 nach Berlin gravitieren und ſich zu 1/12 vielleicht für Charlottenburger Verhält⸗ niſſe intereſſieren oder vielleicht auch gar nicht inter⸗ eſſieren. Die Herren erklären ganz einfach: ja, wir hören nichts von Charlottenburg, wir kennen gar nicht die Einrichtungen von Charlottenburg. Ich glaube, es wäre Aufgabe des Magiſtrats, mehr die Preſſe zu informieren, damit die Herren erfahren, welche großartigen Einrichtungen Char⸗ lottenburg beſonders in den letzten Jahren ge⸗ troffen hat. Charlottenburg iſt bekanntlich eine Stadt, die ſich in den letzten 20 Jahren zu einer ungeahnten Blüte erhoben hat. Unſere Verwaltung war verpflichtet, große Summen für Einrichtungen auszugeben, die andere Städte, die gleich groß ſind, wie z. B. Königsberg, Danzig, Stettin, ſeit Jahrzehnten haben. Wir haben Einrichtungen ge⸗ ſchaffen, die von jeder berufenen Seite als muſter⸗ gültig hingeſtellt werden. Meine Herren, das wiſſen wir, die Stadtverordneten; aber unſere Mit⸗ bürger wiſſen davon herzlich wenig. Wir Stadt⸗ verordneten bekommen jedes Jahr ein wunder⸗ volles Werk unſerer (Gemeindeverwaltung, das Werk leſen wir in unſerem Studierzimmer, die Bürger aber erfahren davon nichts. Ich möchte daher wünſchen, daß die Preſſe von unſeren muſtergültigen Einrichtungen, von dem, was Char⸗ lottenburg ſo großartig geſchaffen hat, beſſer unterrichtet würde. Von einer Seite iſt mir dann noch der Wunſch kundgegeben worden, daß es der Preſſe ſowohl wie den Vereinen gegen Entgelt geſtattet werden möchte, regelmäßig unſere Tagesordnung und die ſtenographiſchen Berichte zu bekommen. Meine Herren, ich bitte Sie, dieſe unſere Anfrage einer Beſprechung zu unterziehen. Vorſteher Kaufmann: Ich möchte zunächſt den Herrn Kollegen Mann darauf aufmerkſam machen, daß der Preſſe ſchon ſeit Jahren unſere Tagesordnungen und Vorlagen unentgeltlich zu⸗ gehen. In dieſer Beziehung hat er alſo einen Wunſch geäußert, der bereits ſeit Jahren erfüllt iſt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, der Magiſtrat teilt mit den Herren Inter⸗ vellanten durchaus, die Auffaſſung von der Bedeu⸗ eine große Publikum, die Bürgerſchaft aufzuklären über das, was von Wichtigkeit in der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung vorgeht. Der Magiſtrat hat ſich deshalb bereits am 26. Auguſt dieſes Jahres eingehend mit der Frage der Einrichtung eines offiziellen Preſſe⸗ dienſtes beſchäftigt und hat die Frage bejaht, Organiſation des Preſſedienſtes einzuführen, (Bravo!) und zwar am 26. Auguſt bereits. Berlin hat erſt am 1. Oktober dieſen Beſchluß gefaßt. (Stadtv. Hirſch: Bloß bei uns erfährt es niemand!) Ich ſage das nur, weil das Datum vorhin anders genannt wurde. — Der Magiſtrat hat auch an demſelben Tage einen Ausſchuß eingeſetzt, der für eine Organiſation dieſes Preſſedienſtes Vorſchläge machen ſoll. Der Ausſchuß iſt ſofort zuſammen⸗ getreten, und vom 1. September dieſes Jahres an beſteht bereits ein Preſſedienſt in unſerer Ver⸗ waltung, der vorläufig proviſoriſch eingerichtet worden iſt, um für eine definitive Regelung Erfahrungen zu ſammeln, ein Preſſedienſt, der auf Grund der Vorſchläge, die der Ausſchuß ge⸗ macht hat, eingerichtet worden iſt. Er iſt dem Sta⸗ tiſtiſchen Amte angegliedert und iſt bisher von dem Direktor Dr Badtke des Statiſtiſchen Amtes allein bedient worden. Auf Grund der Erfahrungen, die wir in der Zwiſchenzeit gemacht haben, hat nunmehr der Ausſchuß eine genauere Organi⸗ ſation, ein Syſtem für die ganze Bearbeitung der Angelegenheiten ausgearbeitet, das bis ins Detail hineingeht, und das das Beſtreben zeigt, ſowohl den Herren der Preſſe als den Herren in der Ver⸗ waltung die Einrichtung des Preſſedienſtes ſo leicht und bequem und angenehm wie nur möglich zu machen, damit dieſe Einrichtung leicht und zweckmäßig arbeitet. Es iſt in Ausſicht genommen, das Statiſtiſche Amt auf die Dauer mit dieſem Preſſedienſt zu verbinden, oder vielmehr den Preſſe⸗ dienſt an das Statiſtiſche Amt anzugliedern, ihn unter der Leitung des Direktors des Statiſtiſchen Amts zu laſſen und eine beſondere Kraft dafür in den Haushaltsplan einzuſtellen. Ein bezüglicher Antrag wird Ihnen bei der nächſten Etatsberatung zugehen. Es iſt jetzt ſchon der Vorſchlag gemacht worden — und ich nehme an, daß der Magiſtrat ihn annehmen wird, — hierfür die Kraft eines Sekretariatsaſſiſtenten, und zwar eines Mannes, von dem wir annehmen, daß er ſich beſonders dazu eignet, der vor kurzem das Sekretariatsexamen gemacht hat, einzuſtellen. Wir haben alſo bereits die Arbeit ſeit Anfang September begonnen und ſind mitten in der Entwicklung. Die Erfahrung wird lehren, wie die Einrichtung auszubauen ſein wird. (Bravo!) Vorſteher Kaufmann: Der Herr Inter⸗ pellant hat am Schluſſe ſeiner Begründung den Antrag auf Beſprechung geſtellt. Ich ſtelle die Unterſtützungsfrage. — Der Antrag iſt ausreichend unterſtützt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich habe noch eins vergeſſen. Meine Herren, die ſteno⸗ graphiſchen Berichte der Stadtverordneten⸗ verſammlung und die Stadtverordnetenvorlagen gehen ſämtlichen Zeitungen ſchon ſeit langer Zeit unentgeltlich zu. Auch die Verwaltungsberichte werden den Zeitungen zugeſendet. Die Zeitungen