562 Sitzung vom 22. Seeling, Stadtſchulrat Dr Neufert, Stadtſyndikus Dr Maier, Kämmerer Scholtz. Als Beiſitzer walten die Stadtv. Herren Dr Borchardt und Stein. Herr Stadtv. Dr Borchardt wird die Rednerliſte führen. Entſchuldigt ſind die Herren Barnewitz, Brode, Dr Frank, Dr Landsberger, Leben, Lingner, Nickel, Ruß, Schmidt, Schwarz, Schwaß. Die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Tages⸗ ordnung Nr. 18 bis 21 liegen nebſt den Akten aus und gelten als genehmigt, wenn bis zum Schluſſe der öffentlichen Sitzung Widerſpruch nicht er⸗ hoben wird. Der Vorſtand des Vereins der Stadtſekretäre hat der Verſammlung den Abdruck einer an den Magiſtrat gerichteten Bittſchrift betr. Normal⸗ beſoldungsetat überſandt. Das Schreiben wird ausgelegt. Wir treten in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Mitteilung betr. unvermutete Prüfung der ſtädtiſchen Kaſſen im November 1909. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 2 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Auflöſung der Rathausban⸗ deputation. — Druckſache 368. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 3 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Straßenbahnkörper in der Ber⸗ liner Straße. — Druckſache 369. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 4 der Tagesordnung: Borlage betr. Beſchickung der Ausſtellung des 2. Internationalen Straßenkongreſſes in Brüſſel 1910. — Druckſache 370. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Beſchickung der Ausſtellung des 2. In⸗ ternationalen Straßenkongreſſes in Brüſſel 1910 werden die entſtehenden Koſten bis zu 2050 ℳ bewilligt. Dieſer Betrag iſt in den Etat für 1910 Ord. Kapitel XIV unter einem beſonderen Abſchnitt einzuſtellen. Die vor dem 1. April 1910 entſtehenden Koſten ſind vorſchußweiſe à conto dieſes Etats⸗ abſchnittes zu verausgaben.) Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Abänderung der Fluchtlinien am Reichskanzlerplatz. — Druckſache 371. Berichterſtatter Stadtv. Wolffenſtein: Meine Herren, Sie hatten im Juni dieſes Jahres die Flucht⸗ linien am Reichskanzlerplatz für die Abänderung des Bebauungsplanes genehmigt. Die annähernden Koſten für die Ausführung dieſes Fluchtlinien⸗ plans betrugen 642 500 ℳ. Der Magiſtrat hat geglaubt, daß der weſentlichſte Teil dieſer Koſten Dezember 1909 auf die Anlieger abgewälzt werden könnte, ſei es, daß einzelne Anlieger disponibel werdendes Bau⸗ land erwerben ſollten, und daß anderſeits den An⸗ liegern dadurch Vorteile erwachſen, als eine neue Bauordnung, die Hochbauordnung und die ge⸗ geſchloſſene Bauweiſe mit 5 Geſchoſſen, eingeführt werden ſollte gegenüber der bis dahin beſtehenden Bauordnung, die Bauwiche vorſchrieb und nur vier Geſchoſſe zuließ. 2 Ehe nun die Verhandlungen mit den An⸗ liegern in ordentlichen Fluß geraten waren, hat es ſich ereignet, daß die Regierung die neue Bau⸗ ordnung dekretiert hat, ohne die Genehmigung und Feſtſetzung der Fluchtlinien abzuwarten. Ich kann mir die Sache nicht ganz erklären — vielleicht liegt hier ein Verſehen in der geſchäftlichen Behandlung vor — und ich bitte daher den Magiſtrat, uns darüber Aufklärung zu geben. Die Tatſache ſteht aber feſt, daß die neue Bauordnung in Kraft getreten iſt, ſſo daß jetzt, wenn wir bei dem Beſchluß über die Veränderung der Baufluchtlinien nach Maßgabe der früheren Vorlage beſtehen blieben, uns die ſämt⸗ lichen Koſten zur Laſt fallen würden. Der Magiſtrat hat nun einen neuen, weſentlich reduzierten Plan aufgeſtellt, der den ſchlimmſten Ubeln, die die bisherige Anordnung der Flucht⸗ linien nach ſich ziehen würde, begegnen kann. Wenn Sie den Plan anſehen und ihn genauer ſtudieren, dann werden Sie bemerken, daß ein Baublock zwiſchen der Reichsſtraße und dem Kaiſerdamm wie ein Eisbrecher, möchte ich ſagen, in den Platz hinein vorgeſchoben iſt, und daß der Platz ſelber in den weſtlich gelegenen Kaiſerdamm ganz unregelmäßig verläuft. Es iſt daher mit Freude zu begrüßen, daß wenigſtens der Verſuch gemacht werden ſoll, dieſe Seite des Platzes zu retten und günſtiger zu geſtalten. Die Front der Eckbauſtelle zwiſchen den beiden erwähnten Straßen iſt nach der alten Fluchtlinie ganz ſchmal. Dadurch, daß jetzt der Platz erweitert und die Fluchtlinie zurückgeſchoben werden ſoll, wird auch die Front verbreitert. Die Beſitzer dieſes Eckgrundſtückes ſind die Herren Friedenthal und Marcuſe, die es erſt von Herrn Schrobsdorff erworben haben, und zwar zu einem höheren Preiſe, als ſie es jetzt der Stadt⸗ gemeinde verkaufen wollen. Der niedrigere Preis als der Einkaufspreis der Firma iſt dadurch gerecht⸗ fertigt, daß ihre daran anſtoßenden Parzellen zu Eckparzellen werden und ſich dadurch beſſer aus⸗ nutzen laſſen. Eine andere Regulierung findet am Kaiſer⸗ damm ſelber ſtatt an einem Grundſtück, welches einem gewiſſen Kant gehört. Dieſer erwirbt Vorder⸗ land dazu, kann aber natürlich nicht den Preis dafür geben, für den die Stadt die Parzelle, die ich vorhin erwähnt habe, erwirbt, ſondern einen geringeren Preis, weil ſeine Bauſtelle eine übermäßig große Tiefe erhält; er hat alſo keinen entſprechenden Vorteil davon, hat ſich aber bereit erklärt, die Rute zu 1000 ℳ zu erwerben. Die beiden bisher genannten Grundſtücke betreffen die Oſtfront des Reichskanzlerplatzes, welcher der Stadt Berlin zugewendet iſt. Die gegenüberliegende Seite ſoll mäßiger mit Ver⸗ änderungen bedacht werden als in der früheren Vorlage. Es ſind Verhandlungen mit dem Beſitzer des daſelbſt belegenen Grundſtückes, Werckmeiſter, gepflogen worden; er iſt auch eine vorläufige Ver⸗ pflichtung eingegangen. Die Koſten für dieſe Regulierung ſind mäßig.